Das finde ich total interessant. Kannst du dazu noch mehr sagen? (Hoffentlich nicht OT von mir)
Ich meine da viele Kleinigkeiten (Ressourcenverteidigung, Agression, Kontrollverhalten etc.). Es wurden mit den Welpen und Junghunden die erwarteten Stichpunkte abgearbeitet - die Hunde waren in der Hundeschule, sind Auto gefahren, haben alle notwendigen Untersuchungen gehabt, Kinder kennengelernt etc. Trotzdem zeigen alle Welpen eines Wurfes ähnliche Verhaltensweisen und Stressreaktionen, wie z.B. Übersprunghandlungen, wenn es an Aktivitäten geht oder Verhaltensweisen, die darauf schließen lassen, dass schon die Welpen im Alltag frustriert wurden, z.B. Hackenkneifen bei Bewegung oder scheinbar plötzlich auftretende Agression.
Der Hundehalter bringt diese Verhaltensweisen nicht mit der Prägung im frühen Alter zusammen, weil er z.B. nicht weiß, dass ausnahmslos alle Geschwister das gleiche Verhalten zeigen und es dafür eine einfache Erklärung gibt (z.B. Gangway-Training) oder er betrachtet das Alter als pubertär bedingt und weiß z.B. bei scheinbar urplötzlich auftretendem Ressourcenverteidigungsverhalten nicht, dass der Welpe dauerhaft überfordert damit war, sich gegen ältere oder stärkere Hunde nicht durchsetzen zu können. Auch andere Dinge, wie Hetzverhalten mitten im Straßenverkehr, werden darauf geschoben, dass es eben rassebedingte Eigenschaften sind. Schließlich hat man die Hunde ja vorher im Verkehr gesehen ... nur eben nicht gewusst, dass der Hund an immer exakt denselben Stellen ausgeführt wurde.
Es gibt sehr viele Kleinigkeiten, bei denen Probleme nicht erst dann entstanden sind, wenn sie sich im Verhalten auswirken und ein sehr entspannt wirkender Welpe, kann mit zunehmendem Alter ein Verhalten an den Tag legen, das faktisch unnormal wirkt, egal ob der Hund agressiv wird, plötzlich Ticks ausbildet, gar depriviert wirkt oder Stress beim / durchs Lernen hat, mit dem er nicht umgehen kann.
Wir sind dann als Halter schnell dabei, die Rasse, das Alter oder irgendwelche Erfahrungen als Ursache auszumachen, obwohl das Verhalten weit öfter eine Kumulation aus verschiedenen Einflüssen darstellt und einige Einflüsse im Welpenalter zu suchen sind.
Einen plötzlich komplizierten Hund würde ich natürlich zuerst einem medizinischen Check unterziehen und bei in der Rasse gehäuft auftretenden Problemen, auch nie die Rasse-Komponente außer Acht lassen, aber es ist eben längst nicht so, dass jedem Züchter wirklich klar ist, in welchem Lebensalter welche Hirnentwicklung stattfindet und welche Basis wann für späteres Verhalten gelegt wird. Kommen dann Hunde mit 2 - 3 Lebensjahren und Problemen zurück, liegt natürlich der Schluss nahe, dass da nach dem Auszug was schief gelaufen ist. Es ist außerdem noch ein anderes paar Schuhe, ob es dem Hundebesitzer dann irgendwas bringt, auf Ursachenforschung zu gehen, oder ob er sich aufs Umkonditionieren, Gegentrainieren, Verbieten etc. verlegt, weil er das Problem managen muss.