Zitat
Muß man das alles wirklich so strikt trennen, wie ich es hier oft lese?
Ich habe für viele Verhaltensweise keine Theorie, die mich zufriedenstellt. Ich bin mir aber dahingehend sicher, dass der Zusammenhang zwischen Hund-Hund-Kommunikation und Hund-Mensch-Kommunikation zwingend ist und deshalb nicht immer isoliert betrachtet werden kann.
Auch wenn unsere Hunde uns besser lesen können als wir sie, halte ich kein Lebewesen für fähig, vollständig losgelöste Kommunikationskonzepte zu entwickeln - weder die Hunde per Instinkt, noch wir Menschen per kognitivem Bewusstsein und Reflexion.
Alle Arten der Kommunikation, sei es Körper- oder Lautsprache, werden durch Wahrnehmung und Reflexion der Umwelt, möglicherweise auch durch Instinkte, geprägt. Was ich aus der Kommunikation mit meinen Artgenossen kenne, wende ich automatisch auch in den Kommunikationsversuchen mit meinem Hund an - gleichwohl ich mir der Tatsache bewusst bin, dass er kein Mensch ist.
Als unsere (vermutlichen) Ahnen noch nicht zum Primaten entwickelt waren und auf Bäumen lebten, kämmten sie sich mit ihren Fingern, die sich zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich bereits in einer Frühform herausgebildet hatten, das Fell. Eine Geste, die heute noch bei den Primaten beobachtet werden kann - sie bedeutet Zuneigung und Wohlbefinden, ist aber gleichermaßen ein Instrument der Rangordnung. Im Zusammenleben mit meinem Hund habe ich das Bedürfnis diese uralte Primatenregel auf ihn anzuwenden - ich kraule ihn. Mein Hund stammt nicht aus der Primatenfamilie und weiß diese Zuneigung trotzdem zu schätzen. Ich wage zu behaupten, dass er sogar die Rangordnungssache durchblickt - wer gestreichelt wird, erhält Aufmerksamkeit, erhält Wert.
Ähnliche Fellpflege-Rituale gibt es natürlich auch bei den Hunden - klar.
Was ich an diesem Beispiel zeigen möchte ist, das meine Kommunikation immer auch meine Instinkte, meine Geschichte und meine Prägung repräsentiert. Ich bin - weder als Mensch noch als Hund - dazu befähigt, in der Kommunikation auf diesen Hintergrund zu verichten. Auch wenn ein Mensch seinen Hund sehr gut lesen und aus Erfahrung sehr versiert mit dem Tier kommunizieren kann, repräsentiert er doch immer die Mensch-Kommunikation. Auch wenn ein Hund seinen Mensch sehr gut lesen kann und sein eigenes Verhalten daran anpasst, repräsentiert auch er immer noch die Hund-Kommunikation.
Äh, wieder viel zu lang.
Auf die anderen Fragen habe ich wenig Antworten. Ich glaube aber, dass der Hund weiß, dass ich ein Mensch bin und sich mir gegenüber anders verhält als gegenüber Artgenossen - er passt sich an. Allerdings glaube ich auch, dass er sein Verhalten aus der der Kommunikation mit Artgenossen ableitet und erst durch Erfahrung variiert.
