Zitat
Trotzdem lebt er sein Leben in der Menschenwelt und da muss er sich reinfinden.
Dieses krampfhafte "Alles muss immer spielen und sich liebhaben" ist nicht nur bei Kindern ätzend und völlig an der Realität vorbei, sondern auch bei Hunden. (Und ich hab so einen "Ich liebe euch alle!" Hund, ganz ohne Welpentreff...)
Welpe weiß wie er bellt, wie er läuft, wie die Nase geht, das "Hundsein" weiß er. Den Feinschliff bekommt aber kein Welpe in den Spielgruppen.
Denn es ist nunmal so das ein Welpe zum Lernen der hündischen Feinheiten keine anderen Welpen braucht, sondern ältere Hunde. Da das aber völlig ausgeblendet wird und diese Spielstunden einfach zu oft schlecht geführt sind steht man am Ende da mit einem Mobber und Pöbler, dabei "hat mans doch nur gut gemeint".
Irgendwo habe ich mal gelesen: Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint.
Selten stimmt es so sehr wie in der Welt der Welpentreffs und Spielstunden.
Und wieder einmal frage ich: Wie haben die Leute das vor 20 Jahren bloß gemacht, ganz ohne Welpengruppen?
Die meisten meiner Gassihunde damals waren völlig unkompliziert, ganz ohne Spielstunde, Hundeschule und diverser "Auslastungsangebote".
Hund weiß das er Hund ist. Im schlechtesten Fall ein grober Klotz von Hund, aber dennoch ein Hund.
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warum immer so schwarz-weiß?
nur, weil es schlechte welpentreffs gibt, in denen die ganze zeit nur gespielt wird, heißt das noch lange nicht, dass alle so sein müssen und das spiel untereinander unwichtig oder sogar schädlich sei.
spiel unter gleichaltrigen ist - sowohl für menschenkinder - als auch für hundekinder enorm wichtig und durch nichts zu ersetzen.
ich habe durch meine vorherige arbeit als erzieherin u.a. auch kinder kennen gelernt, die weniger kontakt zu gleichaltrigen hatten, weil sie z.b. erst mit drei jahren in die kita kamen.
eins hatten diese kinder gemein, wenn sie keine geschwister hatten: teilen viel ihnen schwer, die frustrationstoleranz war viel geringer, als bei den anderen kitakindern, das befolgen von regeln war deutlich erschwert, die selbstständigkeit war schlechter, die konfliktfähigkeit war nicht sehr gut und auch die kreativität im sozialen bereich war herabgesetzt. das zum thema "kinder und gleichaltrige".
es stimmt nicht, dass der welpe nur von erwachsenen hunden lernen kann, wie man sich benimmt. gerade welpen untereinander sind viel deutlicher, als althunde mit den zwergen.
bestimmte dinge lernt man durch erwachsene, wieder andere durch gleichaltrige.
die meisten älteren hunde lassen sich von welpen unglaublich viel gefallen: die dürfen an den backen herumziehen, sich in die lefzen hängen etc. pp.
hast du mal welpen beim spiel untereinander beobachtet?
"aua, das tut weh, ich kneif zurück."
das ist da ganz normal :)
und genauso lernen die kleinen eben: durch schnelle adäquate reaktionen auf ihr verhalten.
hinzu kommt die möglichkeit, im spiel verschiedene verhaltensweisen auzuprobieren, die man sonst eben nicht erlernen kann.
welpen spielen komplett anders, als erwachsene hunde - aggressiver, roher, abwechslungsreicher. sie sind spielerisch noch nicht so sehr festgelegt - und so wird eben alles ausprobiert, was man im späteren leben braucht: dominanzverhalten, imponierverhalten, jagdverhalten, demut etc. pp.
auch das angemessene aggressionsverhalten wird im spiel untereinander erlernt, nicht durch das spiel mit erwachsenen hunden.
hinzu kommt, dass bei einer gut geführten welpenstunde eine menge impulskontrolle eingebaut wird, damit die hunde von klein auf lernen, ansprechbar und lenkbar im hundekontakt zu bleiben.
und gerade diese verhaltensweisen braucht man auch im menschlichen alltag: nervenstärke im umgang mit fremden hunden, ein selbstsicheres auftreten, ein angemessenes aggressionsverhalten, imponieren statt draufkloppen, abrufbarkeit im spiel oder in anderweitigen interaktionen mit anderen hunden.
ich gebe dir recht, dass es besser ist, keine welpenstunde zu besuchen, als eine schlecht geführte stunde - keine frage.
spielestunden, in denen wild herumgetobt wird, sind absolut unsinnig für die hündische entwicklung.
aber es gibt auch welpenstunden, in denen der hundekontakt kontrolliert bleibt und die hunde von klein auf nach innen fokussiert werden - obwohl und weil sie spielen dürfen.