Es geht doch gar nicht darum, ob ein Wolf "böse" ist und wie der böse Wärchenwolf betrachtet gehört. Wölfe sind Wildtiere. Da fällt mir böse als letztes Attribut ein. Wir haben aber eine gesamtgesellschaftliche Betrachtungsweise auf das Thema, die nicht funktionieren kann. Es werden nur einzelne Happen betrachtet. Da wird von Leuten an einem Schreibtisch, die vermutlich nie in der Situation sein werden, einen Wolf jemals auch nur im Vorgarten zu haben, festgelegt, dass der Wolf schützenswert ist. So weit, so gut, aber was danach kommt, ist Schwachsinn - von einer Datenlage ausgehend, die in einer wolfsfreien Zeit geschaffen wurde, wird ein Bild des Wolfs kreiert, das nicht der Wahrheit entspricht. Wölfe waren dem Herdenvieh und auch dem Menschen zu allen Zeiten gefährlich - dafür gibt es historische Belege, die nicht nur im Märchen zu finden sind. Dazu weiß man, dass Wölfe sehr anpassungsfähig sind, zieht aber nicht in Betracht, dass die Tiere selbstverständlich in den Lebensbereich des Menschen vordringen werden und zwar nicht nur im Wald, sondern im Verkehr, in Dörfern und Städte, in Parkanlagen und eben überall, wo ein Wolf nicht per se gleich umgenietet wird. Der Wolf sitzt nicht am Reißbrett und überlegt sich, dass auf dem Kartenabschnitt 50 hübsche Bäume stehen, da ein Bachlauf langgeht und Platz für Höhlen ist. Wenn der auf seiner Wanderung auf leicht erreichbaren Müll, beispielsweise einer Fleischerei träfe, dann bleibt er da. Auch Wölfe haben das Potenzial zum Kulturfolger.
Nun spalten sich die Lager aber in Nicht-Befürworter (meist wir direkt Betroffenen), Befürworter (meist Romantiker, von denen ja auch hier einer schreibt) und Ignorante. Letztere glauben, sie seien nicht betroffen, sind sie aber. Der Wolf in großer Anzahl in Deutschland wird dazu führen, dass die Weidetierhaltung rapide abnimmt und ausstirbt. Das führt dazu, dass die letzte Proroduktion von Fleisch in Haltungen erfolgt, die nicht im Sinne des Tierschutzes, Umweltschutzes und Verbraucherschutzes sind. Daneben wird sich Naherholung in Wald und Flur sehr weit erledigen - mit einsam durch den Wald ist dann Schluss. Ein Wolfsrudel wird nicht dulden, dass zur Zeit der Jungen, Hans und Franz vielleicht mit Fiffi 20 m am Wolfsbau vorbei gehen. Reiten - nicht nur wir werden uns dabei vielleicht nicht mehr wohl fühlen, sondern evtl. etliche Pferde verweigern. Die Offenstallhaltung hat sich dann auch erledigt, denn nach Schaf, Ziege und Rind steht das Pferd auf der Koppel. Die ganzen hübschen Weideflächen, die dann nicht mehr benötigt werden, werden brach gelegt und dafür werden nur noch sinnlos verpulverte EU-Flächenstilllegungsprämien fließen. Die Pflegeflächen werden hoffnungslos verkrauten und verbuschen und mit den Landschaftspflegern verschwinden weitere bedrohte Arten, aber ein paar Bodenbrüter haben eben keine Lobby wie Wölfe. Wer von einer unkontrollierten Verbreitung des Wolfes profitiert, sind nur die Agrargiganten und die Industrie. Naturschützer, die eine artgerechte Tierhaltung von Huhn, Schaf, Schwein und Co. einfordern, müssen auch den Wolf in ihre Konzepte einbinden.
Eine Mentalität, die das schlechte Gewissen ob der Ausrottung steuert, ist da fehl am Platz. Die Kulturlandschaft ist da, die Menschenmassen sind da, die Parks, Weidetiere und Dörfer sind da. Der Wolf kann seinen Platz darin finden, aber nicht indem man ihm unkontrlliertes Wandern zugesteht. Der Wolf vermehrt sich hier zu stark und wird nicht vom Menschen vertrieben. Der Wolf hat aber sicher keine ethischen Bedenken, wenn es mit der Koexistenz nicht so klappt.
Den bereitsch geschaffenen Fakten geschuldet, kann man eigentlich im Sinne des Wolfes nur für eine Begrenzung der Zahl sein, ein konsequentes und geziehltes Vergrämen und auch Abschießen aus Besiedlungsstrukturen. Auch der Abschuss durch die Weidetierhalter muss gestattet werden. Wenn Weidetierhalter den örtlichen Jäger an ihrer Seite haben, der in einem gewissen Umkreis um die Koppelhaltung auch abschießt, dann wird es für den Wolf attraktiver, sich andere Beute zu suchen und Mensch und Tier sind weniger in Gefahr - der Wolf inkl. Was nützt es denn, sinnlos Abschussquoten auszugeben, statt geziehlt da zu schießen, wo die Reibungsfläche ist und so den Tieren zu ermöglichen zu lernen, dass man lieber von Schaf und co. fernbleibt. Es wird auch dann noch Risse geben, aber eher als Kollateralschäden und nicht (bald) als Norm.