Ich kann ja mal kurz die Lebensumstände des Hundes beschreiben, mit dem ich aufgewachsen und der als sehr gefährlich galt.
Erstmal wurde die zwingeranlage umgebaut um die Möglichkeit zu geben, den Hund mit Schiebern zu händeln. Dann wurde der Garten bzw. Auslauf erhöht und oben nach innen geneigt. Zudem kamen zwei Reihen stomführender Stacheldraht oben drüber und untergrabungsschutz in die Erde.Sozusagen Fort Knox.
Die umumstössliche Regel war, war sein Mensch nicht da, durfte er nicht aus dem Zwinger oder Auslauf geholt werden. Futter wurde jahrelang über klappen geregelt.
Maulkorb war ein definitives muss, immer wenn sich der Hund in der Öffentlichkeit/außerhalb von Zwinger/Auslauf bewegt hat, dazu ein endloswürger und eine Kette, am Anfang eine kralle, statt Kette.
Übers Training mit ihm kann ich nicht viel sagen, aber er lernte, dass sein Einsatz der Zähne ihn nicht ans Ziel brachte und er kam dann mit seinem Menschen irgendwann wieder zurecht.
Er lebte halbwegs verträglich mit 2 starken (mental und körperlich) Hunden zusammen. Tötete aber auch einen Hund bevor er zu uns kam.
Er bekam ein sportliches Ventil für seine bis zum Schluss vorhandene übersteigerte Aggression und da war er gut, aber schwierig.
Er war ein kotzbrocken mit tausenden von triggern und hunderten von aussbrüchen.
Er war ein 40 kg schwerer DSH Rüde und wurde erst wirklich angenehm, als der Krebs ihn schon völlig zerfressen hatte und er einfach nicht mehr die Kraft hatte zu explodieren. Das war in den letzten 2-3 lebenswochen der Fall.
Es gab für ihn einen indoorzwinger, damit er wenigstens ein bisschen am Familienleben teilnehmen konnte. War nur eine Person der Familie zu Hause, ging das auch ganz gut und er durfte dann manchmal auch frei mit Maulkorb im Haus laufen.
Bei ihm trafen mehrere Punkte zusammen, angeschafft aus fragwürdiger Quelle, Umfeld passte nicht, Ausbildung beim ersten Besitzer lief gründlich falsch und genetisch brachte er sicher auch entsprechend was mit, zudem hatte er bereits Erfolge, seine Aggression an schwächeren auszulassen.
Dieser Hund hatte genau eines was er nicht hatte, er hatte keine Angst und er war nicht unsicher.
Als er starb war meine Erleichterung grenzenlos. Ich hasste diesen Hund zwischenzeitlich, denn er nahm mehr Raum im Leben ein, als ich ihm zugestehen wollte.
Und noch heute denke ich, meine Güte, ob es das wirklich wert war? So ein freies, friedliches, lustiges, vertrauensvolles Leben, wie meine jetzigen Hunde, hatte er nie. Er hatte Stress und das oft.
Er war bildschön und brandgefährlich. Ein Hund, der leider nicht wie ein Hund gehalten werden konnte, sondern eher wie ein wildes Raubtier. Ein Hund, den seine Dämonen nie ganz losgelassen haben. Zerrissen zwischen, ich brauche Menschen/andere Hunde und ich hasse sie/will sie beseitigen.
Ich denke noch oft an ihn, dankbar bin ich ihm allerdings nicht. Er hat mir ein paar schöne traumatas zugefügt.
Aber er lebte und wurde 12 Jahre alt. Ob das ein wirklich lebenswertes Leben war, daran Zweifel ich. Er hatte es gut, für wie er nunmal war, aber mit einem normalen Hundeleben hatte es nicht viel zu tun.
Und seine Haltung war sehr kostspielig und zeitaufwändig. Resozialisieren war bei ihm nur in sehr überschaubaren Rahmen möglich.
Ich weiß nicht, ob so ein gutes Hundeleben aussieht. Es war denke ich akzeptabel und das wahrscheinlich best mögliche unter den Umständen.
Ich hoffe für den Hund, dass er im Tode seinen Dämonen entkommen konnte, während er am Leben war, konnte er das nicht.
Ich möchte keinen Hund mehr so halten müssen.
Lg