Beiträge von Liquid_Sky

    Aggressivität kann man sowieso nicht "wegbekommen", es ist eine völlig normale, von der Situation abhängige Empfindung. Aber an dem Verhalten kann man natürlich arbeiten.

    Wie schnell oder langsam ihr das hinbekommt, wird hier keiner vorraussagen können.
    Bespreche das doch mit dem Trainer in der ersten Stunde, da ist meist eh nur Briefing angesagt.

    Liebe Grüße

    Das ist ja wirklich schlimm :verzweifelt:
    Aber dein Vater hat super reagiert.

    Ich dachte, das moralische Ende der Fahnenstange seien hier die Bettlerinnen, die ihre Kinder den ganzen Tag über den Alexanderplatz schleifen, während sie Zettel herumreichen, auf denen irgendeine Leidensgeschichte steht.

    Zitat


    Und man bedenke, dass ich momentan weder arbeite noch studiere. Was ist denn erstmal, wenn ich arbeite? Oder wenn ich studiere? Lernen muss? Ich habe wirklich gedacht, dass ich das alles packe... ich habe auch immer einen Plan B gehabt, als ich die pros und contras für oder gegen eine Hundeanschaffung durchdacht habe. Aber dass ich alles ganz alleine auf die Reihe bekommen muss und wie viel Arbeit das wirklich in Anspruch nimmt, das hätte ich vorher nicht gedacht.

    Die gleichen Gedankengänge habe ich auch, seitdem ich mein FSJ dingfest gemacht habe und die letzte Woche war es am schlimmsten. Ich habe jetzt ein Jahr nichts außer Haushaltsführung und dem Hund zu Tun gehabt. Es ist ein bisschen wie eine Schockstarre, in der alles wirklich aussichtslos erscheint.
    Eigentlich hatte ich mir sogar eine Stelle gesucht, bei der ich nachmittags und am Wochenende arbeite, damit Fiete nicht zu lange alleine ist, aber jetzt hat sich heraus gestellt, dass meine Mutter derartige Angst hat, mit dem Hund einen Schritt vor die Tür zu machen, dass sie völlig ausfällt in meinem Plan und es somit eigentlich noch viel schlechter ist, dass ich später komme.

    Aber ich würde dir wirklich, nicht dem Hund, sondern deinetwegen raten, jetzt nicht übersprungsartig zu handeln, denn so, wie du schreibst, wird es nicht lange dauern, bis du eine solche Entscheidung schwer bereuhen wirst.
    Solche Phasen, wie die, in der du steckst, gehören meiner Erfahrung nach zur Entwicklung - alle Freunde, die ich habe, hatten irgendwann einen Einbruch, in dem ihnen Alles über den Kopf gewachsen ist, unabhängig davon, wie kompliziert die Situation objektiv betrachtet wirklich war.
    Deine Zukunft ist ungewiss, aus der wohligen Gleichmäßigkeit der Schule geworfen, sollst du plötzlich Entscheidungen treffen, die dein ganzes Leben beeinflussen und bei jeder schwebt der Faktor "Hund" unwillkürlich mit, als sei es nicht schon schwer genug.
    Ich verstehe auch, dass du ihn momentan als "Klotz am Bein" siehst.

    Aber siehe es mal so:
    Jetzt im FSJ ist nun wirklich nicht viel mit Reisen, Welt sehen und grenzenloser Freiheit. Deswegen, lasse dir doch diese Zeit, um zu schauen, wie es wirklich funktioniert, wie einschränkend dein Hund im normalen Alltag ist, wie gut andere Lösungsstrategien funktionieren.
    Lasse den Gedanken, die du momentan hegst, Zeit, abzuflauen, sich aufzubauschen, gewendet und gedreht und immer wieder gedacht zu werden und wenn du in einem Jahr immer noch sagst:
    "Nein, das geht und passt nicht, die Anschaffung war eine schlechte Idee", dann suche einen schönen Platz für deine Süße.

    Lasse dich aber nicht von einem Tief dazu verleiten, eine Entscheidung für´s Leben zu treffen, damit wirst du nicht glücklich - schon alleine, weil du weißt, dass es nicht fair ist.

    Liebe Grüße

    Junghunde sind im Kopf einfach noch nicht fertig.
    Sie lernen jeden Tag noch sehr viel Neues, was wir bewusst gar nicht wahrnehmen, aber die Kapazität ist eben begrenzt. Man geht davon aus, dass im Schlaf neu Erlerntes aufgearbeitet wird und sich festigt und dass sich die Neuronen regenerieren, deshalb ist es auch wichtig, dass er eben viel schläft.


    Wie ich es bei meinem Hund wegen der mangelnden Aufmerksamkeit gemacht habe?
    Schwierig zu erklären, es waren ganz viele kleine Faktoren, die da mit rein gespielt haben.
    Ein Hauptproblem war aber tatsächlich, dass ich meinem Hund draußen ein Überangebot an Beschäftigung geboten habe, unabhängig davon, ob er aufmerksam war oder nicht, denn ich wollte damit ja seine Aufmerksamkeit gewinnen. Laufen sollte es eher andersherum: Nur ein aufmerksamer Hund bekommt Zuwendung und Beschäftigung.

    Wenn du deinen Hund ständig mit Spielchen bei der Stange hälst, dich zu viel anbietest, ist es eigentlich klar, dass er dich stehen lässt, sobald sich etwas Interessantes finden lässt - du wirst auch noch in fünf Minuten da sein und spielen wollen, kein Grund, sich groß darum zu bemühen ;)
    Du passt ja auch auf, dass ihr euch nicht aus den Augen verliert.

    Ich sage jetzt wirklich nicht: Ignoriere deinen Hund und mache gar nichts mehr mit ihm. Aber dosiere es und drehe den Spieß um.
    Nur ein Hund, der auf dich achtet, der guckt, darf suchen gehen. Einer, der die Nase nur im Busch hat, hat es doch nicht verdient, auch noch Ansprache dafür zu erhalten. Kommt der Hund bei einem Richtungswechsel mit, super, nicht einfach einen Ball schmeißen, hol am besten ein Zerrtau raus, renne ein Stück mit ihm und zergelt dabei zusammen.

    Ist klar, was ich meine? :smile:

    Zitat


    Ich hab gedacht der holt irgendwie seine Sachen aus dem Auto um mich zu kidneppen, aber als ich aus dem Fenster geguckt hab war er schon bei unseren Nachbarn.

    Nochnichtmal Tschüss hat er gesagt! Einfach umgedreht und gegangen!

    Sei froh... als ich etwa 14 war, klingelten bei uns mal die Zeugen :roll:
    Fragten, ob sie mit mir darüber reden könnten, dass Gott uns alle liebt.
    Ich musste spontan prusten und verneinte.
    Dann fragten sie, ob meine Eltern da seien.
    Ich verneinte das ebenfalls.
    Dann würden sie warten...
    und -zack- saßen sie im Wohnzimmer :mute:
    Ein "Nein" wurde völlig ignoriert.

    Kurz schwankte ich zwischen Verwunderung, Bewunderung (für so viel Dreistigkeit), Angst und dem zwanghaften Drang, mir anzuhören, was sie zu sagen hatten.

    Ich hatte meinen Freund am Telefon, ging ins Schlafzimmer, lachte kurz alles aus mir raus, stellte das Telefon auf Lautsprecher und bat, er solle die Polizei rufen, sollten die Zeugen böse werden.

    Dann legte ich Slayer auf, sollte ja stimmungsvoll werden, brachte ihnen Wasser und hörte mir ihre Thesen an. Natürlich wollte ich ihnen keine falschen Hoffnungen machen, war auch gar nicht möglich, ich war richtig berauscht von so einigen Kicheranfällen und wahrscheinlich hätten auch die zwei Kilo schwarzen Augen-Make-Ups, die bunten Haare und mein Outfit ein Hinweis darauf sein können, dass ich nicht unbedingt ein passionierter Kirchgänger bin.
    Normalerweile bin ich ja mit dem Selbstbewusstsein einer Nacktschnecke ausgestattet, aber bei Zeugen, Mormonen und Scientologen laufe ich zu Hochtouren auf :D

    Meine, übrigens liebste, Anekdote (immer, wenn einer bei mir klingelt, den ich nicht bestellt habe und mich festnageln will, erzähle ich sie), hat auch ein schönes Ende, nämlich meinen Vater, der erzont davon, dass sich die beiden bei seiner minderjährigen Tochter unrechtmäßigen Zugang zur Wohnung verschafft haben: "WIR SIND ATHEISTEN UND WENN SIE NOCH EIN MAL HIER AUFTAUCHEN, WIRD ES DAS LETZTE MAL GEWESEN SEIN, DASS SIE IRGENDWO AUFTAUCHEN!" brüllend und mit einem Sack Kartoffeln drohend die schnieken und sich sichtlich den feinen Zwirrn beschmutzenden Herren vertreibt :gott:

    Ich bekam übrigens noch ´nen gewaltigen Anschiss, weil ich die Polizei nicht gerufen hatte, inklusive PC-Verbot (was ich bis heute nicht nachvollziehen kann!).
    Aber wirklich, kein Missionar will lange bleiben, nachdem ich ihm das erzählt habe :pfeif:

    Zitat


    Ich finde die Einstellung dennoch krass. Denn wie soll ein Hund wissen was richtig und falsch ist wenn er es nicht gelernt hat?

    Ich finde auch nicht nur krass, dass dem Hund nicht nur nicht die Chance gegeben werden soll, es zu lernen, sondern dass scheinbar echt ganz normale hündische Verhaltensweisen so komplett abgelehnt werden.

    Man kann sich doch nicht ein Haustier aussuchen, aber Facetten dessen Verhaltens gänzlich nicht akzeptieren - niemand würde auf die Idee kommen, ein Meerschwein zurück zu geben, weil es quiekt, oder eine Katze, weil sie faucht. Warum also einen Hund, der schnappt?

    Meiner Empfindung nach ist das leider das, was ganz oft in der Hundehaltung falsch läuft - man will einen Kumpel, einen Bällchenholer, der lieb und nett zu Allen ist und bloß nicht zeigt, wenn ihm etwas nicht gefällt.
    Und man drückt ihm seine Ideale auf - Schnappen für uns: Vertrauensverlust; Schnappen für den Hund: letzte Warnung, bevor es knallt; Kinder für uns: ganz besonders schützenswerte Wesen mit Sonderrechten; Kinder für den Hund: kleine, sich anders verhaltene, laute, tollpatschige Menschen.
    Der Hund kann sich nicht denken: "Ach, jetzt nervt mich der kleine Mensch schon seit einer halben Stunde, begrabscht mich, obwohl ich nicht gern angefasst werde und nimmt mir meinem Knochen weg, aber egal, Kinder sind eben Kinder!"

    Natürlich wäre es mir auch lieb, wenn Fiete von Natur aus erst Mal Alles und Jeden lieben würde, das würde das Zusammenleben in der Großstadt arg erleichtern. Tut er aber nicht. Das ist kein Hund, bei dem man sagen kann: "Der muss das jetzt aushalten, weil er das aushalten muss!", sonst geht das früher oder später böse aus, wobei er schon viel "schluckt". Trotzdem ist er weder abnormal, noch asozial, er ist eben einfach ein Hund und wie jedes, aber auch wirklich jedes andere Tier ist er nicht darauf getrimmt, alles, was kreucht und fleucht als dicken Kumpel zu sehen.
    Evolutionär auch wirklich eine dämliche Idee, so nebenbei.

    woman1982
    Hunde sind nicht eifersüchtig.
    Hunde sind bedacht auf ihre Ressourcen, nicht mehr, nicht weniger.
    Das ist es, was ich meinte: Man dichtet dem Hund menschliche Verhaltensweisen an.
    Dem kann er aber einfach nicht entsprechen...

    Zitat

    Björn, vorsicht. Vielleicht ist der TE ganz einfach sensibler und direkter im Emotionsempfinden.

    Was eine Enttäuschung bei Ablehnung der Haltung dieses Hundes noch herber macht als sie für manch anderen User so schon ist.

    Aber wie kommst du denn bitte auf eine derartige Annahme, die du jetzt schon in einem zweiten Beitrag propagierst?
    Du kannst doch nicht jemandem öffentlich geistige Defizite andichten, nur weil er einen Betreuer für seine Finanzen hat.
    Ich finde das selbst für deine Verhältnisse ausgesprochen unhöflich und an den Haaren herbeigezogen, tut mir Leid, da bleibt mir echt die Kinnlade unten.

    Du, das habe ich mit meinem Parson Russell Terrier nicht anders, erzähl mir mal was von Dickköpfen ;)

    Bei ihm hatte ich anfangs auch nur die Aufmerksamkeit, wenn ich ihn die ganze Zeit bei der Stange gehalten habe.
    Aber das tut ihm nicht gut und ist auf Dauer auch nicht das Wahre.
    Alleine habe ich das nicht in den Griff bekommen, habe mir Hilfe bei einer Trainerin gesucht und mittlerweile ist mein Hund auch geistig bei mir, wenn ich nicht gerade das volle Entertaining-Programm durchziehe.

    Wenn sie schon das Auspowerprogramm fährt, dann würde ich ehrlich gesagt gar nichts mit dem Hund machen, außer sie zum Pinkeln vor die Tür zu bringen.
    Denn für einen so jungen Hund ist schon je morgens und abends einmal eigentlich zu viel.

    Kein Problem, du hast es ja nur gut gemeint :smile:

    Du hast sie ja nicht den ganzen Tag, oder?
    Was macht denn die Besitzerin so?

    Ballspieln würde ich komplett streichen, die pushen in der Regel einfach nur hoch, weil der Hund durch das Hetzen in ein extrem hohes Erregungslevel versetzt wird. So jungen Hunden fällt es schwer, das wieder abzubauen, sie werden dann unruhig und fordern noch mehr.
    Auch Suchspiele müssen nicht jeden Tag sein, 2-3x die Woche reichen, in kurzen Sequenzen.

    Wenn sie wegen Geräuschen bellt, würde ich das auch nicht ignorieren, sondern ein gut sitzendes Abbruchkommando verwenden - dabei bitte darauf achten, nicht "mitzubellen" ;)