Das Problem, was ich mit dieser Ansicht habe, ist dass ich die Meinung nicht teile, ein Tier würde zu irgendeinem Zeitpunkt nicht mehr leben wollen.
Im übertragenen Sinne verstehe ich, was du meinst, es ist ein gewisser Ausdruck von Resignation, der einem zeigen kann, dass die Kräfte aufgebraucht und somit der Zeitpunkt gekommen ist.
Genau das meine ich mit "Zeichen". Die Selbstaufgabe, die sogar bei physisch gesunden Tieren vorkommt.
Den Entschluss jedoch, nicht mehr leben zu wollen, setzt eine große Allgemeinsicht und ein Bewusstsein für die Relationen zwischen "gestern, heute und morgen" vorraus. Man darf auch nicht vergessen, dass dieses Bestreben gegen den Überlebensinstinkt geht und evolutionär unsinnig ist. Von daher traue ich es einem Tier absolut nicht zu, eine derartige Abwägung anzustellen und eine Entscheidung zu treffen und um so wichtiger wird der Part des Halters.
Wenn es diese Allgemeinsicht und das Wissen um das Ende nicht gäbe, würde sich ein Tier nicht zum Sterben zurückziehen. Vielleicht unterschätzen wir manchmal die Fähigkeiten der Tiere. Ich als Halter traue Tieren das jedenfalls zu und lasse sie selbst entscheiden, wann sie gehen wollen.
Mein Hund hat keine Ahnung von Heilungschancen, kann nicht abschätzen, ob es morgen oder nur nachher noch so schmerzen wird wie in diesem Moment und versteht auch nicht, dass er jetzt vielleicht etwas mehr leiden muss, damit es ihm später eventuell besser geht.
Natürlich nicht. Aber wenn es Heilungschancen mit der Option zeitlich begrenzten Leidens gibt, nehme ich als Halter ihm diese Entscheidung ab und helfe ihm durch die schwere Zeit. Wird es dem Hund in dieser Zeit zuviel und er gibt trotzdem auf, kann ich immer noch den TA rufen um ihn zu erlösen.
Das Alles bleibt an seinem Menschen hängen und ich denke, viele unterschätzen diese Zeit des Sterbens enorm, denn sie bringt so viel Verantwortung, Zweifel und Angst mit sich, dass ich gut verstehe, wenn man als Betroffener den objektiven Blick einfach verliert.
Man weiß ja auch genau, dass man es nicht gut machen kann und eine gewisse Schuld immer bleiben wird.
Erlöst man sein Tier sehr früh, bleibt die Schuld, ihm vielleicht die Chancen auf Heilung und ein langes schönes Leben genommen zu haben; zögert man den Moment hinaus, besteht die Schuld darin, eventuell mehr Schmerzen als nötig zugelassen zu haben.
Das ist richtig. Deshalb bleibt es in einer solchen Situation wichtig, zu beobachten und zu verstehen. So objektiv es irgend geht.
Und wenn ich an meine Peppi zurück denke, bedrücken mich gleich beide Punkte. Zwei Wochen lebte sie mehr schlecht als recht, ich maße mir zwar an, es gespürt zu haben, als sie nicht mehr konnte - aber es ging so schnell und so steil bergauf und bergab, dass ich nicht ein Mal reflektierend sagen kann, ob es einen besseren Zeitpunkt gegeben hätte.
Es sind so viele Komponenten, die hier zusammen kommen, dass ich nicht ein Mal eine Grauzone mit "der richtige Moment" betiteln kann, weder allgemein, noch bei irgendeinem Beispiel.
Grüße
Dann verlass dich einfach darauf, daß dich dein Gefühl nicht getrügt hat und du den richtigen Moment gewählt hast.