Solange es Hunde gibt, wird es immer wieder solche Situationen geben, in denen man selbst sich korrekt verhält und durch die Fehler anderer in eine selten dämliche Lage gerät.
Ich bin jeweils mit 4 Hunden unterwegs, die normalerweise frei laufen, weil abrufbar und die, sobald Fremdhunde in Sicht sind, abgerufen und angeleint werden. Ich lege nicht den geringsten Wert auf Fremdhundkontakte, weil ich überzeugt davon bin, dass der Aufwand des sich-kennenlernens zwischen meinen und Fremdhunden, die wir nie wieder sehen werden (weil Touri-Hunde), sich einfach nicht lohnt. Meine Hunde leben in einer Gruppe, die ihre Bedürfnisse nach innerartlichen Kontakten erfüllt und haben im weiteren Aktionsradius regelmäßigen Kontakt zu anderen Dorfhunden (der sich ständig wiederholt und deshalb auch für die Dorf-Hund-Gemeinschaft wichtig ist).
Wenn nun ein Fremdhund REGELKONFORM auf uns zukommt - was bedeutet, er stürmt nicht bellend direkt auf uns zu (was aus Hundesicht ein absolutes Fehlverhalten ist), sondern er nähert sich ruhig, dezent wedelnd zur Beschwichtigung in kleinen Bögen, starrt niemanden von uns direkt an, bleibt bei der Annäherung auch mal stehen...kann ich davon ausgehen, dass DIESE Hundebegegnung "gut" ausgehen wird, weil der fremde Hund sich korrekt verhält. Dann denke ich mir im Stillen meinen Teil, lass die Hunde sich begrüßen und geh dann meinen Weg weiter... läuft der Hund mit uns mit, geh ich nicht extra-schnell, aber ich bleibe auch nicht extra stehen, damit die Halter ihren Hund einsammeln können...in der Bewegung passiert nämlich am wenigsten...
Kommt ein Fremdhund NICHT-REGELKONFORM auf uns zu - zeigt also ein direktes, frontales Zustürmen auf uns, möglichst noch mit Bellen untermalt, kommen meine Hund auf eine Seite und ich blocke diesen Hund ab. Mit einem Hund, der sich - nicht nur aus Hundesicht - so vollkommen unhöflich benimmt, KANN es nämlich bei solchen Begegnungen nur Probleme geben. Je nachdem, wie der Fremdhund sich verhält, "umkreise" ich zum Abblocken meine Hunde, die sich im Stehen dann mitdrehen - niemals käme ich auf die Idee, meine Hunde absitzen zu lassen, weil das eine unglückliche Position für sie wäre. Meine Hunde dürfen in so einem Moment Bellen und Brummeln und Imponieren, aber sie dürfen den Fremdhund nicht angehen (auch wenn dieser geradezu darum bettelt). Wenn ich die dazugehörigen Halter sehe, gibt es die kurze Ansage "Nehmen Sie bitte SOFORT Ihren Hund hier weg". Einfach nur ganz bestimmt, ohne Wut und ohne Ärger, denn das würde nur dazu führen, dass sich die Situation, in der der Fremdhund meine Hunde umkreist, ich ihn aber abblocke, zuspitzen würde. Ich vermittel ihm einfach "Du kannst machen, was Du willst, Du kommst da nicht dran". Je nachdem wie die HH sich dann benehmen, gibt es dann noch zusatzbemerkungen von mir: "Sie wissen aber schon, dass das jetzt ganz bös hätte ins Auge gehen können?" oder "Wie wäre es mit einer Entschuldigung à la - Tut mir leid, er ist mir aus der Hand gegangen" oder bei den "Hardcore-Tut-Nixen", die auch dann noch der Meinung sind, dass meine Hunde schlecht sozialisiert sind "Sie haben vollkommen Recht, ein gut sozialisiertes Rudel hätte Ihren eigentlich getötet, wenn er sich so aufdringlich annähert, aber glücklicherweise war ich ja auch dabei."
Und dann gehen wir weiter und ich habe das Ganze abgehakt.
Seit ich mich nicht mehr über die Dämlichkeit mancher Menschen aufrege und ärgere, haben wir auch keine problematischen Hundebegegnungen mehr gehabt. Ich erziehe nicht anderer Leuts Hunde, sondern ich halte sie einfach nur von meinen ab. Wenn ich 20 Minuten im Kreis um meine Hunde rum-geblockt hab, bis die anderen HH endlich mal ihren Hund eingesammelt haben, erlaube ich mir schon ein fieses Grinsen und ein wenig Sarkasmus...
Ich glaube mittlerweile einfach an die Theorie, dass Hunde Stimmungen sehr gut wahr nehmen können und meine Hunde nehmen bei sowas keine Wut mehr wahr, sondern mehr eine dezente Belustigung meinerseits...
LG, Chris