Ich hab mir ja jetzt nun auch knappe 2 Tage Gedanken darüber gemacht, Unterlagen rausgekramt, und im Endeffekt muss ich sagen, als mir Corinna die Frage stellte, hatte ich das Gefühl, oder die Befürchtung, wenn ich sage, mein Hund hat "Freude" am Apportieren, dass ich es fehlinterpretiere, so wie ich auch (und das hab ich wirklich) den "Spaß" am Treibball fehlinterpretiert hatte (Denn hier zeigte ihre Körpersprache bei genauerer Überlegung eben auch Zeichen von Frustration).
Aber nein, selbst am Treibballgeschehen kann man Freude hineininterpretieren, denn, wie Livvy es so schön formuliert hat, es gibt mehrere Arten, Freude zu empfinden. Unterschiedliche Situationen, die unterschiedliche Bedeutung für den Hund haben.
Im Grunde passiert aber immer das gleiche - ob beim kontrolliert apportierenden oder beim unkontrolliert hetzenden Hund: Der Körper schüttet Neurotransmitter/ Neuropeptide aus.
WARUM der Körper das tut, ist immer ein anderer Grund.
Aber so oder so, es handelt sich um Glücksgefühle, die ein Körper da empfindet.
Und die "Symptome" sind je nach Situation ebenso verschieden, wie die Gründe für ihr Aufkommen.
Freude, dass eine Lösung für ein Problem gefunden wurde.
Freude, dass der soziale Zusammenhalt gefestigt werden kann.
Freude, dass eine unangenehme Situation beendet ist.
Vorfreude auf eine angenehme Situation, wie zb Futter, sozialer Kontakt, Wärme, eben das Befriedigen eines Bedürfnisses.
Die Freude am Befriedigen eines Bedürfnisses an sich.
Die Freude über die Freude.
...
Und das sind nicht alles menschliche Interpretationen, sondern Situationen, die auch beim Hund vorkommen und die zu einer Ausschüttung von Glückshormonen führen.
Von daher würd ich für mich beim Hund einfach dahingehend unterscheiden, wenn es darum geht, herauszufinden, ob eine Tätigkeit Freude für den Hund bereitet oder nicht, wie sich die Form der Freude langfristig auf den Gemütszustand des Hudnes auswirkt.
Ist es Eu- oder Distress (beides kann positiv oder negativ empfunden werden, die Dauer des Stresses und die Erholungsphase bewerten die Stressart für den Körper), heißt, gibt es eine entsprechende Erholunsgphase und hält sich die Dauer des Stresszustands in Grenzen?
Bsp Ballhetzen.
Wirft man eine Stunde lang immer wieder den Ball völlig unkontrolliert, ist der Erregungszustand einfach viel zu stark, wird der Ball weggepackt, hat der Hund noch immer Stress, da er den Ball haben will, er wartet auf den Ball, hüpft an Herrchen hoch, sucht sich Alternativen, um diesen Stress zu kompensieren.
Hier freut sich der Hund zweifellos im Moment des Hetzens.
Auf neurophysiologischer Ebene so zu sagen gibt es da keinen Zweifel.
Aber was macht diese Form der Freude langfristig mit dem Hund? Ist es Eu- oder Distress?
Wirft man einen Ball bei einer Trainingseinheit von einer Stunde insgesamt 10- 20 Mal als Belohnung für erbrachte Leistung, so freut sich der Hund auch in dem Moment des Hetzens.
Der Hund wird aber nicht über einen langen Zeitraum auf einem hohen Erregungslevel gehalten.
Stress und Erholung wechseln sich ab, zudem variiert man die "Freudeformen", indem der Hund zb auch ein Problem lösen muss und man ihm körperliche Zuwendung schenkt.
Was macht diese Form der Freude langfristig mit dem Hund? Ist es Eu- oder Distress?
Ich denke, ich kann inzwischen ganz gut erkennen, auf welche Art und Weise sich mein Hund gerade freut, auch wenn man sich im akuten Moment nicht immer so analytisch dahinterklemmt.
Aber ich stimme da Livvy völlig zu.
Es gibt viele unterschiedliche Arten der Freude und jede hat seine Berechtigung.