Beiträge von Nocte

    Wieso Schockmomente, Quebec? Es ging darum, dass gefordert wurde, das Thema in der Schule zu behanden. Der Lehrplan gibt das her. Nicht nur AWT der Sekundarstufe I, in Erdkunde und Biologie und je nach Lehrersogar Physik werden Massentierhaltung und deren Folgen behandelt. Da sind auch Themen zur Gewässerokologie dabei (Stichwort Überdüngung). Dass in der Schule nicht primär geschockt werden soll, versteht sich, aber im Allgemeinen geben die Lehrpläne doch eher Denkanstöße. Interessierte Kinder und Jugendliche informieren sich weiter und gerade die Alterstufe 10+ ist "anfällig" für radikale Ernährungsumstellungen. Die sind zwar nicht immer von Dauer, aber in dieser Altersstufe ist das ein Thema.

    Ich will dich nicht zurück-schocken, aber wir leben noch immer nicht hinter dem Mond.A) ist mein Partner Lehrer, B) kenne ich die deutschen Lehrpläne und C) habe ich Ahnung davon, wie viel von diesen Themen mit sachkundigem Inhalt behandelt werden.

    Was auf den Lehrplänen steht und dann umgesetzt wird ist ein Unterschied.
    In meiner Ausbildung stand die Einheit "Wie erkläre ich Kindern den (Umgang mit dem) Tod" - stattgefunden hat es nicht. Eigentlich schade, weil wichtig.
    Und es wäre ja hirnrissig, dass gesellschaftsrelevante Themen in den (Abschluss)Prüfungen abgefragt werden. Stattdessen lassen wir die Jugend mathematische Wurzeln ziehen, die tote Sprache Latein bearbeiten oder ein Gedicht analysieren. Alles Dinge, die im Falle einer/eines fachspezifischen Ausbildung/Studiums zur Genüge thematisiert werden.
    Aber das gehört hier nicht hin.

    Das ist aber dann eine Frage der Gewichtung durch die betreffende Schule und nicht ein generelles Fehlen imLehrplan. Vor 3 Jahren war gerade das Thema Massentierhaltung, Grüne Revolution etc. Bestandteil der Vorabiklausuren in unserer Stadt. Auch die Lehrbücher, die hier verwendet werden, beinhalten umfassende Informationen über das Thema ink. Hotlinks und Videoverweisen. Wenn ich als Lehrer oder Elternteil wichtig finde, dass das Thema auch im Unterricht umfassend behandelt wird, dann sollte ich mit der betreffenden Schule darüber reden. Das könnte helfen.

    Die Lehrpläne generell sind durchaus diskussionswürdig. Ich finde schon, dass alles seinen Platz hat, aber ich finde nicht, dass jeder alles lernen muss. Latein ist mir zum Beispiel wichtig, weil ich auch in der lateinischen Sprache eine Wurzel unserer Kultur und unseres Denkens sehe, aber dennoch ist mir klar, dass es viele Menschen als überflüssig betrachten oder es nie in ihrem Leben brauchen, obwohl sie es in der Schule gelernt haben. Mir wäre es lieber, wenn mehr Wahl und Freiheit im Lernen bestünde, aber das ist ein anderes Thema.

    Das wirklich "interessante" ist doch , dass bei dem Thema wieder relativ wenig selbstreflektion , z.B. In Form von "warum ist für mein Kind , dass täglich tierische Produkte konsumiert eigentlich eine saubere Schlachtung traumatisch ?", passiert und lieber kritisiert wird das man ja Kindern / Jugendlichen auf keinen Fall (so undifferenziert wurde das ja geschrieben ..) "soetwas" zeigen dürfte .


    Und wie schon erwähnt ... "Traumatisch " würde ich eher das davor beschreiben .

    So meine ich das nicht - ich finde es gut, wenn sich Kinder und Erwachsene damit auseinandersetzen, aber ich denke, dass meistens die Eltern einschätzen können, was ihr Kind schon verkraftet. Gut, Eltern behüten naturgemäß und evtl. werden dabei Kinder zu lange vor zu viel bewahrt, aber das eine Kind unter 10 ... 100 (?), das vielleicht wirklich danach so schockiert ist, dass es ernsthaft verstört ist, zieht nicht nach sich, dass die Eltern es trösten, denken, dass es irgendwann drüber hinwegkommt und mit dem Kind ein reflektiertes Gespräch über Fleischkonsum und Schlachtung führen, sondern dessen Eltern sind in aller Regel derart wütend, dass hinterher gegen Schule etc. vorgegangen wird, auf die Aktivisten geschimpft oder Ähnliches. Das Anliegen tritt dann hinter das Wohl des eigenen Kindes zurück. Diese Eltern und auch das Kind werden sich hinterher nicht mehr so leicht mit dem Thema anfreunden und eher agressiv eingestellt bleiben.

    Das könnte man doch wunderbar in den Lehrpan integrieren und die Kinder Jugendlichen auf diese angeblichen Schocker meinetwegen jahrelang schonend vorbereiten. Man könnte auch im Unterricht ein gutes Buch lesen. "Eating Animals" fand ich sehr lehrreich z.B.

    Ich will euch ja nicht schockieren, aber Fleischgewinnung, Massentierhaltung etc. stehen bereits auf deutschen Lehrplänen.

    Es gab hier mal einen Thread in dem berichtete eine Userin von Schweinetötungen, die auf einer Großleinwand (mit Ton) mitten in der Stadt, von Tierrechtlern abgespielt wurden.
    Mütter hielten ihren kleinen Kindern die Ohren zu, drehten sie weg, versuchtern dem zu entkommen.

    Und Du meinst, solche Aktionen seien keine Manipulationsversuche?

    Natürlich sind das Manipulationsversuche. Prinzipiell kann eine Manipulation auch durchaus ein hehres Ziel verfolgen. Das Problem sehe ich eher darin, dass eine Vorwarnung vor solchen Aktionen für den Normalsterblichen schon drin sein sollte. Nicht jeder möchte sich mit dieser Seite der Massentierhaltung auseinandersetzen, nicht jeder kann das verkraften und bei Kindern können im Normalfall die Eltern eher einschätzen als ein Aktivist, ob die Kinder das verkraften, außerdem kann solch eine Aktion für manchen einfach nur zur falschen Zeit kommen. Mit der Brechstange ändert man das auch nicht.

    Diese Diskussion kommt nun wirklich in jedem Thread, der das Wort "vegan" auch nur enthält.
    Muss man nicht eher die Erwachsenen in die Schlachthöfe schicken, um sich das Töten und Verarbeiten anzusehen?
    Ich halte nichts davon das zu tun weder bei Erwachsenen und schon gar nicht bei Kindern.

    Muss auch jeder mal live bei einem tödlichen Verkehrsunfall dabei gewesen sein, damit er nur noch Fahrrad fährt und das auf Radwegen mit Klingel am Rad und Schutzkleidung?
    Blödes Beispiel, ja.
    Mit Schockerlebnissen wandelt man keine Menschen und was soll diese Art von Manipulationsversuchen?

    LG, Friederike

    Der Vergleich hinkt, denn jedes Mal, wenn ich mich ans Steuer setze, setze ich auch mein eigenes Leben aufs Spiel, wenn ich unachtsam fahre. Ich gehe auch das Risiko ein, dass andere unachtsam fahren. Beim Einkauf kann ich vollkommen ignorieren, dass da mal ein Tier geschlachtet wurde. Daher kann ich nachvollziehen, dass diese Forderung immer wieder aufkommt.

    Ich hab schon absurde Dinge in Sachen Ernährung erlebt. Eins davon war, dass die Kinder eines Bauern in der Schule angegriffen wurden, weil sie die Wurst von den eigenen geschlachteten Tieren auf dem Pausenbrot hatten. Die anderen Kinder tauschten vorher gern Brot etc., aber dass da Tiere auf dem Brot landeten, die die Kinder des Bauern doch kannten, dass fanden diese Kinder plötzlich befremdlich. Die waren da etwa 13 Jahre alt.

    Ob man jedem Kind oder Erwachsenen zumuten muss, einen Schlachthof zu sehen, kann ich nicht beantworten, denke aber schon, dass es sehr leicht ist, völlig zu verdrängen, woher die eigene Nahrung kommt. Ich glaube allerdings auch, dass solche Schockmomente nicht von Dauer sind und der Betreffende nach einer Weile wieder zu seinem alten Verhalten zurückkehrt. Ich kenne nur ein Beispiel, in dem der Besuch einer Lebensmittelfabrik über Jahre zum vollkommenen Verzicht auf das betreffende Lebensmittel führten - da ging es nicht um Fleisch, sondern Fruchtjoghurt. ;-)

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das wirklich stimmt.
    Ohne Kennzeichnung Gift verteilen?


    Bei uns sieht man z.b. auch sehr viele Katzen auf den Feldern und Wiesen. An die muss doch auch jemand gedacht haben? Ne, das kann nicht stimmen...

    In Thüringen wurden entsprechende Warnungen übers Radio veröffentlicht. Man habe die Genehmigungen erteilt, weil bereits im letzten Jahr massive Ernteausfälle zu beklagen gewesen seien. Der Gifteinsatz sei trotz der Bedenken für die Umwelt alternativlos.

    Nocte: Sehe ich ein bisschen anders:

    Die Umwelt wehrt sich sehr wohl. Die Anzahl der Naturkatastrophen ist angestiegen. Da man weiss warum das so ist, wird daran gearbeitet und Umweltpolitik ist auch Politik. Das sich Probleme die in Jahrzehnten völliger Ignoranz entstanden sind nicht in einem Jahr lösen lassen, dürfte wohl klar sein.

    Notwendigkeit der Schulspeisungen sehe ich bei den meisten Eltern eher in der Notwendigkeit nicht selber kochen zu müssen.

    EU ist ein Thema für sich. Einerseits gut, andererseits wohl nur Grosse Bühne für Selbstdarsteller und Vollblutbürokraten.

    Unser Wirtschaftssystem ist gut. Es funktioniert und es sorgt dafür, dass wir relativ sorglos leben können. So sorglos, dass wir Zeit haben uns über verschiedene Formen der Ernährung bei Mensch und Tier Gedanken zu machen und darüber endlose Diskussionen führen können.

    Diese Sichtweise kann ich nicht nachvollziehen. Die Ignoranz dauerte schon an, als wir längst um die Folgen unseres Handelns wussten.

    - Kyoto Protokoll
    - 2010 Bio-Diversität
    - Internationale Klimaschutzinitiative (2008)
    usw.

    Alle diese politischen Maßnahmen sind stumpf, die Festlegung der Erderwärmung auf 2°C zu beschränken ist ein Drama und selbst das zu erreichen, scheint nahezu unmöglich. Die Haushalte stellen im Bereich Umweltschutz weniger Geld zur Verfügung, als z.B. im Bereich der Rüstung. Ereilen uns TTIP und CETA - und sie werden uns ereilen - sind sowohl Umweltschutz, als auch Verbraucherschutz faktisch ausgehebelt. Da wird doch nur ab und an Kosmetik betrieben, wenn eine Landesregierung ankündigt Millionen-Subventionen für Massentierhaltung abschaffen zu wollen.

    Dass die NAtur sich in Form veränderter klimatischer Bedingungen wehrt, zeigt, dass nicht genügend Maßnahmen ergriffen wurden, denn dann ist es wie bei einer Krankheit - das Symptom wird wahrgenommen und vielleicht behandelt. Die Ursache im Vorfeld abzustellen, das wäre wichtig, aber da können sich ja nichtmal die G8-Staaten untereinander einigen, geschweige denn kommt eine international ernst zu nehmende Umweltpolitik in Gang.

    Unser Wirtschaftssystem funktioniert? Das kannst Du gern so sehen, aber in meinen Augen ist es grundsätzlich verkehrt ausgerichtet. Es steht nicht die Arbeit zur Bedürfnisbefriedigung (und damit meine ich in erster Linie Überlebensbedürfnisse und z.T. Kulturbedürfnisse) im Vordergrund, sondern die Profitmaximierung. Ein sorgfältiger Umgang mit Ressourcen ist in unserem Wirtschaftssystem nicht gewünscht. Ingenieure können Produkte auf Langlebigkeit etc. optimieren, aber das tun sie nicht, weil das nicht den Kundenanforderungen (also Vertreibern von Proukten) entspricht. Geplante Obsoleszenz nennt sich sowas. Auch die derzeitige Welle von Völkerwanderungsprozessen gehört zu diesem Wirtschaftssystem. Dass wir es uns in Deutschland "leisten können", über Ernährungsthemen nachdzudenken, weil wir Zeit dafür haben, heißt nicht, dass unser Wirtschaftssystem so toll ist, sondern zeigt, wie verblödet uns die MEdienlandschaft und Politik und falsches Gutmenschentum schon hat - wir können doch gar nicht mehr frei denken. Themen des Umweltschutzes sollten jedem Menschen am Herzen liegen - nicht mal unbedingt, global bedacht, aber keine Spezies betreibt freiwillig Raubbau an ihrer Lebensgrundlage, nur der Mensch ist dumm genug, jeglichen Blick auf dieselbe zu verlieren, wenn er nur satt ist und im Trockenen sitzt oder man ihm andere Dinge gibt, über die er sich Sorgen machen kann.

    (...)

    Ich halte die Diskussion über eine ökologische Ernährung übrigens für alles, aber sicher kein Luxusproblem. Diese Diskussionen sind in Anbetracht der heutigen globalen Situation mehr als nur notwendig, nur müssten irgendwann auch mal Taten folgen. Diese "Jeder soll machen was er will" Einstellung ist nur ein Wegreden eines Problems, dass mittlerweile einfach nicht mehr weggeredet werden kann. Die Augen zu verschließen anstatt an Lösungen zu arbeiten halte ich in diesem Fall für eine fatale Strategie.

    Da sehe ich noch das Problem der Resignation. Mehr als die Hälfte der wahlberechtigten Bürger in diesem Land sieht sich politisch und damit auch wirtschaftspolitisch nicht mehr durch die Politik vertreten. In Anbetracht der Tatsache, dass TTIP, CETA, GMO-Zulassung, die Neuzulassung von Glyphosat und co. komplett hinter dem Rücken der Wähler abgewickelt werden sollen, finde ich das in Ernährungsfragen ein sehr berechtigtes Gefühl.

    Das EU-Gebilde mit seinen Schutzzöllen, Subventionen, Flächenstilllegungsplänen ist nicht dazu angetan, zu einem weltpolitisch gesunden Umgang mit Ressourcen zu kommen. Das ist auch nicht gewollt, denn es steht dem Profit im Weg.

    In vereinfachter Form haben wir in der Schule doch alle mal vom magischen Sechseck gehört. Es ist nicht möglich alle Ecken des Sechsecks zu bedienen und der Schutz der Umwelt fliegt gern über Bord, weil sich die Umwelt nunmal verdammt schlecht wehren kann. Unsere Unfähigkeit, Ursache und Wirkung zusammenzubringen, wenn sie weit auseinander liegen (räumlich und /oder zeitlich) macht das nicht besser. Resignation zieht nur den Schlussstrich unter eine bittere Wahrheit - wir haben kaum Einfluss,wenn wir uns auch noch so sehr einreden, dass allein unser Kaufverhalten bahnbrechende Änderungen bewirken könne.

    Dazu fehlt der Masse die Finanzkraft und teilweise einfach die Möglichkeit. Sehen wir uns nur die Schulspeisung an. Die meisten Eltern lassen aus bloßer Notwendigkeit ihre Kinder daran teilnehmen und glauben auch, dass das Essen für die Kinder vernünftig sei. Sehen wir uns aber an, woher heute das Essen kommt, das wir da unseren Kindern vorsetzen, kommt der vegan ernährte Hund unterm Strich vielleicht noch besser weg.

    Ich glaube, dass ein globales Umdenken nicht einsetzen wird, bevor der metaphorische Zug vor die Wand gefahren ist. Erst, wenn wir vom derzeitigen Wirtschaftssystem Abstand nehmen (müssen), wird sich etwas ändern, ob wir als Menschen daran noch teilhaben werden, wird die Zeit zeigen.