Hallo,
ich vermute mal, daß bei Euch einige Dinge zusammenkommen.
Zum einen wurde der Hund im Alter von 6 Wochen von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt. Also viel zu früh. Wurde der Hund nicht entsprechen gefördert, kann es leicht sein, daß er durch diesen Mangel an Umweltreizen entsprechende Verhaltensmuster ausgebildet hat. Vielleicht war dieses Verhalten bis vor kurzem nicht wirklich erkennbar. Du sagst, daß es mit ca. 1 1/2 Jahren verstärkt aufgetreten ist. Also in dem Alter, in dem Euer Hund sozusagen "erwachsen" geworden ist.
Was Du beschreibst, sind sogenannte Stereotypien, also eine immer wiederkehrende Wiederholung von Verhaltensweisen. Durch dieses z.B. ständige Lecken an den Pfoten schüttet der Hund in dem Moment Glückshormone aus, die ihm die an sich unerträgliche Situation erträglicher werden lassen. Bei Euch tritt das Lecken überwiegend in der Nacht auf. Der Hund ist vom Rest der Familie getrennt, also will er für sich die Situation verbessern also leckt er ohne Unterbrechung seine Pfoten und fühlt sich damit besser. Leider hat er so 2 Verhaltensweisen gelernt: es ist eine Selbstbelohnung für ihn und es tritt eine Gewöhnung auf.
Dazu kommt ein extremes nach Aufmerksamkeit heischendes Verhalten. er bellt und Deine Mutter springt und geht 3x in der Nacht mit ihm raus. Jeder gesunde HUnd in diesem Alter kann locker eine Nacht durchhalten. Auch hier vermute ich wieder diese Stereotypie. immer wiederkehrendes Bellen, um entweder Aufmerksamkeit, oder Selbstbelohnung (durch Aufmerksamkeit) zu erhalten.
Deine Eltern stehen für meine Begriffe total unter der Fuchtel ihres Hundes. Dazu wird er nicht artgerecht gehalten. Wahrscheinlich liegt außerdem ein Bewegungs, bzw. Auslastungsdefizit vor.
Wenn durch einen TA sämtliche körperlich möglichen Auslöser, wie Schmerzen, Parasitenbefall ausgeschlossen sind, dann würde ich unbedingt einen Verhaltendstherapeuten zuziehen, der sich vor Ort mögliche Verbesserungen anschaut und der Euch Tipps geben kann, wie Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten unterbunden werden kann. Parallell dazu sollte der Hund körperlich und geistig ausgelastet werden
und evtl. die nächtliche Unterbringung überdacht werden.
Grüße Christine