Guten Morgen,
ich glaube, wir müssen auch stark unterscheiden, um welchen Hund es sich handelt.... ich gehe davon aus, das die Ausbildung eines Arbeitshundes mit den zugehörigen Prüfungen etwas ganz anderes ist, als der Spaßfaktor in der Hundebeschäftigung.
Ich hab zwei Hunde, meinen Malik, klassisch als Jagdgebrauchshund mit ebgelegter VGP und Diego, Spaßnase aus Spanien..... mit samt seinen Macken und Fehlern.
Ignorieren habe ich bei Malik nie eingesetzt, ich hab ein Buch gehabt, "Hundeerziehung ohne Strafen" und hab ich danach ausgebildet, zum Schrecken der beinahe gesamten Jägerschaft.... und ja, auch ich habe Zwang angewendet, es ging nicht anders..... mein Hund, sehr arbeitssam, anstellig, willig und freudig, biss jede Ente dere er habhaft wurde erst tot (was ihre Verzehrsmöglichkeiten arg erschöpfte und ein Duchfallfehler in allen jagdlichen Prüfungen war) ehe er sie mir brachte. Und das musste er sich abgewöhnen, dringend, denn ansonsten wäre er als Jagdgebrauchshund unbrauchbar gewesen. Durch dies Buch lernte mein Hund die meisten Dinge sehr viel schneller als alle anderen, freudiger..... vieles ist duch animal learn möglich, Korrekturen, so bin ich überzeugt, eher nicht.
Jagdhunde wissen, weil sie durchweg intelligent sind, das sie, wenn sie mehr als 20 mtr. von ihrem Führer entfernt sind, dieser kaum noch Möglichkeiten hat, sie zu bremsen. Sehr ambitonierte Hunde müssen das aber lernen - leider kenne ich keine Möglichkeiten dazu, außer gewisse Formen von Zwang.
Malik musste eine Zeitlang rohe Eier apportieren, weil er immer zu fest zu biss..... das gab ne Menge Theater, wenn er eines kaputt machte..... aber Hallo, da hätte ignorieren aber mal nichts genutzt. Sondern eben auch Schimpfen und zu recht weisen. Das brauchen Hunde dann aebr nach Veranlagung und Charakter. Die Hündin meiner Ausbilderen, ein Vizla, war so sensibel, das sie mit einem sachlichen "aber Lexa!" schon Ohren hängen ließ, umdrehte und tat was man von ihr wollte - mein Malik wäre bei solch einer Ansprache aber freudig ins Auto gehopst und hätte gedacht, "okay, Job erledigt!"
Es ist auch so, das die Probleme in der Jagdlichen Arbeit oft bereits beginnen, wenn der Hund von der Schlepp mit dem Wild kommt und erst noch mal pinkeln muss.......... klare Ansage des Hundes zu seinem Führer "und Du kannst mich doch!" Denn sein Job ist es, klarerwegs zu kommen und abzugeben........ Auslauf gab`s natürlich vorher zu Genüge.
Ignorieren würde da wohl eher nicht helfen, wie bei allen, davon bin ich nach wie vor überzeugt, Dingen die zu Unterlassen sind.
Diego nun, der am Anfang mit menschlicher Sprache nichts am Hut hatte, lässt sich über Körpersprache viel besser führen als viele Hunde die ich kenne. Ich kann das einsetzen.... und da wir hier als Rudel leben, ist meine Körpersprache auch sehr wichtig für ihn, denn er erkennt mehr, als wir Menschen untereinander und er sezt das um. Sprich, wenn ich geladen bin, von null auf 180, dann kann ich noch so niedlich und liebevoll sprechen, er ist überaus vorsichtig. Er hört zwar auf meine Worte, reagiert aber auf meine Körpersprache und die sind in solchen Fällen widersprüchlich. Das kennen wir auch von kleinen Kindern, dei kann man ebenso schwer belügen, wie einen Hund.
Es gab mal eine Zeit, da sprang er mir von hinten heftig in den Rücken, wenn er von draußen rein kam (mich wundert es immer wieder, wie distanzlos dieser Spanier ist), ignorieren machte es schlimmer..... aber zuwenden und eine grimmige Haltung einnehmen, brachte am Ende Erfolg, heute stürmt er immer noch wie besessenauf mich zu, bremst aber vor mir ab und wedelt dann.... und wartet, bis ich mich ihm zu wende.
Ignorieren bedeutet für diesen Hund mit großer Sicherheit, "Okay, Chefin überlässt mir das...." und dann handelt er auch danach. Hunde aus dem Ausland, zumal solche mit sehr großen Mangel an Sozialisation zum Menschen, reagieren da viel instinktiver als unsere hier gezüchteten Hunde. Sie haben mal für sich gesorgt, sie können das und sie werden es wieder tun. Selbst das Erinnern, das sie abhängig sind, bei Handfütterung z.B. täuscht nicht darüber hinweg, das sie auch wieder allein klar kommen würden, wenn sie müssten. Sie haben da etwas ganz wesentliches gelernt, erfolgreich bei Animal Learn, das sitzt und bleibt....
Und Zwang ist am Ende alles, was den Hund einschränkt........ Leinen, Schleppleinen, Zäune, Körbe in denen er verbleiben muss, Anordnungen und Verbote, selbst Komandos sind eine Form von Zwang, warum sollte sich ein Hund setzen, nur weil wir es wollen? Aber und daran glaube ich auch, unsere Hunde sind mittlerweile so sozialisiert, das sie mit uns Alliancen bilden und sich anders verhalten, als ihre wilden Vorfahren, von daher, müssen sie sich anpassen.
Ich bin hier angegriffen worden, als ich schrieb, das mein Diego angeleint warten müsse, wenn niemand zu Hause ist - heute kann er das ganz ohne Leine - und man hat mir den Tipp gegeben, ich könne ihn doch in eine Box tun und diese verschließen - da frag ich mich, wobei der Zwang jetzt größer ist? Beim Anleinen oder beim Einsperren? Im Übrigen geht er heute noch auf den Anleinplatz und schläft dort, wie abgemeldet, wenn ich das Haus verlassen....... mitunter wird er erst wieder wach, wenn ich heim komme. Und oft genug liegt Malik bei ihm Kontakt, auch in den Anleinzeiten bereits, das wäre in der Box nicht gegangen.
Man muss auf den Hund sehen und auf die Situation in der er lebt oder leben muss. Und doch glaube ich, das Zwang an der richtigen Stelle, richtig eingesetzt mitunter monatelanges Martyrium für Hund und Halter ersparen kann.
Nachdenkliche Grüße
Sundri