Hallo Mrs. Sweet,
es wird schon so sein, dass Eure Hündin diese Problematik aus ihrer Vergangenheit mitgebracht hat. Aber, was auch immer sie erlebt hat, JETZT ist sie in Sicherheit.
So wie Du es schreibst, ist sie ja ein sehr unsicheres Hundemädchen. Dass sie im Normalfall mittlerweile mit Euch allen ganz gut klar kommt, ist ja schon ein gutes Zeichen. Nun kann es aber sein, dass in den Momenten, in denen sie jetzt noch knurrt, die betreffenden Menschen sich aus Hundesicht "bedrohlich" verhalten haben. Das können ganz "popelige" Dinge sein: Gegenstände in der Hand, ein handtuch um die Haare gewickelt, ein Hut auf, ein dunkler Mantel an. Die Personen können sich auch in irgendeiner Form auf die Hündin zubewegt haben, die sie als bedrohlich empfunden hat - wenn jemand zu Tür rein kommt und seine Jacke aufhängen will und dabei am Hundeplatz vorbeimuss, nur als erfundenes Beispiel. Oder beim sie Streicheln wollen frontal auf sie zugehen, sich runterbeugen und dann Streicheln.... Das ist für solch einen Hund mit Vergangenheit einfach "zuviel". Normale Hunde lernen irgendwann, dass Menschen sich halt manchmal nicht an den Hunde-Knigge halten - vorbelastete Hunde brauchen wesentlich länger und mehr Hilfestellung dazu.
Versucht doch mal als Familie herauszufinden, wie genau die Situationen ausgesehen haben, in denen das Knurren aufgetreten ist.
Ganz wichtig ist: Das Knurren niemals bestrafen, so erzieht man sich nur einen Hund, dem ein wichtiges Kommunikationsmittel genommen wurde und der dann zukünftig in Bedrängnis eine Stufe überspringt und gleich zubeißt.
Wertet das Knurren nicht als Bedrohung, sondern als Ausdruck des "Ich fühle mich bedrängt und weiß nicht mehr weiter".
Vielleicht hast Du Lust, uns mal im Angsthund-Thread zu besuchen:
https://www.dogforum.de/ftopic92533.html
Eure ängstlich-unsichere Hündin braucht einfach noch ein wenig Hilfe, um mehr Selbstvertrauen zu bekommen. Wichtig ist, dass man als HH nicht versehentlich Ängste durch eigenes - nur allzu menschliches - Fehlverhalten bestärkt (das typische Trösten oder Sätze wie "Der tut Dir doch gar nichts" die der Hund nicht versteht, aber aus dem Tonfall raushört, dass er Recht hat, Angst zu haben), deshalb ist ein Hundetrainer möglichst gleich am Anfang eine gute Idee, weniger für den Hund direkt, als für die HH, die lernen müssen, wie man einem ängstlichen Hund Sicherheit vermittelt, weil das eben gänzlich anders läuft als bei uns Menschen.
Ihr habt in der recht kurzen Zeit ja schon einiges erreicht, der Rest kommt noch!
LG, Chris
Edit: Als "Notfallmaßnahme", wenn Eure Hündin durch irgendwas ins Knurren gerutscht ist, kann man, allen Dominanz-Rudelführer-und all sowas-Theorien zum Trotz, es dem Hund in diesem Moment leichter machen, indem man sich ein wenig seitlich dreht, sich kleiner macht, indem man die Schultern und Kopf in sich zusammensacken läßt und eine aus orthopädicher Sicht schlechte Haltung einnimmt und dabei herzhaft GÄHNT. Das signalisiert dem Hund in diesem Moment, dass man wahrgenommen hat, ihm zu sehr "auf die Pelle gerückt zu sein" und ist aus hündischer Sicht das Äquivalent zum "Ich tu Dir doch gar nichts". Das sollte aber eine Notfallmassnahme bleiben, besser ist es, den Hund gar nicht in solche Situationen zu bringen.