Hallo,
MIR wird das jetzt zu kompliziert. Ich oute mich einfach als jemand, der vieles, was meine Hunde jeden Tag als Leistung bringen, ab einem bestimmten Punkt als selbstverständlich ansieht. Was dann tatsächlich nicht mehr zu Super-Belohnungen führt, sondern entweder nur abgenickt (mehr so als "Ich hab es gesehen!"), verbal bestätigt wird (dann muss es schon meisterlich gewesen sein) oder - falls ich noch einen Futterbrösel in meiner Jackentasche finde - in Ausnahmesituationen (Podenco läßt sich problemlos von aufspringenden Hasen abrufen) dann auch tatsächlich mal mit dem ganz normalen TroFu belohne...wenn ich keins finde, dann wird geknuddelt und sich gefreut, weil ich dann auch super-stolz auf den Hund bin.
Mir ist nicht ganz klar, wieso ich Dinge, die funktionieren, so (für MICH) verkomplizieren soll, indem ich mir (bei 5 Hunden wird es dann kriminell) ausdenke, was jetzt an Umweltbelohnung für jeden einzelnen in Frage kommt - vor allem entfernt sich dieses Vorgehen für MICH zu weit von der Alltagstauglichkeit.
Hunde stellen ja untereinander auch gewisse Regeln auf - aber die Einhaltung wird nicht belohnt in Form von "wenn Du meinen Liegeplatz in Ruhe läßt, darfst Du dafür an der Ecke schnuppern", das "läuft" dann einfach...über das "Dann hast Du Deine Ruhe"-Prinzip und wird vielleicht noch mal nacherinnert... Das ist doch ihre Art der Verständigung, die sie verstehen und nachvollziehen können. Warum soll ich es als Mensch dann im Alltag so ganz anders machen als Hunde untereinander?
Auf das genannte Beispiel "hund will irgendwo schnuppern" und mir paßt das grad nicht in den Kram, aus welchem Grund auch immer, angewandt, gäbe es bei mir ein "Nein" ggf. noch ein "weiter" als Alternative zu Hundis Handlungseinfall und das wärs dann gewesen.
Mir ist nicht klar, was ich da belohnen sollte. Meine Hunde führen das Nein zuverlässig aus, wissen, was es bedeutet und dementsprechend handeln sie dann. WENN sie schnuppern dürfen, dann dürfen sie schnuppern.
Ich arbeite nicht nur mit positiver Bestätigung - ich "ahnde" Fehlverhalten meiner Hunde verbal, z. B. per "NA", "Laß das" oder "angewandter Stimm-Modulation" in Form eines etwas schärferen tonfalls oder blockiere einen drängelnden Hund auch mal mit ausgestrecktem Bein - das sind keine Grobheiten, sondern Hinweise für den Hund, dass das, was er da tut nicht in Ordnung ist.
Leela, Du hast irgendwo geschrieben "wenn Dein Hund Dich zum nächsten Baum schleifen will, dann bleibst Du stehen und wenn sie dann aufmerksam ist, darf Dein Hund dort hin"
Da würde ich an einer ganz anderen Stelle ansetzen. Leine ist Leine und da wird nicht gezogen und wenn Frau Merkel selbst da hingepinkelt hätte.
Punkt.
Ich kenne die Theorie, dass Lob und Bestätigung nur für die letzte Tat des Hundes gelten... Aber das ist für mich nur eine Theorie. In meinen Augen lernt Dein Hund - ich will da hin *zerr*, ok, sie hat´s kapiert, jetzt guck ich treudoof und zack - da bin ich, wo ich hin wollte....
Ich glaube nicht, dass das Lernverhalten von Hunden so kompliziert ist, wie "man" uns immer weiß machen will... Ich verstehe nicht, wieso ich einem Hund, der zu einem Grashalm will, ein Sitz abverlangen soll und ihn dann da als Belohnung hinschicke... Ich wollte vorher nicht, bevor der Hund den Grashalm entdeckt hat, dass der Hund Sitz macht, warum sollte ich mir eine vollkommen "sinnlose" Beschäftigung ausdenken...Entweder ich hab Zeit und kann den Hund schnuppern lassen oder eben nicht...
Je mehr ich über die verschiedensten Ausbildungsmethoden lese, desto mehr glaube ich, dass wir Menschen einfach viel zu viel an den Hunden rum-kommandieren - dass was Judith/rhaba über Ritualisierung geschrieben hat, macht für MICH mehr Sinn. Denn viele eingeübte Handlungsabläufe spielen sich vollautomatisch im Laufe der Zeit ein, wenn ich als Hundeführer in bestimmten Momenten immer die selbe Handlung vom Hund erwarte. (Sich Hinsetzen, wenn der Mensch irgendwo stehen bleibt, sich in einem bestimmten Aktionskreis um den Menschen aufhalten, die Leine als Begrenzung akzeptieren und selber - Hund jetzt - dafür Sorge tragen, dass die Leine immer locker bleibt, usw...)
Ich glaube, wir Menschen verwirren unsere Hunde manchmal regelrecht mit der Kommando-Überflutung....
MEIN Ziel bei jeglicher Hundeausbildung ist: Je gehorsamer der Hund ist, desto mehr Freiheiten kann ich ihm einräumen. Mein Ziel ist nicht die Ausbildung selbst...
Wenn ich im Text MEIN, MIR und so groß schreibe, soll das bedeuten, dass ich mir im klaren darüber bin, dass es da auch andere Meinungen zu gibt, die ich auch keinem ausreden möchte, sondern ich möchte nur mal erwähnt haben, dass es auch "einfacher" geht....
LG, Chris