Beiträge von Nocte

    Wir hatten gaaaaaaaaanz viele Vorstellungen:

    - ein erwachsener Hund
    - ein Hund ohne stark ausgeprägten Jagdtrieb
    - kein Angsthund
    - kein Mini oder Maxi (gesunde Mitte eben)
    - musste natürlich charakterlich zum Ersthund passen
    - rassetechnisch hatten wir uns nur auf No-Go-Rassen verständigt, da wir einen Hund vom Tierschutz wollten

    Was ist es dann geworden? Fast alles, was wir nicht wollten. Ein Mini (6kg) mit ausgeprägtem Jagdtrieb, vielen Ängsten, 1 Jahr alt und eine Rasse, die wir für uns ausgeschlossen hatten (PRT).

    Warum? Weil unser Ersthund diesen und nur diesen Hund wollte. Wie Recht sie doch damit hatte :D

    Zitat

    (...)
    @ Nocte
    Du schreibst: "dann steht sie nach einem Sprint mit eingekniffener Rute schnell neben mir. "
    In meiner Arbeit als Tierphysiotherapeutin nutze ich oft auch die "Hindernisarbeit nach Tellington". Dabei geht es darum, dass Hund oder Pferd lernen, langsam und ihres eigenen Körpers bewußt, Hindernisse zu bewältigen.
    Ich glaube, dass bei Deiner Hündin, wenn sie an Angstauslösern "vorbeigesprintet" ist, mehr so der Effekt "Puh, das hab ich ja gerade so geschafft, ehe das mich angreifen konnte" überwiegt - so dass der Lerneffekt zur Angst"bewältigung" in diesen Momenten gen Null tendiert, eher wird sie in ihrem "schnell, schnell" bestärkt, aber nicht darin, sich bewußt mit Angstauslösern auseinanderzusetzen. Vielleicht versuchst Du einfach mal, Dinge, an denen sie sonst vorbeisprinten würde, bewußt, angeleint, langsam anzugehen, wirklich Schritt-für-Schritt, vielleicht anfangs noch in größerem Abstnad und vorweg vielleicht zum Lernen, was Du eigentlich von ihr willst, Übungen zu Hause, in denen sie im Schritt mit Stehen-Bleiben zwischendurch hingelegte Besenstiele "überwindet", damit Ihr Kommandos wie "laaaangsaaaam" in aller Ruhe üben könnt....
    (...)

    Liebe Grüße, Chris

    Klingt logisch, was Du schreibst, allerdings klappte es bei uns so nicht. Mit Leine dran gibt es nur den Rückwärtsgang in solchen Situation (sonst nicht).

    Langsam, Absitzen- und Ablegen etc. aus der Bewegung kann sie und macht es auch. Ich kann mit ihr über Hindernisse, wackelige Böden, Baumbrücken etc. so ruhig und gelassen drüberkommen - das macht sie mit.

    An solchen Dingen wie großen Tieren auf einer Koppel, die vorher nie da waren, geht es aber so nicht vorbei. Leine ich sie ab und gehe weiter, dann kommt sie angerannt (mit eingekniffener Rute) und da gebe ich dir absolut Recht, dass das nicht nach Auseinandersetzung mit Ängsten aussieht. Ist es bestimmt auch nicht, aber tritt diese Situation dann nochmals auf, geht es ohne gravierende Angst und durchaus langsam. Die Rute ist dann nicht eingekniffen, sondern auf Hakbmast und sie läuft vorsichtig (sieht ein wenig geduckt aus).

    Deshalb nahm ich an, dass es eine Frage ist, ob ich sie in ihren Ängsten bestärke. Ist das falsch? Hast Du da eine bessere Idee? Wie gesagt, wenn die Leine in einer solcher Situation dran ist, schaltet sie auf Panik und dann geht es nur rückwärts.

    LG

    Da reihen wir uns auch mal ein:

    mein Angsthund Nr. 1 und absoluter Engel ist meine Luna(tic):

    - sie kam mit 4 Monaten aus mindestens 5. Hand
    - war misshandelt worden
    - lebte zeitweilig in einem sehr lauten Haushalt unter ... sagen wir mal 'gestörten' Bedingungen
    - war mit Ungeziefer (Milben, Haarlinge, Flöhe, Würmer) beladen
    und BISSIGer als jede Schnappschildkröte.
    - hatte zudem diverse KRankheiten
    - war oft rastlos

    Lärm ging nicht, Gassigehen wurde zu einer Zer(b)eißprobe vornehmlich für mich, Hundekontakt endete anfänglich immer damit, dass sie was auf die Mütze bekam (scheinbar einfach nur deshalb, weil sie das ausstrahlte) und mit jemand anderem außer mir im Dunkeln raus ging gar nicht. Bis heute geht sie an manchen Dingen (z.B. Männer mit dunklen Jacken) nicht freiwillig vorbei. Panik führte zur sofortigen Flucht.

    Neben der Angst hatte sie aber auch Marotten, die auf andere eher frech wirkten. Die Beißerei z.B., allerdings erklärt eine fehlende Beißhemmung das in Lunas Fall nicht hinreichend.

    Was haben wir im Griff?
    - das Beißen
    - die Panik+Flucht draußen
    - Hundekontakte

    Wie?

    Zum Teil habe ich das Beißen einfach hingenommen. Das klingt blöd, hat aber am Besten funktioniert, weil sie sich so nicht hoch geschaukelt hat. Ich habe dann eher ruhig (wie bei einem kleinen Kind) 'Nein' gesagt und Situationen gemieden, in denen sie hätte andere beißen können. An die einzelnen Auslöser haben wir uns dann Schritt für Schritt rangetastet. Immer wieder von vorn. War schmerzhaft, aber heute ist es i.O. und sie ist geländesicher. Zudem bin ich überzeugt davon, dass ihre HD eine große Rolle gespielt hat, aber dank der OP ist das schon fast Geschichte.

    Bei Panik auf und davon - das war eine harte Nuss und ist auch heute unsere schwierigste Disziplin. Ich streichle schonmal Rohre, Müllautos, Straßenschilder, Rollatoren etc. damit wir dran vorbeikommen. Wenn die Situation es zulässt, ziehe ich es vor einfach weiterzugehen und zu tun, als wäre nix - dann steht sie nach einem Sprint mit eingekniffener Rute schnell neben mir. Bestimmte Dinge üben wir immer wieder und kommen bis heute nciht dran vorbei... was solls, längere Spaziergänge haben auch etwas für sich.

    Die Angst vor bestimmten Männern werde ich wohl nie aus ihr raus bekommen, aber solange sie Meideverhalten zeigt und nur bellt, kann ich damit leben.

    Generell benötigt sie einen sehr festen Tagesablauf, Ruhephasen (wir haben ein Entspannungssignal trainiert), nicht zu viel oder zu wenig Kopfarbeit und körperliche Auslastung. Ganz wichtig ist eine Rückzugsmöglichkeit, an der sie nicht gestört wird. Kinder dürfen zu Besuch kommen, wenn sie sich benehmen, aber im Haushalt sollten keine leben - das ist Streß pur für Luna.

    Da sie einige Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion aufweist, haben wir das testen lassen. Ihre Werte liegen im Normbereich - nur überzeugt davon, dass alles i.O. ist bin ich nicht. Da ich schon einen Hund mit Schilddrüsenunterfunktion hatte, kann ich nur empfehlen bei verhaltensauffälligen Hunden dieses Organ auf Fehlfunktionen hin untersuchen zu lassen. Eine Menge ungewöhnlicher Verhaltensweisen können erfolgreich behandelt werden, wenn die Schilddrüse ein Verursacher ist.


    Angsthund Nr. 2 ist unser Miniaturtier Lena:

    - sie kam aus einer Barackenhaltung mit vielen Hunden und wurde als Wurfmaschine missbraucht. Sie kannte nix und sprang bei jeder Bewegung (Tischdecke, Schüssel auf dem Tisch, Gardine etc.) drei Meter seitwärts, fing an zu zittern und in eine Art Starre zu verfallen. Hundekontakt mied sie, war aber souverän, wenn er zu Stande kam.

    Bei ihr hat sich fast alles normalisiert. Sie ist schreckhaft, aber orientiert sich so sehr an ihrem Menschen, dass sie nur noch in Panik verfällt, wenn der das auch tut. Wird man allerdings laut, dann macht sie fast unter sich vor Angst und verzieht sich dann. Kinder gehen gar nicht. Niesen oder Husten sollte man auch nicht unbedingt, weil der Hund dann gleich auf dem Rücken liegt und den Schwanz einzieht. So lange man tut, als wäre nix gewesen, gibt sich das aber sofort wieder.


    Gottlob haben sich unsere Hunde nie gegenseitig in ihren Ängsten bestärkt. Im Gegenteil - jede hat bei anderen Dingen Angst und dann hilft es, wenn die andere 'cool' bleibt.

    Ich habe bestimmt einige Sachen vergessen, die mir 'kleckerweise' wieder einfallen werden und die ich dann ergänze.

    Die Schilddrüsenwerte sind oft nicht im großen Blutbild inbegriffen. Ich glaube, das liegt daran, dass den meisten Tierärzten dafür die notwendigen Geräte fehlen.

    Werte die in einer separaten Schilddrüsendiagnostik enthalten sind:

    T4 ( Gesamtthyroxin)
    Freies Thyroxin
    TSH (canines) - das canine TSH ist wichtig!
    Freies Trijodthyronin

    Bei uns hat es inkl. großem Blutbild und externer Schilddrüsendiagnostik ca € 160 gekostet.

    Das ist schade, wenngleich ich denke, dass es Malo bei Euch trotzdem sehr gut geht.

    Gibt es hier vielleicht eine Möglichkeit:

    http://www.mitfahrzentrale-fuer-tiere.de


    Anfang des Jahres 2008 hat die TiHo Hannover eine Studie über Epilepsie beim BC durchgeführt. Auf deren Seiten steht immernoch, dass man sich melden soll, wenn man Interesse an der Teilnahme an einer solchen Studie hätte. Gibt es evl. eine Möglichkeit Malo in einem solchen Programm unterzubringen?

    http://www.tiho-hannover.de/einricht/klt/neuro_2.htm
    (Die Seite ist aber seit Mai 2008 nicht aktualisiert worden)

    Edit: die Studie läuft noch


    Edit 14.10.09:
    Da Malo nicht mehr auf der working-squad-Seite steht, gehe ich davon aus, dass er umgezogen ist. Wie geht es ihm denn jetzt?

    Schritt per se ist nicht schlechter als Trab - die meisten Hunde bevorzugen eben das Traben. Mein HD-Hund wäre freiwillig nie Schritt gegangen und das ist nicht unnormal. Die meisten hüftkranken Hunde meiden Schritttempo, weil in dieser Gangart das (schmerzbehaftete) Gelenk voll durchbewegt wird. Von daher würde ich mir keine Sorgen machen, wenn dein Dalmi sonst nix hat.