Moin,
die Sache ist doch am Ende die, das es eben Hunde gibt, die sollen ihren Job selbstständig und allein machen. Mein Jagdhund zum Beispiel soll, wenn er eine Krankfährte findet, dieser nachgehen und das Wild aufspüren. Er soll nicht zurück kommen, wenn ich ihn dann abrufe, weil ich nicht gesehen habe, was er riechen kann....
Es gibt so einige nordische Brackenarten, die sollen das Waldgebiet durchkämmen und bloß nicht stehen bleiben, weil sie vielleicht ihr Herrchen vermissen? Wir hatten einen solchen in der Ausbildungsgruppe, ab 50 mtr. Entfernung vom Herrchen ging der keinen Meter mehr, unbrauchbar..... im Jagdbetrieb.
Windhunde sind ebenfalls solche Jagdhunde..... es gibt da Rassen, die stellen das Wild und warten bis der Jäger nach kommt. Und wenn ich über Jahrhunderte solche Eigenschaften fördere und heraus züchte, dann habe ich keinen absolut abrufbaren Hund mehr.
Es geht um Triebunterbrechung und Triebe sind etwas naturgemäß sehr starkes. Da sind wir dann wieder beim Lernen des Hundes, Vermeideverhalten oder positive Bestärkung. Ein gut geführter Jagdhund wird durch Vermeidung vom unerwünschten Hetzen abgehalten. Andere Ausbildungsmöglichkeiten kenne ich nicht. Am Ende ist es ähnlich wie wenn eine läufige Hündin sich dem Rüden präsentiert, wer kann da seinen Hund abrufen? Nur leuchtet es uns an dieser Stelle einfach ein, dass das nicht geht.
Und, wenn ich meinen HUnd betrachte, ist die Jagdsaison vorbei, ist er sehr gehorsam - je länger die Schonzeit andauert, desto schwerer fällt es ihm. Er will jagen, das ist sein Job........... je ausgeprägter seine gezüchteten Stärken sind, desto größer ist sein Trieb, diese zu befriedigen. Das ist halt seine Natur und die wollten wir so haben.
Und dazu kommt noch etwas, die Intelligenz unserer Hunde. Die wissen exakt, das unser Einwirkungsbereich als Halter gleich null ist, ab einer gewissen Entfernung von uns..... da hilft alles schreien und toben nichts. Nur das mein Hund lernt, je öfter ich ihn dann rufe, desto weniger muss er auf mich hören.
Ich kann das umlenken - durch anstrengende Arbeit, aber eben niemals für immer und absolut verlässlich. Ne frische Hasenspur und der müdeste Hund ist los.......
Und mein Straßenhund aus Spanien? Steht, wenn ich ehrlich bin, unter Dauerbewachung - wo könnte ich ihm denn einen Vormittag allein mit sich gönnen? Das hat er lange Zeit gelebt, so ist sein Bedürfnis wegzulaufen immens groß, klar kommt er wieder heim, zuverlässig sogar, aber was er in der Zwischenzeit anstellt weiß ich nicht und kann es auch nicht verantworten. Aber wenn er mal entwischt, dann - und klar, er liebt das und je länger er nicht entwischen kann, desto größer wird sein Wunsch und seine Sehnsucht. Und nichts kann ihn davon ablenken - Leckerchen, die ihn sonst alles geben lassen, sind schnuppe, wenn er draußen frei ist und ich? Er weiß doch wo er mich findet. Der hat keinen Schimmer von Angst, das ich verschwinden könnte. Daher klappt Freilauf folgerichtig auch nur in absolut unbekannten Gebieten..... da hört er, schaut auf mich, hat mich im Auge, dreht sofort um, wenn ich das tue - aber eben nur beim ersten bzw. meist auch noch beim zweiten Mal.
Wir wollten bestimmte Eigenschaften bei unseren Hunden haben, und ich sehe die Verantwortung beim Halter. Nordische Bracken liebe ich, aber ich kann ihrem Bewegungsbedüfnis niemals gerecht werden, deshalb ist es ein Münsterländer geworden..... ich will nur einen Hund, dem ich gerecht werden kann. Wie schön der andere da auch sein mag, das kann kein Kriterium sein. Notfallhunde lassen wir mal außen vor, aber auch hier weiß man oft genug was einen erwartet...... und viele dieser Hunde haben eben auch gelernt, auf der Straße ohne uns klar zu kommen. Unser Schutz ist ihnen da oft genug weng wert.
Liebe Grüße
Sundri
P.S. bei uns sind es in der Feldmark oft Huskies, die Rehe reißen, zu zweit oder dritt sind die ein perfektes Team und das sollen sie auch sein, ein Team..... aber Tiere tun eben nicht nur das, was wir wollen, sondern das, was zu einem Team gehört. Man kann nicht das eine ohne das andere haben.