Moin,
Jagd hat für mich mehrere Gründe, zum einen ist es eines der ältesten Gewerbe dieser Welt und daher auch ein Kulturgut, mit eigener Sprache, eigenen Gebräuchen und anderen Dingen.
Jagd ist Naturschutz, aktiver Naturschutz - klar, nun kann man sich zanken - denn natürlich wird Jagd als solches auch zum Erwerb von Nahrung genutzt - trotzdem werden viele Reviere achtsam gehegt und gepflegt und bieten immer auch anderen Tieren Unterkunft und einen Platz zum überleben. Das Stzen von Hecken sichert auch Singvögeln einen Platz, das Aufforsten von Waldstücken eben auch den Tieren, die nicht bejagt werden. Das Bauen von Teichen zieht Eisvögel ebenso an wie Enten und am Ende entsteht ein schützeneswertes Biotop. Ja, vielleicht weil ich Enten essen will, aber ich erfreue mich an den anderen Tieren ebenso.
Ein gutes Beispiel für Jagd- und Naturschutz ist dabei, das es Wildtiere gibt, die dem Jagdrecht unterliegen, die aber ganzjährig geschont sind. Solche sind z.B. Fischotter. Die hat man früher bejagd, des Felles wegen und weil sie in der Fastenzeit nicht als Fleischtier galten, sondern eher als Fisch und der war ja erlaubt. Heute sind sie streng geschützt. Und viele Naturschützer wollen, das diese Tiere aus dem Jagdrecht genommen werden?! Was macht da den Unterschied aus? Ob Jagdrecht oder Naturschutzrecht?
Ganz einfach, in Notzeiten, wirklich langen harten Wintern, wenn alle Bäche und Seen zufrieren und ich habe in meinem Revier Fischotter - da bin ich verpflichtet, diese zu füttern und so ihr überleben zu sichern. Die Tiere aber, die dem Naturschutzrecht unterliegen, die darf ich nicht füttern, egal wir groß ihre Not ist, egal wenn sie wie Fliegen von den Bäumen fallen - das nennt sich dann natürliche Selektion. Ich dar also die Fischotter füttern, aber die Eisvögel, die die gleiche Not leiden, nicht. Also, da fütter ich lieber die Fischotter und hoffe, die Eisvögel sind klug genug, sich ihren Anteil abzuholen.
Meine Eule muss ich verhungern lassen, im strengen Winter, meinen Adler nicht, der unterliegt dem Jagdrecht - ich find das seltsam und sinnlos.... zuviele Gesetze sind der Tiere Tod. Ganz ehrlich.
Es fehlen Beutegreifer....... das bedeutet, wenn ich die Füchse nicht bejage (wir schießen etwa eine knappe Million Füchse jedes Jahr) dann nehmen diese (weil sie keine natürlichen Feinde mehr haben, auch nicht!) so überhand, dass das Überleben der Kaninchen, Hasen, Rebhühne, Fasane, Enten etc. mehr gefährdet als gesichert ist. Zudem, Füchse sind Kulturfolger, die leben heute in den großen Städten, völlig unbemerkt....
Wer weiß schon, das sich die Füchse früher in der Aufzuchtzeit ihrer Jungen nicht von Hasenkindern ernährt haben, sondern viel mehr von Fröschen, die damals fröhlich durch alle Wiesen hüpften und von Mäusen, aber diese Feuchtwiesen sind mehr und mehr verschwunden..... mit ihnen auch die dazu gehörigen Vögel, wie Störche und andere....die Natur ist im Ungleichgewicht, vielschichtig, nicht nur dort, wo wir es offensichtlich sehen.
Es fehlen Beutegreifer, Rehe zum Beispiel, auch Kulturfolger, vermehren sich beinahe überall und setzen vermehrt Drillingskitze - auch hier werden im Jahr etwas um eine Million Rehe in Deutschland geschossen - man stelle sich diese (weil sie keinen ausreichenden Platz mehr haben) durch die Gegend ziehend vor - was das für den Straßenverkehr bedeuten würde, wäre unvorstellbar. Was das für Unfallfolgen hätte, wäre nicht abzusehen.
Wenn Wild knapp wird, Hasen etwa, dann sind es die Jäger, die etwas für ihren Erhalt tun, die Mittel ermöglichen und die Landwirte dazu bringen, die Saatreihen etwas mehr auseinander zu ziehen und ertragreichere Sorten anzubauen, um dem Hasen mehr Überlebensraum zu bieten. Das geht oft nur, weil viele Landwirte auch Jäger sind. Die Jagd ist in Deutschland an den Besitz von Grund und Boden geknüpft. Wer das Land besitzt hat automatisch Jagdrecht.
Wir haben ein Sauenproblem, das ebenso vielschichtig ist und durch bejagen auch kaum mehr zu bremsen ist. Sauen sind klug (ich sag ja oft, klüger als manche Jäger
) und sie wissen, innerhalb bebauter Gebiete lebt es sich schön, da findet man sooo leckeres Zeug und es knallt nicht, sie ziehen sich mehr und mehr in Stadtnähe. Nicht nur Berlin..... Aber, und da bin ich ehrlich, auch die Jäger haben zu diesem Problem viel beigetragen, durch Unvernunft und Jagdgier.
Und dann, wenn ich mir ein Kälbchen betrachte - es wird, kaum geboren, der Mama weg genommen. Wird fern von ihrer Fürsorge gehalten und sein ganzes Leben besteht aus Zwang und Mitteln, es hübsch schnell fett zu bekommen, wenn es dann schlachtreif ist, wird es auf einen Wagen gepackt, der schrecklich riecht, gefahren, viele Kilometer lang, gequält, geschunden - und doch darf es sich mitunter Bio nennen..... und men Rehlein? Wächst bei Mama im Wald heran, darf essen und trinken und spielen, wann es mag, was es will und wie es grad das Bedürfnis danach hat. Wenn ich schieße und gut abkomme, stirbt es an einer Schockwirkung und ist innerhalb von Sekunden tot, glücklich bis zum letzten Atemzug. Für mich ist das ein sehr achtsamer Umgang mit dem Leben als Solches. Kein Käfig, kein Zwang, keine Gewalt - ein Leben in Freiheit.....
Und all die, die meinen ein Wildtierbestand reguliere sich mit der Zeit von selbst, denen sei gesagt "ja, das würde er tun" aber die Zeit die so eine Regulierung braucht, die ist viel länger als man ahnt...... und wer möchte schon abgekommene Füchse mit Räude und was weiß der Gilb durch die Straßen ziehen sehen und die Müllsäcke auseinander nehmen, bevor sie Jahre später, dann so viele sind, das sie endlich tot umfallen? So viel Zeit und Platz haben wir in Deutschland nicht mehr.
Und ja, es gibt sie, die Jäger die nur auf Trophäen aus sind und die nur größer, schöne, besser, schneller wollen und dies teuer erkaufen - die Reviere ohne Verstand leer schießen und denen Natur ansich nur bedeutet, am schnellsten den schönsten Bock zu schießen - sie sind in den seltensten Fällen diejenigen, denen das Land gehört - um so wichtiger, dass das Jagdrecht eher bei den Landwirten bleibt, als teuer verkauft zu werden. Zumeist sind diese Menschen Männer (schöner, besser, schneller, größer......), die kaufen ausgebildete Jagdhunde für horrendes Geld (weil selbst ausbilden ist teuer), haben ne große Klappe und die meiste Kraft im ......... lassen wir das, ich mag sie nicht, falls das noch nicht klar war? Aber sie werden nie diejenigen sein, die in meinem Augen Jäger sind, sie sind Räuber - ohne Sinn und Verstand.
Ich kenne das, "Du mordest?!"
"wie kannst Du nur?" Entweder beginne ich dann ein langes Gespräch oder ich sag schon mal, "andere halten sich Killer....." (damit mein ich Schlachter), ob das besser ist? Mal ehrlich, wer bereits getötet hat oder daran beteiligt ist, das getötet wird (ob das Ergebnis, Essen, Leder oder Hundefutter ist, oder Gelatine für dies oder jenes ist schnurz) der soll sich Gedanken um das "WIE" machen und ich habe getötet, mir bedeutet Leben dadurch mehr, mein Fleisch ist auf meinem Teller ein kostbares Gut, denn es lebte mal, SO, das ich es kenne bzw. kannte --- und nicht als namensloses Stück Fleisch das wer weiß woher kommt? Töten ist da mitunter auch eine Form von Beziehung, Beziehung zum Leben.
Nachdenkliche Grüße
Sundri