Hallo Markus,
zuerst einmal gute Besserung für Deine Frau...
Und dann die Frage an Euch - wollt Ihr wirklich fast "kampflos" aufgeben?
Ich plaudere einfach mal ein wenig aus dem "Mehr-Hunde-Halter-Nähkästchen".
Wir haben 5 Hundis, darunter übrigens auch einen Terrier ;).
Und deshalb kann ich Eure besonderen Probleme mit dem "niemals-nicht"-aufgebenden Terrier-Mädchen durchaus nachvollziehen. Unser Mini hat es nämlich phasenweise auch gebracht, wie eine Furie in Doggen-Beinen zu hängen und wild um sich zu beißen...
Solange wir ihn gelassen haben.
Und da fängt - so vermute ich stark - EUER Problem an.
Euren Hunden fehlt beiden die Orientierung an Euch Menschen.
Ihr lasst sie - vermutlich - einfach viel zu viel unter sich ausmachen.
Weil Ihr es noch nicht besser wißt, denn 2-Hunde-Haltung fordert wesentlich mehr von uns Menschen in Sachen Interpretation von hündischem Verhalten, als 1-Hunde-Haltung.
Probleme unter Hunden fangen weit vor dem ersten "Kampf" an.
Die Hundesprache untereinander ist so subtil und facettenreich, da entgeht uns Menschen grad in der Anfangszeit so einiges.
Ich könnte mir z. b. vorstellen, dass Eure Jule die Emma beim letzten Zwischenfall draußen im Garten nicht einfach ohne Vorzeichen angegangen ist - sondern ich denke, dass Jule dies schon deutlich früher "angemeldet" hat, indem sie z. B. Emma ganz starr guckend "fixiert" hat.
Und Euch dies einfach entgangen ist.
Hätte man Jule dies rechtzeitig untersagt - wobei man bei Terriern auch durchaus mal im Kasernenhof-Ton Klartext sprechen muss - hätte man diese Situation sicherlich ausbremsen können.
Eure Emma kann nicht viel dafür, die wehrt sich einfach nur. Weil Ihr sie im Grunde dazu zwingt, sich selbst zur Wehr zu setzen, weil Ihr die kleine Kämpferin nicht stoppen könnt.
Eure beiden Hunde, besonders Jule, müssen ganz klare Ansagen von Euch bekommen, WAS genau sie untereinander zu melden haben und was nicht.
Hunde spielen untereinander ganz gern mal kleine Machtspielchen um wichtige Ressourcen - dazu gehört etwa der freie Zugang zum Wassernapf. Da wird der andere Hund dann ganz genau beobachtet und angestarrt und sobald er zum Wassernapf möchte, kontrolliert der "Machthaber" den Weg und den Bewegungsraum des anderen Hundes und läßt ihn nicht dorthin.... Auch bevorzugte Liegeplätze sind beliebte Macht-Objekte. Die freie Bewegung innerhalb der Wohnung.... Bestimmte Bereiche innerhalb der Wohnung.... die Nähe zu Euch.... der Lekkerli-Schrank... und all sowas....
Jule darf keine Gelegenheit mehr haben, Kontrolle über Emma auszuüben. Wenn ein 8 Monate alter Labrador spielen und toben möchte, soll er das tun dürfen, ohne dass Jule sich da einmischt...Hunde haben überhaupt keine Probleme mit "Grenzen" und "Regeln", diese müssen nur aufgestellt und konsequent durchgesetzt werden.
Aber das ist Eurer Ding, dies durchzusetzen.
Wie das geht, das sollte Euch ein wirklich guter Hundetrainer zeigen, denn das sprengt den Rahmen des Schriftlichen zu sehr.
Eure beiden Hunde-Mädels haben sich ja offensichtlich noch nicht ernsthaft verletzt. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass Ihr die Situation für brisanter haltet, als sie wirklich ist. Das soll nicht heißen, dass Ihr es so weiterlaufen lassen sollt, ganz im Gegenteil, aber das soll heißen, dass Ihr mit ein wenig mehr Mühe durchaus noch ein funktionierendes Hundeteam aus Euren beiden machen könnt.
Dazu gehört aber in erster Linie Eure Bereitschaft, an Euch selbst zu arbeiten!
IHR müßt noch wesentlich mehr über Hunde-Kommunikation untereinander lernen, um Situationen besser einschätzen und früher drauf reagieren zu können.
IHR müßt noch deutlich an Jules Grundgehorsam arbeiten, um ihr zu vermitteln, dass IHR die Hausordnung aufstellt.
IHR müßt an EUREN Führungsqualitäten arbeiten, um den Hunden klare Grenzen und Regeln vermitteln zu können. Wenn Hunde keine Regeln vorgelegt bekommen, die ihnen klar sagen, was sie dürfen und was nicht, dann machen sie halt selbst welche....
IHR müßt Euch für Euch Gedanken darüber machen, warum diese bisherigen Auseinandersetzungen immer nur in Anwesenheit Deiner Frau passiert sind (hab ich doch richtig gelesen, oder?) - denn das würde ja bedeuten, dass DEIN Führungsstil der Jule ein wenig mehr Regeln vorsetzt, als der Deiner Frau.
Vielleicht gibt es ja einen Mehr-Hunde-Halter in Eurer Umgebung, der Euch weiterhelfen kann - wo Ihr ganz normale Hundekommunikation, zu der immer auch ein gewisses Aggressions-Potential gehört, zu sehen bekommt und auch "übersetzt" bekommt. So dass Ihr Eure beiden Hunde viel besser lesen und dementsprechend eher eingreifen könnt....
Was Du bisher geschrieben hast an "Erstmaßnahmen" - nämlich das Vermeiden von Streitquellen wie Kauknochen, Spielzeug - ist - verzeih mir die drastischen Worte - ziemlich dürftig.... Das ist, als wenn ich einen überschwemmten Keller mit nem Tee-Löffel angehe...
Wollt Ihr beide Hunde behalten?
Dann tut was - so bald wie es geht. Und zwar auf ganzer Linie.
Das ist Arbeit - in erster Linie an Euch Menschen.
Das kostet Mühe, Zeit, Kraft und Geld.
Aber es ist machbar.
Wenn nicht, weil Ihr das Vertrauen verloren habt, dann gebt Emma schnellstmöglich ab.
LG, Chris