Beiträge von Veela

    Ich kenne ein paar Straßen- und Strandhunde, die ausgewachsen nach Deutschland mitgebracht wurden, also ihre Sozialisation im Rudel und frei lebend durchlebt haben.


    Aufgefallen ist mir bei vielen von ihnen, dass sie extrem gut mit anderen Hunden kommunizieren können - perfekte Verständigung, auch wenn in ihren Augen, so scheint es manchmal, die anderen Hunde etwas minderbegabt in der Ausdrucksweise sind.


    Sehr ausgeglicken kommen sie mir oft vor - und wenn sie ihre Lektionen aus dem Leben auf der Straße gelernt haben, dann können sie auch mit Menschen gut kommunizieren.


    Schließlich sind Menschen die Quelle zum Fressen.


    In Ägypten habe ich es so erlebt, dass diese Hunde erstmal freudig auf einen zuwedeln und einen genau beobachten. Beachtet man sie nicht, dann ziehen sie einfach weiter.
    Wenn man sie anfaucht oder sie mit der Hand verscheucht, dann sind sie sofort weg.
    Schaut und spricht man sie an, dann kommen sie zu einem -


    und wenn man sich zu ihnen runterbeugt, dann wollen sie schnüffeln und sind echt anhänglich.


    Ich habe aber auch schon von ganz anderen Kalibern aus anderen Ländern gehört, für die dies sicher nicht zutrifft.


    Hier ist übrigens der Link, auf den Nicky im ersten Beitrag hier angespielt hat: https://www.dogforum.de/ftopic44224.html - Straßenhunde in und bei Dahab.

    Meine beiden Hunde waren Auslandshunde, allerdings von mir selbst ausgeführt worden.


    Es wäre mir bei Auslandshunden - uups, bei Hunden mit Migrationshintergrund - wie auch bei TH-Hunden wahnsinnig wichtig, sie vorher eine Weile zu erleben.


    Und ich persönlich würde nur einen Welpen nehmen - weil ICH mir nicht zutraue, einen Hund, der auf der Straße gelebt hat, in ein geregeltes Leben hineinzuerziehen. Ebensowenig einen Hund aus einer Tötungsstation - ich habe die Sozialisation gerne selbst in der Hand. ;)


    Ich bewundere aber jeden, der sich das zutraut.


    Der Zustand, den ich in Dahab in Ägypten erlebe, ist so schlecht nicht. Die Hunde sind akzeptiert, nehmen nicht überhand, sind kompromisslos freundlich und sehr selbständig.


    Verständigungsschwierigkeiten bei einem älteren Hund - kann ich mir nicht vorstellen. Höchstens zwischen im, dem erfahrenen King of the Road und mir... ;)

    Ich bin jetzt 3 Wochen dort unten und werde mir bestimmt mal ein Rad nehmen und einen tauchfreien Tag machen und rausfahren.


    Es gab mal ein paar Info-Seiten..., auch eine Vermittlungsseite, die sind aber soweit off.


    Die israelische Wüstenhundlinie, die sich z.T. mit den Baladis vermischt hat, sind in den USA als Canaan-Dog anerkannt, sind vom Körperbau aber nicht so athletisch.

    Der Hund muss gechipt und geimpft werden - das ist über einen TA in Sharm el Sheik (80 Km) möglich (auch wenn Chip eine komplizierte Angelegenheit ist - die gibt es wohl nur in Kairo).


    Dann 3 Monate nach Abschluß der Impfungen der Titertest, einen weiteren Monat später der zweite Test.


    Dann ist der Hund mindestens 7 Monate alt, wegen Quarantäne (da Ägypten nicht tollwutfrei ist, jedenfalls nicht als solches deklariert) relativ isoliert.


    Und das würde diese Hunde komplett brechen. Die sind so sensibel, so freundlich, so aufgeschlossen - ICH würde keinen Hund aus Dahab mitnehmen, der älter als 3, max. 4 Monate ist.


    Aber sich dort mit ihnen zu beschäftigen ist auch schön - und wie gesagt: Mittlerweile ist die Population etwas zurückgegangen (was sicher auch an weiteren Köder-Aktionen der Regierung liegt) und die Hunde leben relativ gut - zumindest die direkt in Dahab.


    Zitat

    Gibt es denn nicht Möglichkeiten, um der Frau ein wenig unter die Arme zu greifen?


    Das weiß ich nicht, weil ich noch nicht weiß, ob Janette noch dort ist.


    Wenn sie noch dort sein sollte und ich das nächste Mal da bin, dann werde ich bestimmt etwas mitbringen.
    Aber ihre alte Mailadresse geht nicht mehr und auch die alte HP ist weg.

    Zitat


    Hehe, und nicht dass du noch mit einem lebendigen Urlaubsmitbringsel wiederkommst....


    Liebe Grüße,
    Nicky


    Nicky, wenn das noch möglich wäre, dann hätten wir schon längst einen weiteren Baladi.


    Der Zauberhund in meinem Ava, der war aus Dahab (aus einem Café, nicht aus dem Tal) - aber seit dem neuen EU-Heimtiergesetz ist es so gut wie unmöglich, einen Hund, geschweige denn einen Welpen mitzunehmen.


    Sonst gäb es hier schon lange wieder einen oder zwei Ägypter im Haus.

    Direkt in Dahab gibt es deutlich weniger Straßenhunde, als noch vor 6 Jahren, als ich das erstemal dort war.


    Mittlerweile hat sich, so scheint es mir, auch das Verhältnis vieler Ägypter zu den Hunden gewandelt, die allermeisten Hunde in Dahab selbst sind in Cafés, Restaurants und Tauchbasen untergekommen und werden von allen gut umsorgt.


    Sie leben einfach nebenher, liegen den Großteil des Tages in der Sonne und werden bei Sonnenuntergang gegen sechs Uhr Abends wach und streifen um die Häuser. Denn:


    Fütterungszeit! Die Touris strömen in die Strandrestaurants, Grillstuben, der Marktplatz füllt sich, alle sind draußen - da fällt immer mal was ab. Streicheleinheiten gibt es auch.


    Wenn man sich irgendwo niederlässt dauert es normalerweise nicht lange, bis man einen Hund bei, neben oder auf sich hat - wenn die Katzen nicht in diesem Restaurant die Oberhand haben (die gibt es auch überall).


    Es sind zwar superkuschelige, aber sie bestimmen selbst, ob, wann und wielange sie bekuschelt werden wollen.
    Das kann auch schon mal einen ganzen Abend lang gehen. Und am nächsten Tag guckt er einen noch nichtmal an, weil er eine neue Touri-Liebe gefunden hat!


    Saubande ;)







    Zu diesem letzten Bild ist zu sagen, dass auf dem Podest ein echt großer Fernseher steht - sozusagen das Kino in Dahab - jeden Abend ist die Bar gefüllt und alle starren auf den Fernseher - und auf die beiden hier, die es sichtlich genossen haben im Mittelpunkt zu stehen.




    Zitat

    Finde deinen Bericht wirklich sehr interessant Frieda!
    Wirklich super was eine Person allein doch alles schaffen kann. Und was sie dafür in Kauf nimmt!
    Wie bekommt sie denn das Geld für die Miete zusammen, durch Spenden?


    Ich weiß gar nicht, ob sie noch dort ist oder ob sie das Projekt abbrechen musste.


    Soweit ich sie verstanden hatte, lebte sie hauptsächlich von ihren Ersparnissen. Ab und zu bekommt sie auch mal kleine Spenden.


    Einige Cafes und Tauchschulen in Dahab unterstützen sie mit Spendenbüchsen.



    Sie bekommt immer mal Reste von Hotels, aber sichere Quelle ist halt das Hilton.


    Zu der Zeit als ich da war, war es für sie gerade ganz schwierig das Gelände überhaupt zu verlassen, da zwei Rudel gerade echt was zu regeln hatten, wie sie sagte.


    Sicher gehen die Hunde auch Jagen - eine kleine Berglandschaft ist direkt dahinter, Mäuse, Ratten und Kaninchen gibt es.


    Wasser wurde einmal in der Woche in Kanistern gebracht.


    Ab und an kommt mal ein Tierarzt, entweder von einer Orga in Hurghada oder tauchende Tierärzte, die Impfstoff mitbringen können.


    Wenn Geld da ist, dann werden die Hündinnen kastriert.

    Zitat


    Danke, dass du die Fotos eingescannt hast für uns :streichel:


    Kaja


    :irre: Nix da, Kaja, die waren schon gescannt - mit einem Uraltgerät vor 3 Jahren... Die Arbeit würd ich mir heut nicht mehr machen ;-)


    Und noch eines vom November 2007 - direkt in Dahab.
    Dort haben wir zu viert ca. 5 Minuten an einer Ecke gesessen und waren auch schon von 2 Schmusekatzen und 2 Schmusehunden bekuschelt.


    Ich bin ja des öfteren in Ägypten, vor allem auf dem Sinai, in dem kleinen Örtchen Dahab.


    Dort gibt es - wie in vielen anderen Orten auch - eine ganze Menge Straßenhunde.


    Im Vergleich zu meinem ersten Besuch vor 6 Jahren hat sich die Situation deutlich verbessert - mittlerweile werden die Hunde von den Einheimischen akzeptiert, z.T. auch von ihnen gefüttert.


    Die Vergiftungsaktionen sind nicht mehr so häufig - und dafür ist zum großen Teil eine einzelne Frau verantwortlich, die ich im März 2005 besucht habe.


    Janette ist eine ca. 50jährige Britin, von zarter und kleiner Gestalt und lebt mit ungefähr 100 Hunden im [url=http://maps.google.de/maps?f=q&hl=de&geocode=&q=dahab&sll=51.124213,10.546875&sspn=13.143918,41.132813&ie=UTF8&ll=28.525435,34.50899&spn=0.004487,0.010042&t=h&z=17]Moonvalley[/url] (im Link ** durch oo ersetzen, dann funktionierts), ca. 5 km nördlich von Dahab, auf dem Sinai.


    Dieses Tal ist zur Ostseite (also zur Straße) mit einem Zaun abgetrennt, an den übrigen Seiten wird es von Felsen umschlossen.


    Die Hunde sind also nicht eingesperrt, und es kommen auch häufig Wildhunde aus der Wüste für einige Zeit zu ihr - auch wenn sie sofort weg sind, wenn sie angesprochen werden - es sind halt echte Wildhunde, die sich von Menschen fernhalten.


    Auf dem Gelände verteilt sind einige Unterstände und wenige Bäume zum Schatten spenden, eine längere Hütte mit einzelnen "Hunderäumen" für kranke Hunde und am Ostende ist nochmal ein eingezäuntes Areal für trächtige Hündinnen, bzw. für Hündinnen mit Welpen.
    Janette selbst hat eine winzige Hütte mittendrin für sich.


    Ich krame mal mein altes Reisetagebuch hervor - und schreibe meine direkten Eindrücke vom 20.3.2005 auf - Bilder gibt es natürlich auch!


    Die Qualität der Fotos ist leider sehr schlecht - abgescannte nicht besonders hochwertige Bilder. - Sorry dafür!


    20.2.05
    Ich habe mir morgens ein Rad ausgeliehen, um Janette im Moonvalley zu besuchen: Sie ist als Autorin für die Reiseführerreihe "Footprints" vor Jahren nach Dahab gekommen und hier hängengeblieben.


    Erst hat sie sich ein wenig um die Pferde hier gekümmert, ist dann aber bald auf Hunde umgestiegen.


    Vor 2-3 Jahren hat die Regierung eine große Strychnin-Vergiftungsaktion in Dahab durchgeführt und einen Großteil der mehr oder weniger wild lebenden Hunde in und um Dahab vergiftet.





    Janette hat ihre Aktion erst im Ort Dahab selbst durchgeführt, die Möglichkeiten in einem einzigen Haus schienen ihr für das Hundeelend in Dahab nicht ausreichend.


    Seit ca. 10 Monaten hat sie jetzt das Moon Valley für 2000 ägyptische Pfund (das sind ca. 300 Euro) im Monat gemietet und lebt dort derzeit allein mit 110 bis 120 Hunden [genau ist das nicht zu schätzen, da immer mal wieder wildlebende Hunde aus der Wüste für einige Zeit da sind, die aber extrem menschenscheu sind]. Helfer hat sie selten.


    Das Tal ist zur Straße hin druch einen Zaun abgesperrt, sie versucht dadurch die Beschwerden über die Hunde auf einem geringen Level zu halten, was ihr auch mehr oder weniger gelingt.


    Kaum bin ich auf dem Gelände begrüßt mich schon das erste Rudel: 10-12 Hunde traben auf mich zu, einer bellend vorweg - das Rudel, das im vorderen Talbereich lebt, nimmt mich in Empfang.




    Ich bleibe stehen, hocke mich auf den Boden und warte. Die Gruppe bleibt 5 Meter von mir entfernt stehen, dann kommt ein Hund auf mich zu, beschnuppert mich und schaut mich an. Ich stehe auf und werde von dem Rudel durch ihr Territorium geleitet.



    Insgesamt leben territorial begrenzt etwa 8 Rudel im Valley und den umgebenden Bergen, nach meinem Empfinden mit recht natürlichem Verhalten und relativ problemlos.


    Problematisch wird es, wenn eine der Gruppen in ein anderes Gebiet übersiedeln will oder wenn permanent die Territoriengrenzen überschritten werden.


    Die "Leithündin" des ersten Rudeln begrüßt mich also und bringt mich ca bis zum ersten Drittel des Tales, wo mir Janette entgegenkommt.
    Wir setzen uns in den Sand und ich lasse mir eineinhalb Stunden lang etwas von ihrer Arbeit erzählen.


    Je länger wir sitzen, desto mehr Hunde kommen und legen sich zu uns.



    Jedes Gebiet innerhalb des Tales muss täglich von ihr mit Wasser und Nahrung versorgt werden - damit ist sie mindestens 4 Stunden beschäftigt.


    Nacht kann sie im Dahab Hilton den Küchenmüll nach Essbarem für die Hunde durchsuchen - mehr Unterstützung gibt es nicht.
    Jede Nacht schafft sie das nicht, die Hunde machen auf mich soweit erstmal einen gesunden Eindruck.



    Sobald sie alt genug sind, werden sie - wenn mal wieder ein Tierarzt von einer Orga geschickt wird - gegen Parovirose und Tollwut geimpft - gegen Würmer und Zecken ist kaum anzukommen.



    Für läufige Hündinnen oder kranke Hunde werden in einem abgesperrten kleinen Bereich untergebracht.


    Am Ostende des Tals ist ein weiterer kleiner Bereich mit einer Hündin, einem Rüden und 9 Welpen im Alter von ca. 8 Wochen, die noch nicht geimpft wurden.




    Janett erzählt, dass es momentan häufiger zum Kampf zwischen zwei benachbarten Rudeln gibt - und hinter ihr braut sich etwas zusammen.




    Insgesamt ca. 25 Hunde haben sich entschieden, dass die Frage nach den Grenzen ihres Reiches jetzt sofort geklärt werden muss.


    Janette springt auf, läuft dazwischen, läßt einen Brüller los - und es ist Ruhe. Ein wenig gegrummelt wird noch, sie drängt jede Gruppe ein wenig zurück ins jeweilge Gebiet, grummelt nochmal und kommt wieder zu mir.


    "Wo waren wir stehengeblieben?" - Hinter ihr ist wieder Ruhe eingekehrt. Die Hunde haben sich in den Schatten verzogen oder dösen in der Sonne.





    Ich gehe mit ihr durch das Tal, lasse mir alles zeigen. Immer begleiten uns mindestens 10 Hunden.


    ----- So, genug erzählt. Ihr Langfristprojekt und die Probleme, die sie bei der Umsetzung hat vielleicht ein andernmal.


    Jetzt erstmal Bilder - ohne weitere Worte.










    Nach ungefähr 4 Stunden verabschiede ich mich, ich lasse ihr ein wenig Geld, etwas Futter (sorry Hummel und Balljunkie - es war tatsächlich ein Beutel Fr*lic) :ops: , ein paar Halsbänder und 2 Leinen dagelassen.


    Netterweise werde ich von einer größeren Gruppe Hunde noch aus dem Tal geleitet. Brave Hunde ;)




    So, mehr Fotos habe ich nicht davon. Sonst nur noch Massen an Fotos von den Baladis (so werden diese Hunde von den Ägyptern genannt, steht auch in Sayeds Impfpass als Rasse), direkt im Ort Dahab.


    Und diese netten Hunde werde ich in den nächsten 3 Wochen mal besuchen gehen... :sun: