Da reihen wir uns auch mal ein:
mein Angsthund Nr. 1 und absoluter Engel ist meine Luna(tic):
- sie kam mit 4 Monaten aus mindestens 5. Hand
- war misshandelt worden
- lebte zeitweilig in einem sehr lauten Haushalt unter ... sagen wir mal 'gestörten' Bedingungen
- war mit Ungeziefer (Milben, Haarlinge, Flöhe, Würmer) beladen
und BISSIGer als jede Schnappschildkröte.
- hatte zudem diverse KRankheiten
- war oft rastlos
Lärm ging nicht, Gassigehen wurde zu einer Zer(b)eißprobe vornehmlich für mich, Hundekontakt endete anfänglich immer damit, dass sie was auf die Mütze bekam (scheinbar einfach nur deshalb, weil sie das ausstrahlte) und mit jemand anderem außer mir im Dunkeln raus ging gar nicht. Bis heute geht sie an manchen Dingen (z.B. Männer mit dunklen Jacken) nicht freiwillig vorbei. Panik führte zur sofortigen Flucht.
Neben der Angst hatte sie aber auch Marotten, die auf andere eher frech wirkten. Die Beißerei z.B., allerdings erklärt eine fehlende Beißhemmung das in Lunas Fall nicht hinreichend.
Was haben wir im Griff?
- das Beißen
- die Panik+Flucht draußen
- Hundekontakte
Wie?
Zum Teil habe ich das Beißen einfach hingenommen. Das klingt blöd, hat aber am Besten funktioniert, weil sie sich so nicht hoch geschaukelt hat. Ich habe dann eher ruhig (wie bei einem kleinen Kind) 'Nein' gesagt und Situationen gemieden, in denen sie hätte andere beißen können. An die einzelnen Auslöser haben wir uns dann Schritt für Schritt rangetastet. Immer wieder von vorn. War schmerzhaft, aber heute ist es i.O. und sie ist geländesicher. Zudem bin ich überzeugt davon, dass ihre HD eine große Rolle gespielt hat, aber dank der OP ist das schon fast Geschichte.
Bei Panik auf und davon - das war eine harte Nuss und ist auch heute unsere schwierigste Disziplin. Ich streichle schonmal Rohre, Müllautos, Straßenschilder, Rollatoren etc. damit wir dran vorbeikommen. Wenn die Situation es zulässt, ziehe ich es vor einfach weiterzugehen und zu tun, als wäre nix - dann steht sie nach einem Sprint mit eingekniffener Rute schnell neben mir. Bestimmte Dinge üben wir immer wieder und kommen bis heute nciht dran vorbei... was solls, längere Spaziergänge haben auch etwas für sich.
Die Angst vor bestimmten Männern werde ich wohl nie aus ihr raus bekommen, aber solange sie Meideverhalten zeigt und nur bellt, kann ich damit leben.
Generell benötigt sie einen sehr festen Tagesablauf, Ruhephasen (wir haben ein Entspannungssignal trainiert), nicht zu viel oder zu wenig Kopfarbeit und körperliche Auslastung. Ganz wichtig ist eine Rückzugsmöglichkeit, an der sie nicht gestört wird. Kinder dürfen zu Besuch kommen, wenn sie sich benehmen, aber im Haushalt sollten keine leben - das ist Streß pur für Luna.
Da sie einige Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion aufweist, haben wir das testen lassen. Ihre Werte liegen im Normbereich - nur überzeugt davon, dass alles i.O. ist bin ich nicht. Da ich schon einen Hund mit Schilddrüsenunterfunktion hatte, kann ich nur empfehlen bei verhaltensauffälligen Hunden dieses Organ auf Fehlfunktionen hin untersuchen zu lassen. Eine Menge ungewöhnlicher Verhaltensweisen können erfolgreich behandelt werden, wenn die Schilddrüse ein Verursacher ist.
Angsthund Nr. 2 ist unser Miniaturtier Lena:
- sie kam aus einer Barackenhaltung mit vielen Hunden und wurde als Wurfmaschine missbraucht. Sie kannte nix und sprang bei jeder Bewegung (Tischdecke, Schüssel auf dem Tisch, Gardine etc.) drei Meter seitwärts, fing an zu zittern und in eine Art Starre zu verfallen. Hundekontakt mied sie, war aber souverän, wenn er zu Stande kam.
Bei ihr hat sich fast alles normalisiert. Sie ist schreckhaft, aber orientiert sich so sehr an ihrem Menschen, dass sie nur noch in Panik verfällt, wenn der das auch tut. Wird man allerdings laut, dann macht sie fast unter sich vor Angst und verzieht sich dann. Kinder gehen gar nicht. Niesen oder Husten sollte man auch nicht unbedingt, weil der Hund dann gleich auf dem Rücken liegt und den Schwanz einzieht. So lange man tut, als wäre nix gewesen, gibt sich das aber sofort wieder.
Gottlob haben sich unsere Hunde nie gegenseitig in ihren Ängsten bestärkt. Im Gegenteil - jede hat bei anderen Dingen Angst und dann hilft es, wenn die andere 'cool' bleibt.
Ich habe bestimmt einige Sachen vergessen, die mir 'kleckerweise' wieder einfallen werden und die ich dann ergänze.