Mike_1:
ich schreib das sicherheitshalber nochmal. Mir geht es nicht darum, ob Du dich in der Situation falsch verhalten hast oder nicht. Kann ich erstens nicht sagen und zweitens ist es jetzt unerheblich. Mir geht es in deinem Fall um Folgendes:
Du scheinst unter der angespannten Situation mit den Nachbarn zu leiden und willst einen Schritt auf sie zugehen. Das finde ich gut. Aber ich kann auch verstehen, dass die HH nicht gut auf dich zu sprechen sind. Die Situation hat sich wahrscheinlich völlig anders für sie dargestellt und sie werden vermutlich der Ansicht sein, dass Du erst ihren Hund angegriffen hast und ihnen dann auch noch Ärger mit den Ämtern eingebracht hast.
Das kommt in keiner nachbarschaftlichen Beziehung gut an. Wenn Du weiterhin eine Klärung unter Euch wünschst, dann solltest Du dabei auch bedenken, wie sich deine Nachbarn gefühlt haben. Sollte sich die Situation weiter hochschaukeln und eine friedliche nachbarschaftliche Beziehung nicht mehr möglich scheinen, dann könntest Du auch versuchen einen Mediator hinzuzuziehen.
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Der Vergleich mit Menschen ist völlig unangemessen. Sofern man nicht autistisch ist, weiß man das Verhalten anderer Menschen ungefähr zu deuten. Man kann aber nicht von jedem Menschen erwarten, dass er die Körpersprache von Tieren zu deuten weiß. Und kein Mensch sollte die Körpersprache von Tieren deuten können müssen, um unbeschwert auf der Straße spazieren gehen zu können.(...)
Und wie kommst Du auf die Idee, dass man als Mensch die Körpersprache anderer halbwegs zuverlässig lesen kann? Es gibt schon unter Menschen viele Missverständnisse deshalb und eben deshalb auch Paragraphen, die das vor dem Gesetz regeln.
Zudem kann man den Menschen nunmal nicht immer vorher sehen und auf den Hund soll man ja auch achten.
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Wenn ein Tier meine Individualdistanz (der Begriff passt hier nicht wirklich, aber ihr wisst hoffentlich was ich meine) stört und ich mich bedroht fühle, dann habe ich das Recht mich zu verteidigen. Wenn ein HH nicht dazu in der Lage ist seinen Hund zu kontrollieren, muss der HH mit den Konsequenzen leben.
Nein, Du hast nicht das Recht zur uneingeschränkten Verteidigung, wenn gar kein Angriff vorlag. Spätestens beim Erkennen des Irrtums nicht mehr. Der HH muss auch nicht mit den Konsequenzen leben, sondern der Hund. Für den Fall, dass deine Reaktion völlig unangemessen / falsch wäre und den Hund sogar verletzen würde, kann der HH dich anzeigen.
Anders sieht es natürlich aus, wenn der Hund dich wirklich angreift, bedroht, sich dir bis auf wenige cm nähert.
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Menschen mit Angst signalisieren so etwas durch Körperhaltung und die sollte man als Mitmensch eigentlich lesen können. 
Und natürlich ist es meine Aufgabe als HH jeden Menschen daraufhin abzuscannen, ob er Angst hat. :ironie:
Körpersprache ist nicht immer eindeutig! Vor ungefähr zwei Monaten bin ich mit meinen Hunden einer Frau ausgewichen, weil die Angst vor meinen Hunden zu haben schien. Sie kam mir dann aber nach und schließlich stellte sich heraus, dass sie nur Angst hatte mich zu fragen, ob sie die Hunde mal streicheln dürfe. Außerdem gibt es im Einzugsbereich unserer Wohnung eine Suchtklinik, eine Klinik für psychisch Erkrankte und ein Kinderheim für geistig behinderte Kinder. Die Körpersprache der Klienten dieser Einrichtungen kann ich beim besten Willen nicht deuten.
Ich schreib es nochmal: wenn jemand Angst hat, dann nehme ich Einschränkungen für meine Hunde und mich in Kauf. Ein ängstlicher Mensch ist ja schließlich nicht aus einer Laune heraus ängstlich.
Es ist selbstverständlich, dass ein Hund erzogen werden soll und nicht zur Belästigung wird. Dennoch ist es als HH nicht meine Aufgabe die Ängste anderer Menschen zu bedienen, noch bin ich dazu verpflichtet oder bereit in vorauseilendem 'Präventismus' jeden Passanten hin auf Anzeichen von Angst zu untersuchen. Schon, weil mir dann mindestens ein wachsames Auge für meine Hunde fehlt.
Nicht der HH hat das eigentliche Problem und er hat es auch nicht zu vertreten. Möchte jemand der Angst hat sichergehen, dass ich auf seine Angst Rücksicht nehme, dann kann ich schon erwarten, dass er mir wenigstens zuruft, ich möge meine Hunde an die Leine nehmen.
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Eine andere Frage ist doch:
was wird jetzt von den Hundehaltern erwartet?
OK, dass sie sich nicht wie die Wildsau im Gehege benehmen....ist schon klar.
Sollen sie im vorauseilendem Gehorsam einen Maulkorb an ihren Hund anlegen?
Sollen sie die Straße abscannen, wann sie sie betreten können?
Denn der Hund wird an der Leine geführt, und nicht im Freilauf.
Klar sollte die Leine so weit ausbruchssicher sein, aber eigentlich gibt es keine 100% Garantie, dass sie nicht doch mal reißt, sich eine Schnalle löst, etc. So realistisch sollte man schon sein.
Auch mein Hund hat sich schon mal aus dem Geschirr gewunden. Ja. Das ist mir schon passiert.
Zum Glück ist er verdutzt stehen geblieben.
