Der Setter ist ein seltsames Wesen. Irgendwie erinnert er mehr an einen grossen Cocker (er wurde auch schon als haesslicher Dalmatiner beschimpft :motzschild: ), tatsaechlich misst er gerade einmal 54 cm und ist somit nicht nur eine recht kleine Ausgabe, sondern auch noch die Jagdzuechtung, ein sogenannter "Field type".
*The field type & show type English Setter look very different, even though they are the same breed. Field type setters are often smaller and are seen with less feathering and usually more distinctive spotting than show type setters.*
Die Frage, was ich mir da ins Haus geholt hatte, stellte sich sehr schnell. Urspruenglich hatte ich mich erbarmt, Pflegestelle fuer eine in Griechenland taetige Organisation zu machen. Da diese nicht besonders gut organisiert zu sein scheint, endete es damit dass ich mit dem Zug nach Duesseldorf fahren um dort, mit Maanu am Telefon, verzweifelt ein nicht existierendes Geheimtor suchen musste. Aber das ist eine andere Geschichte. Als schliesslich die Hunde ankamen, waren alle ganz aufgeregt. Alle ausser mir, ich war totmuede, hatte bereits 5 Stunden im Zug hinter mir mit 3 x Umsteigen und immer noch keinen Kaffee. Ich wollte nur den Hund nehmen und dann weg. Unsere erste Begegnung verlief damit, dass mir seine Leine in die Hand gedrueckt wurde und er erst mal umfiel, da er noch unter Beruhigungsmitteln stand. Ich also fluchend den Hund gepackt und ueber das halbe Flughafengelaende getragen. Im Bahnhof angekommen hatte ich das erste Mal Zeit, mir meinen neuen Mitbewohner in Ruhe anzuschauen. Er war ueberraschend klein, sehr zart und feingliedrig, furchtbar weich und seidig und hatte einen riesen Schaedel mit Froschaugen. Ausserdem standen seine Beine in einem seltsamen Winkel zueinander (spaeteres Roentgen ergab jedoch dass alles in Ordnung ist und er lediglich "Fussballerbeine hat
). Langer Rede kurzer Sinn, wir schafften es irgendwie nach Hause, dort angekommen entleerte er sich erst mal gepflegt in der Wohnung - was das einzige Mal bleiben sollte, und schlief anschliessend gefuehlte 4 Wochen lang. Grover war sehr skeptisch, schien ihn aber nicht total scheisse zu finden, was prinzipiell kein schlechtes Zeichen ist. Bein Fressen schling er alles nur so runter - das tut er leider heute noch, und Individualdistanz war ein absolutes Fremdwort fuer ihn. Er draengte sich einem dermassen auf und sass einem im wahrsten Sinne des Wortes im Gesicht und, was er auch heute noch tut, sehr zu meinem Leidwesen, leckte einen staendig ab. Draussen jagte er was das Zeug haelt und das tut er ebenfalls immer noch. Wir arbeiten dran. Ansonsten ist er sehr pflegeleicht, bleibt alleine so lange wie man es von ihm verlangt, bellt nicht, ist super lieb und vertraeglich (ausser mit Huskies, die hasst er wie die Pest) und man kann ihn ueberall mit hinnehmen.
So. Nun zum eigentlichen Thema. Meine Probleme sind:
- Er ist absolut Futtergeil, der schlingt alles bis er kotzt, er macht keine Pause zum atmen, nichts.
- Er hat immernoch ein Problem mit Individualdistanz, er kommt einem des oefteren noch bedraengend zu Nahe, was sehr nervig und unter Umstaenden auch sehr schmerzhaft sein kann.
- Er stinkt. Er stank schon als wir ihn bekommen haben, wobei das glaube ich auch eine Veranlagung von Hounds sein kann,die Hounds die ich kenne stinken naemlich gewaltig. Barf hat recht gut geholfen, allerdings ist Barfen momentan nicht moeglich aus Platz und mit dem aus Platzmangel entstehenden Kostengruenden. Also gibt es momentan zum TroFu taeglich ein halbes Glas Babybrei mit Spirulina. Falls jemand noch andere Tipps hat, immer her damit.
- Er jagt sehr stark. Daran arbeiten wir. Ich habe einige Wege wo er frei laufen kann aber leider ist das eher selten moeglich, es sei denn ich habe Lust ihm staendig hinterher zu rennen. Wenn er losspurtet dann schaltet er sein Gehirn aus, da kann ich schreien und machen das bockt den kein Stueck. Ausser ich komm dann wie eine Furie auf ihn zugerannt, dann werde ich freudig begruesst. Ich habe das Gefuehl dass es ein wenig besser wird aber das scheint auch tagesabhaengig zu sein, wie ich gestern feststellen musste.
- Er achtet nicht auf mich, bzw beim Laufen achtet er nicht. Er zieht prinzipiell nicht an der Leine aber „Halt“ oder „Stop“ sind unmoeglich, jedes Mal rennt er in die Leine, er orientiert sich kein Stueck an mir sondern laeuft stoisch seinen Weg.
- Er ist absolut „schmerzresistent“. Mit Schmerz meine ich nicht den eigentlichen Schmerz im Sinne von Wehtun, aber wenn er zB an mir vorbeizieht und es gibt ein Rot interessiert es ihn nicht. Leinenruck interessiert ihn nicht (ja ich habe das auch schon versucht, allerdings nicht fest sondern zum Testen ob er ueberhaupt auf was reagiert), er ist wie ein riesiger (kleiner) trampeliger Panzer der durch die Gegend rollt. Dieser Hund koennte mit einer Eisenstange verpruegelt werden, das waer dem total egal der wuerde das nicht mal merken (um Gottes Willen, das macht hier keiner, ich will nur damit zeigen wie egal ihm saemtliche koerperliche Kommandos/Ermahnungen sind).
- Auf der anderen Seite ist er total unterwuerfig. Er schmeisst sich staendig auf den Boden wenn man auf ihn zugerannt kommt (zB im Spiel mit ihm oder wenn er im Weg steht beim Spiel mit Grover), knurrt man ihn an – denn die menschliche Koerpersprache kann er nicht deuten – schmeisst er sich auf den Ruecken und auch als ich ihn einmal etwas schroffer zur Seite zestossen habe da er im Begriff war, Aas zu fressen, hat er sich sofort fallen lassen.
- Er ist prinzipiell nicht dumm, ganz im Gegenteil. Nachdem er das Kommando „basket“, also Korb kennt, traut er sich schon beinahe nicht mehr raus wenn man ihn einmal reinschickt.
Ich wuerde mich freuen wenn ein paar von euch zu diesen Unterpunkten Tipps oder Ratschlaege haben, vielleicht selbst diese Probleme kennen.
Vielleicht noch als Anmerkung, ich clicker nicht mit meinen Hunden und will es eigentlich auch nicht.