Die Frage, ob man einen Welpen lieber mit der Hand oder der Zeitung schlägt, habe ich hier auch noch nie erlebt. Wow...
Ins Gewissen mag ich dir gar nicht reden, denn wer schon auf die Idee kommt und aus Prinzip so handelt, ich denke, da ist bei dir moralisch nicht viel Spielraum.
Aber fachlich ist wohl auch noch einiges nachzuholen.
Erstens: Ein Rudel besteht immer aus Individuen der gleichen Art. Das kann jeder erfahren, der sich die Mühe macht, ein Lexikon zu befragen (soviel dazu, dass du dich viel informiert hast - entweder hattest du die falschen Quellen, oder dir sind die öberflächlichsten Dinge entgangen).
Mensch und Hund bilden also kein Rudel. Insofern sind auch die Regeln nicht übertragbar.
Man könnte es eher als Gemeinschaft, aus Hundesicht auch als Zweckgemeinschaft bezeichnen. Daneben gibt es noch den Aspekt der Bindung, weshalb sich die meisten Menschen erst Hunde anschaffen - dir scheint sie ja nicht sonderlich wichtig zu sein, wenn du jetzt schon alles daran setzt, ein mögliches Vertrauensverhältnis zu zerstören.
Hunde sind Opportunisten, im Bestreben, den größten Vorteil aus ihrer Lebenssituation zu ziehen.
Und nach diesem Prinzip suchen sie sich auch
a) den aus, dem sie folgen
b) ihre Lösungsstrategien aus
Doch wie bringt man dem Hund Vorteil?
Da es sonst den Rahmen sprengt, beschränke ich es mal auf einen Aspekt, der auch sehr wichtig ist: Sicherheit.
Die Sicherheit durch Gemeinschaftlichkeit ist einer der Hauptgründe, warum sich Individuen überhaupt zusammen tun.
Ich schlage jetzt mal einen Haken zu deiner Situation:
Du hast dir einen Welpen angeschafft. Welpen kennen bekanntlich bei ihrer Geburt erst Mal nichts. Und mit 15 Wochen können sie auch noch nicht viel verstanden haben. Lernen braucht Zeit (und ein gutes Klima). Der Hund kann noch gar nicht verlässlich wissen, was er darf und was nicht. Und noch weniger kann er so viel Selbstbeherrschung aufbringen, das immer umzusetzen.
Jetzt tut der Welpe etwas, was dir nicht gefällt und du schlägst ihn.
Eventuell weiß er, warum. Wahrscheinlich eher nicht.
Damit machst du dich unberechenbar und somit als potenziellen Partner unattraktiv.
Warum sollte er freiwillig das tun, was du willst?
Du bist schließlich völlig gaga, bringst wenig Selbstbeherrschung auf. Als Führungskraft bist du durchgefallen.
Also erarbeitest du dir Gehorsam über Angst. Und ich wette mir dir, dass dieses Verhalten mit steigendem Alter des Hundes eskalieren wird.
Denn ein Hund, der nicht aus Eigenmotivation handelt, wird immer versuchen, eine für ihn lohnenswertere Lösungsstrategie zu erarbeiten. Da du ihm diese nicht vermittelt hast, wird die wahrscheinlich nicht in deinem Sinne sein.
Und so zieht sich die Spirale weiter.
Wenn du Glück hast, wird er nur beschwichtigen ohne Ende, wenn du Pech hast, wird er sich wehren.
Schau dir doch mal die Hunde an, die wirklich professionell gearbeitet werden, die wirklich gut "funktionieren" müssen. Behindertenbegleithunde, Rettungshunde, von mir aus auch Hunde für Film und Fernsehen.
Eine Zeitung zum Klapsen wirst du da lange suchen können.
Nebenbei frage ich mich, was ein Welpe bitte anstellen kann, dass dir nichts Besseres einfällt, als ihn zu schlagen. Wie willst du denn mit einem ausgewachsenen Hund klar kommen, wenn du schon bei einem Zwerg, der kaum in der Lage ist, seine vier Beine zu koordinieren, zum Äußersten greifst?
Oder wo endet dein Spielraum nach oben?
Du sagst, ein Hund sei ein Hund.
Gute Einstellung.
Aber dann behandle ihn auch so und kommt weg vom Prinzipiengereite, vom Gedanken des Respekts und vom ganzen Rudelalphablabla.
Und ehrlich, wenn du nicht in der Lage bist, dich zu beherrschen und den Welpen als das zu behandeln, was er ist, gebe den Hund in gute Hände und suche dir ein Hobby, wo du deine Anlagen besser ausleben kannst.