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Auch wenn das bestimmt sowohl von mir als auch von vielen anderen Usern schon oft besprochen wurde, werde ich wohl nie müde, darüber zu reden. Einfach, weil ich dieses Thema nach wie vor absolut wichtig finde, auch beim Thema Tierschutz, und es einfach noch viel zu viele gibt, die "einfach mal so Welpen haben" wollen, was ich einfach nicht richtig finden kann.
Zuerst einmal: Natürlich kann man keine Mischlinge züchten, bei der Zucht verfolgt man durch Selektion die Verbesserung bestimmter Merkmale, somit ist die Kreuzung von zwei beliebigen Hunden einfach nur eine Produktion von Welpen, in dem Sinne tatsächlich Hundevermehrung, ob nun aus gewerblichen Gründen mit schlechten Bedingungen oder im Familienwohnzimmer mit toller Aufzucht. (Weshalb "Rassehunde" ohne Papiere wirklich eigentlich Mischlinge sind, da eine Selektion ohne nachvollziehbare Quellen gar nicht vorhanden sein kann.)
Dass Hunde aus diesen Verpaarungen wahnsinnig tolle Tiere sein können, bestreitet hier wohl niemand, aber es geht ja darum, ob es sinnvoll ist, wenn diese in die Welt gesetzt werden.
Jeder hier weiß wohl, wie schlimm zum Teil die Zustände für viele Hunde sind und Ursache dafür ist doch einfach, dass es mehr Hunde als fürsorgliche Besitzer gibt. Somit benötigt man grundsätzlich erst einmal wirklich nicht mehr Hunde, muss also - wenn man dieses Wissen hat - nicht noch mehr in die Welt setzen, denn es gibt genug Unwissende, die das erledigen.
Nun gibt es aber Züchter, die eine gewisse Rasse voran bringen wollen. Dass hier nicht alles so perfekt läuft, ist leider wahr, und ich bin davon überzeugt, dass sich hier auch Vieles ändern müsste.
Grundsätzlich muss man aber sagen, dass die Zucht darauf angelegt ist, ein bestimmtes Verhalten/Aussehen und Gesundheit innerhalb der Rasse zu fördern, weshalb Stammbäume für die Nachvollziehbarkeit des Genpools absolut notwendig sind.
Würden alle Züchter danach handeln, ließen sich bestimme Krankheiten ausmerzen, aber wiegesagt, es läuft bekanntlich nicht alles perfekt, jedoch gibt es genügend Züchter, die genau danach streben und diese allein sollte man auch durch einen Welpenkauf unterstützen. Und genau durch dieses bewusste Handeln wird dann das Risiko eines kranken Welpens bei einem Rassehund eben doch um einiges geringer als bei einem Mischlingswelpen.
Wahllose Mischlingskreuzer dagegen können überhaupt kein anderes Ziel verfolgen, als ein paar süße Welpen auf der Oberfläche auftauchen zu lassen.
Abgesehen davon, dass sie damit - wie bereits gesagt worden ist - die Wahrscheinlichkeit von Erbkrankheiten innerhalb des Genpools vergrößern, weil sie es ohne Stammbaum einfach nicht wissen können, nehmen sie damit anderen Welpen den Platz weg, die von unwissenden Menschen in die Welt gesetzt wurden.
Daher wird die "Züchtung" von Mischlingen dann wirklich bedenklich, wenn man um diese Tatsachen weiß, aber einfach die Augen davor verschließt.
Das Argument, dass Rassehunde auch krank sein können, da sie z.B: rezessive Erbkrankheiten lange weiter getragen haben, wird bei einer guten Zucht gerade bei Hunden recht unwahrscheinlich, da aufgrund der Stammbäume auch die Geschwister verfolgt werden können. Und dass diese Krankheit dann nie auftritt, ist doch recht unwahrscheinlich.
Das Problem ist hier einfach, dass es zu viele schwarze Schafe gibt und ich bin persönlich auch kein Liebhaber von diesen ganzen Rassestandards, eben weil sie sich so auf den Phänotyp festgebissen haben, die in manchen Fällen sogar gesundheitliche Schwierigkeiten hervorrufen können.
Aber wenn man irgendetwas für den Zustand der Hunde verbessern möchte - sei es das Ausmaß der herrenlosen Hunde im großen Bereich oder die kleinen Schicksale von kranken Hunden im privaten Bereich - dann kann man es doch nicht ernsthaft gut heißen, wenn man wahl- und gedankenlos zwei Mischlinge kreuzt.
Liebe Grüße
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So verkehrt finde ich Deine Ausführungen nicht, aber ich muss trotzdem widersprechen:
So viele verantwortungsvolle, weitsichtige, sorgfältige Züchter gibt es nämlich gar nicht, als dass sie den riesigen Markt bedienen könnten. Das Gros der Züchter züchtet ganz einfach, weil das Geld bringt. Hunde sind eine Handelsware. Und genau diese Züchter bedienen nach meiner Einschätzung 80-90% der Rassehundekäufer.
Das davon die allermeisten innerhalb des VDH züchten macht die ganze Sache eigentlich nur noch schlimmer. Der VDH als Qualitätskriterium eines verantwortungsvollen Züchters hat ausgedient.
Es ist ja schön und gut und im Prinzip richtig, dass es viele viele arme Hunde (und auch davon eine Menge Rassehunde) in den Heimen gibt, die ein Zuhause suchen und dass man da einen Hund nehmen sollte, aber es geht z.B. eindeutig zu weit, dass man damit den MIschlingsfreunden das Recht abspricht, einen Welpen aufziehen zu dürfen, von dem sie die Eltern kennen (diese vielleicht sogar gezielt verpaart worden sind und die Welpen genau deshalb dort ausgesucht werden), dessen Babywochen sie vielleicht sogar miterleben dürfen. Mischlingsfreunde möchten auch "unbelastete" Welpen haben, genauso wie Rassehundefreunde auch.
Dass soviele Hunde in Heimen sitzen ist nicht deren Verschulden und nicht jeder hat die Zeit/Lust/Erfahrung sich mit einem vielleicht gestörten, traumatisierten Hund zu belasten von dem man sehr oft nicht mal die Vorgeschichte kennt oder vorher nur ein Bildchen gesehen und eine rührseige Geschichte gelesen hat.
Aber genau das wird verlangt. Wer einen Mischling will, der hat sich gefälligst aus dem Heim oder aus dem Ausland zu bedienen. Und wehe, er wagt es, einen Mischling vom Nachbarn zu nehmen, einen gesunden, süssen, gut sozialisierten kleinen Welpen. Dann wird er fast gesteinigt, denn er unterstützt ja einen bösen VERMEHRER.
Dabei hat er nur das selbe Recht für sich in Anspruch genommen wie der, der den Geldbeutel weiter aufmachen will und/oder einen Arbeitshund oder ein bestimmtes Aussehen/bestimmte Charaktereigenschaften haben möchte.
Über Sinn- und Unsinn der Hundeimporte möchte ich mich jetzt gar nicht mehr auslassen, das führt ebenfalls zu nichts. Aber ich sehe nicht ein, dass sich jemand, der sehr gern mit Mischlingen lebt, sich dem Diktat einer Industrie unterwerfen soll, deren Handelsgut in Massen und in allzu oft minderer Qualität produziert wird und obendrein noch Mischlingsfreunde in die Defensive drängt und ihnen das Recht auf einen Hund seiner Wahl abspricht, nur weil dessen Abstammung nicht lückenlos belegt ist.
Wer keinen Rassehund will, hat sich gefälligst mit einem eventuell traumatisierten Tier aus zweiter Hand zu begnügen, auch wenn er das weder will, noch vermag, noch finanzieren kann? Das kanns ja wohl auch nicht sein, oder?
(Ich möchte betonen, dass heimatlose Hunde selbstverständlich weder zweite Wahl noch sonstwie "minderwertig" sind, wer sich das zutraut und/oder Glück hat, findet selbstverständlich auch hier viele wahre Schätzchen)
Die planmässige Hundezucht ist noch sehr sehr jung, angesichts der Tatsache, dass Hunde seit 14.000 Jahren bei und mit Menschen leben. Und seltsamerweise haben Hunde so lange überlebt auch ohne moderne Medizin und irgendwelche Ahnentafeln. Wieso sollte das denn jetzt anders sein? Nur weil es auch Hunde gibt, die planmäßig gezüchtet werden?
Wenn ich hier lese, was für Horrorszenarien der Risiken einer Hundegeburt und Aufzucht entworfen werden, dann lang ich mir an den Kopf. Wenn das alles so gefährlich sein soll und eine vernünftige Aufzucht so zeitintensiv und teuer, dann frage ich mich schon, wie - verdammt nochmal - das die Hunde so viele Jahrtausende vorher hingekriegt haben? Und wieso das vermehren von Mischlingen so böse sein kann, wenn die Welpen alle Besitzer finden? Weil nur Rassehundefreunde verantwortungsvoll mit ihren Hunden umgehen und Mischlingsfreunde nicht?
Man kann es imho drehen und wenden wie man will, die Argumentation ist eine rein ideologische. Es gibt auf beiden Seiten viele Armleuchter, bei den Züchtern ebenso wie bei den Haltern von Rassehunden oder Mischlingen. Das Krankheitsrisiko ist imho ebenso völlig gleich hoch. Aber nur die Vermehrung von Mischlingen ist böse, die der Rassehunde nicht.
Wieso kann beides nicht einfach nebeneinander stehen, gleichberechtigt? Das werde ich nie verstehen.