Natürlich kann es sein, dass da der Züchter einen absolut grottigen Umgang mit den Welpen pflegt - aber ich würde mir in so einem Fall auch Gedanken über die Verpaarung, den Charakter der Elterntiere machen. Und wenn ich so Aufzählungen lese, was mit jungen Welpen "abgearbeitet" wird, habe ich auch ein ungutes Gefühl.... Diese Sachen wären für mich jetzt nicht das ultimative Qualitätskriterium. Die kommen höchstens obendrauf, wenn die Grundvoraussetzungen von Genetik und Aufzuchtumgebung stimmen.
Von einem grottigen Umgang habe ich gar nicht gesprochen, ganz im Gegenteil. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass nicht so viele Züchter das Welpen-Prägungs-Bootcamp durchziehen, das da manchmal aus den Beschreibungen klingt und ich denke auch, dass viele Züchter sich nicht bewusst machen, wann das Welpenhirn sich wie entwickelt. Wäre dem so, müsste es eine klar erkennbare Trennung zwischen Tierschutzwelpen geben, bei denen einfach niemand die Zeit hatte, die an unterschiedliche Untergründe, Häuser, Kinder oder Haushaltageräusche zu gewöhnen und den Züchter-Welpen. Also verzeihen entweder deutlich mehr Hunde oder Rassen ein nicht ganz so intensives Programm oder ein nicht unnerheblicher Prozentsatz kann "nachlernen" ohne einen lebenslangen Knacks oder ewige Stressfalten im Gesicht zu haben. Es wird immer irgendwas anders laufen, als man sich das vorstellt, einfach weil beim Thema Hund nur Lebewesen beteiligt sind - der Welpe, die Geschwister, die Mutter, andere Hunde beim Züchter, der Züchter selbst, die neuen Besitzer u.s.w. Ich glaube, dass man für sich eine Balance finden muss, zwischen dem, was man vom Züchter erwartet, was man vom Hund erwartet und mit welchen Unwegbarkeiten man trotzdem klar kommt.
Das muss letzlich jeder für sich entscheiden und sich eben nicht nur die Rasse genau ansehen, sondern auch überlegen und kommunizieren, was man vom Züchter erwartet. Mir z.B. ist eine Schuss- und Knallgewöhnung schon wichtig, dafür brauche ich keine öffentlichen Verkehrsmittel in meinem Hundealltag. Sollte sich meine Situation ändern, heißt das aber nicht, dass ich vom Züchter erwarte, mit dem Hund Bus und Bahn gefahren zu sein, sondern bestmöglichst darauf hingewirkt zu haben, dass der Hund sich neuen Aufgaben stellen kann, ohne zusammenzubrechen.
Dennoch glaube ich, dass wir weit mehr Verhalten nur auf die Abstammung oder Rasse oder Vorkommnisse attribuieren und die Prägezeit dabei außer Acht lassen.