Beiträge von Maxzimmer

    Genau da bin ich ja voll bei Dir.

    Und meine Idee wäre eben, ehe ich wieder über eine Aufgabenstellung/ Trainingssituation und letztlich ist das ja auch Klickern - erstmal Lockerheit und Selbstständigkeit in den Alltag bringe.
    Und dann erst viel später wieder eine geeignete Sportart suche.

    So frei nach dem Motto.
    Die Engländer sollen ja zum Schluß mit Quitsche-Entchen trainiert haben.
    Ich denke, die wären auch nicht Weltmeister geworden, wenn sie stattdessen verbissen Ausdauer trainiert hätten oder nochmal Elfmeterschießen.

    Oder wenn beim Pferdetraining irgendwas nicht klappt - einfach dem Pferd mal ´ne Koppelpause gönnen oder Spaßritte im Gelände machen.

    Aber wie läuft das denn konkret im Alltag?

    Ihr habt doch sicher nicht immer nur definierte Situationen.
    Ich weiß z. B. ja hier vom Forum, dass du Oregano - eine "kleine" Rundreise gemacht hast.
    Also andere Orte, Menschen, Situationen - viele Hunde.
    Fand ich damals super toll.

    Mein Gedanke ist, da muss der Hund doch auch in gehörigem Maße selbständig agieren und sich zurechtfinden.
    Und dann eben in/ aus solchen Situationen heraus die Selbständigkeit zu bestätigen und die eigenständige Problemlösungen zu fördern.
    Und dann erst viel später auf Training/ Leistung übertragen.

    Damit ich nicht nur besserwisserisch quatsche.
    Max war ein ziemlich extremer Angsthund, der keine Umweltreize kannte und mit Gewalt aufgewachsen ist.
    Da mußte ich wegen seiner Angst/ Panik viel managen und manche Sachen gingen bis zum Schluß einfach nicht.
    Aber wann immer es sich irgendwie anbot, habe ich ihn ausprobieren lassen und damit kam dann auch Selbstsicherheit und ein gewisses Maß Eigeninitiative.

    Ich habe ja immer in irgendeiner Form Tierschutzhunde und von daher eher das gegenteilige Problem und die folgende vielleicht bekloppte Frage.

    Agiert ihr denn ununterbrochen alleine mit dem Hund?

    Also abgesehen von den jeweiligen Vorgeschichten:

    Gehe ich Arbeiten - bin also einfach nicht immer da.
    Der Postbote klingelt, der Nachbar bohrt....
    Der Hund muss damit alleine zurecht kommen.

    Lebe, agiere ich (oft) in Gruppen - also die Hunde kennen andere Menschen, Kinder, Tiere oder lernen diese kennen, die ja dann alle ggf. auch was von ihnen wollen,
    mit Ihnen interagieren.
    Vor allem aber von mir, so dass ich selten zu 100 % beim Hund bin, sondern höchstens einen Blick drauf habe und ggf. Grenzen setze.

    Je nach Fähigkeiten (Überforderung) nehme ich sie zusätzlich bewußt in mein Leben mit.
    Gestern war ich z.B. das erste Mal mit Boris in einem Garten-Restaurant.
    Prompt haben ihn links und rechts die Leute angesprochen.
    Da muss er schon irgendwie reagieren. Ich habe zwar aufgepaßt (ihn geschützt, beobachtet), aber machen lassen.

    Das Pferd erlebt andere Menschen, Reiter, Pfleger, Tiere, Orte und Wege.... und vor allem über weite Strecken des Tage die Interaktion mit anderen Pferden ohne Mensch.

    Ich kann mir also gar nicht vor stellen, das Hund oder Pferd so unselbständig werden.

    Ich war mal in Meran in einem kleinen Hotel in den Weinbergen.
    Kleines Hotel - kleiner Frühstücksraum - aber extra wegen "Hund ok" ausgesucht.

    Bei der Ankunft haben sie mir peinlich berührt erklärt, dass schon ein Hund da ist, den die Besitzer beim Frühstück nicht alleine im Zimmer lassen wollen/ können.
    Aber bei 2 großen Hunden im Frühstücksraum, die sich dann vielleicht auch noch nicht verstehen, hätten sie Sorge wegen der anderen Gäste.
    Aber sie könnten es mir ja nun schlecht verbieten, wenn der andere darf. xD

    Sie waren heilfroh, als ich gesagt habe, dass ich den Hund sowieso nicht mit zum Frühstück würde nehmen wollen.

    Ich bin aber echt sicher, dass die eine Lösung gefunden hätten.
    Von der Zeit her, Frühstück aufs Zimmer...

    Ich denke, wenn man solche Einschränkungen/ Bedürfnisse hat, muss man das etwas genauer im Vorfeld abklären.
    Mit Hund muss man ja sowieso aufwendiger suchen und ggf. mehr bezahlen.

    Ich empfehle übrigens seit langem auch Bekannten ohne Hund nach Unterkünften mit "Hund ok" zu suchen, wenn da ansonsten nichts dagegen spricht.
    Oft sind das nämlich "Geheimtipps" und die Atmosphäre ist entspannter.

    Der Knaller war mal in einem "familienfreundlichen" Hotel.
    Da musste meine Schwester für den Hund pro Tag mehr bezahlen als für das 4jährige Kind.
    Das ja durchaus auch mit gegessen hat...
    Dann sollte man doch lieber ehrlich Hunde verbieten.

    Ich war mal in einem etwas besseren Hotel an der Ostsee.
    Da habe ich gleich zu Beginn von der Rezeption ein Schild mit bekommen für die Tür von außen
    Hundesymbol drauf und der Text:

    "Ich bin alleine im Zimmer"

    Und die Rezeption hatte meine Handynummer.

    Also so unterschiedlich wie jeder Hund auch die Einstellung der "Vermieter".

    Also meine Hunde waren im klassischen Sinne nie wirklich gut erzogen.
    Zum einen, weil alle eine Vorgeschichte hatten, die sie mehr oder weniger geprägt hat.
    Zum anderen, weil mir vieles einfach egal ist.

    Aber sie mußten funktionieren.

    In folgendem Sinne:

    Meine Hunde dürfen zuerst durch die Tür, aber nicht rausstürmen.
    Wenn ich merke, oder weiß, das draußen was los ist oder wir fremd sind (Urlaub) gehe ich vor und gucke.
    Wenn es da jemals ernsthaft Stress gegeben hätte, hätte ich wohl geübt oder mich deutlich durchgesetzt.
    Aber so. :ka:

    Zum Ausgangsthema.
    Boris beißt in die Hände.
    Soll er, kann er, darf er.
    Aber wenn er überdreht oder es ernsthaft weh tut, ist deutlich Schluss mit lustig.
    Er hat das jetzt begriffen.
    Nach nun 8 Wochen macht er es eigentlich nur noch abends, wenn ihm eigentlich schon fast die Augen zufallen und ihm nichts anderes mehr einfällt.
    Ich aber unverschämter Weise nicht auch schlafen gehe.

    Mir ist klar, dass es auch Hund gibt mit denen das so nicht funktioniert.
    Aber genau da muss man dann eben gucken was geht und nicht mit Schema F (Rangordnung) rangehen.

    So doof wie das klingt, leidet "nur" ihr oder der Hund?

    Das ist schwer zu beschreiben, erkennen, bedingt sich ja auch gegenseitig, aber ein Außenstehender kann es schon gar nicht.

    Meine T-Ärztin hat bei meiner ersten Hündin - ist 17 geworden und ich hatte immer wieder mal Zweifel - gesagt:
    "Du mußt Dir vorstellen der Hund wäre als Mensch über Hundert, da ist alles nicht mehr schön und die Pflege ist aufwendig,
    aber das gehört zum Leben dazu, kein Grund zum Einschläfern."

    Also z.B.
    Frißt er das normale Futter mit Freude?
    Geht ihr gemeinsam raus - bei mir waren es dann nur noch 100m mit Treppe hoch und runter tragen - aber Freude.
    Gibt es medizinische Möglichkeiten ihmund Euch, das Restleben zu erleichtern?
    Spezialfutter, Schmerzmittel....

    Meine Hündin hat auch nicht mehr mitbekommen, wenn ich zur Tür reinkam.
    Sie hat das so gelöst, dass sie sich von innen davor gelegt hat.
    Ich habe dann immer ganz vorsichtig aufgemacht, dass sie Zeit hatte, wach zu werden und sich hoch zu rappeln.

    Als die Zeit dann wirklich gekommen war, gab es keine Zweifel mehr und das Einschläfern war eine echte Erlösung.
    Das hat aber auch die TÄ sofort unterstützt.

    So oder so - viel Kraft.

    Die wenigsten Hunde, die sich nicht kennen, gehen in freundlicher Absicht frontal aufeinander zu.
    Da hat die menschliche "Erziehung" inzwischen viel versaut, aber normal laufen Hunde erstmal einen Bogen und/ oder signalisieren sich körpersprachlich ihre Absichten.
    Direkt frontal ist immer mit Vorsicht und eben Aufgeregtheit und Abwehr verbunden.

    Im Laufen geht dann eben Lara von alleine diesen (höflichen) Ausweichweg und alles ist gut.
    Wenn sie das nicht kann, reagiert sie ängstlich und abwehrend.

    Frontal aufeinander zu steuern ist Menschenart.
    Gut sozialisierte Welpen, haben sich an diese Menschart von klein auf gewöhnt.
    Lara hatte dazu keine Chance.
    Sie muss erst begreifen, dass das eben nicht in böser Absicht passiert und "normales" Verhalten ist.
    Bis dahin gestalte ihr das je nach Situation einfach leichter.

    Aber das sind schon echt so die Feinheiten.
    Mein Max wäre schon beim einfachen Vorbeigehen am liebsten Stiften gegangen.
    Er ist, wenn es ging einen riesen Bogen gelaufen.
    Oder, wenn das räumlich nicht ging, mit mir zwischen sich und den bösen Menschen förmlich vorbei gekrochen.
    Es hat lange gebraucht, bis die Leute zumindest nicht mehr gesehen haben, dass er jetzt Angst hat.
    Wirklich selbstverständlich wurde es nie.

    Da kann nur der Mensch situationsbedingt dem Hund helfen.
    Lara lernt doch schnell.
    Irgendwann ist auch das vergessen.