Wie man einen scheuen Hund auch nicht einfängt:
Mein Hund ist vor einem guten Jahr einmal 7 Stunden weg gewesen, die längsten 7 Stunden meines Lebens, und es hatte viel kürzer sein können, wenn nicht liebe, hilfsbereite Menschen versucht hätten, sie ein zu fangen. Und das ist NICHT ironisch gemeint, die Leute waren wirklich lieb!
An diesem Tag habe ich Verwandte besucht, mein Hund kannte die Gegend dort nicht. Mittags war sie dann weg und ich habe eine Stunde lang (oder mehr?) genau da gesucht und gewartet, wo ich sie verloren habe.
Dann habe ich geschaut, ob sie vielleicht schon "zu Hause" ist und allen Nachbarn, Polizei, Tasso, Tierrettung und Tierheimen der Umgebung Bescheid gesagt und das Gartentor offen gelassen, damit sie in den Garten kommen kann.
Bei diesen Gesprächen hatte ich gebeten, das im Falle einer Sichtung bei mir angerufen wird und nicht versucht wird, den Hund zu fangen.
Ein Suchhund hat sie dort, wo ich sie verloren habe nicht gefunden.
Dann kam ein Anruf, das sie an der Straße in entgegengesetzter Richtung von "zu Hause" gesehen wurde. Und Richtung zu Hause unterwegs war. Zu diesem Zeitpunkt war sie etwa drei Stunden unterwegs und hatte noch etwa 6/7 Kilometer Luftlinie nach zu Hause vor sich.
Wir sind in die Richtung gefahren und haben überall angehalten, damit ich rufen konnte, an einer solchen Stelle (keinen Kilometer bis zu Hause) wurde dann erzählt, sie wäre genau dort vor 20 Minuten gewesen (immer noch mit Richtung nach zu Hause) und Leute die von meiner Suche wußten haben sie anlocken wollen. Darauf hin ist mein Hund abgedreht und in entgegengesetzter Richtung (von zu Hause weg) weg gerannt.
Wir sind also weiter in die Richtung gefahren und ich habe überall gerufen. Irgendwann dann wieder zurück, ich bin dort ausgestiegen, wo sie vorher gesehen wurde (und in der Zwischenzeit nochmal aufgetaucht war, im Sprint an allen Anlockversuchen vorbei in's Gebüsch Richtung zu Hause rennend) und meine Verwandten sind erstmal nach Hause gefahren.
Kurze Zeit später waren sie wieder da, mein Hund hatte neben meinem Auto gelegen und ist weg gerannt, als sie meine Verwandten gesehen hat.
Ärgerlicherweise war ich ja nicht mit gekommen und jemand hatte vorher aus Gewohnheit das Gartentor zu gemacht.
Das war nach etwa fünf Stunden Suche.
Danach habe ich das gemacht, was ich die ganze Zeit hätte tun sollen: Thermoskanne Tee, Kofferraum auf und dort auf meinen Hund gewartet.
Eine Stunde später hat die Polizei angerufen, das mein Hund im Nachbardorf (fünf Kilometer, wieder in einer ganz anderen Richtung) ist und vor Menschen flüchtet, die sie anlocken wollen. Ich fand die Idee im Auto warten die Beste und bin genau da geblieben.
Irgendwann mußte ich auf Toilette, habe das Gartentor offen gelassen und höre meine Cousine rufen, das mein Hund im Garten ist. Sie war am zittern, kriechen, panisch...
Wenn in dem Moment einer meiner Verwandten zu ihr gegangen wäre, wäre sie weg gewesen, ich mußte mich ganz klein machen und sie anlocken, dann hatte ich sie endlich wieder...
Die Einfangversuche waren unglaublich lieb gemeint, haben aber dazu geführt, das der Hund in Panik weg gerannt ist, statt weiter zu mir zu laufen.
Mein Fehler war, nicht die ganze Zeit dort zu sein, wo sie hinlaufen würde, nämlich "zu Hause".
Mein größter Horror ist, das ich sie irgendwann irgendwie verliere und gut meinende Menschen Stunden lang versuchen sie ein zu fangen. Aus der Sicht meines Hundes sind diese nämlich eine Bedrohung und es gilt erstmal, vor den Menschen zu fliehen, bevor der Heimweg fortgesetzt werden kann.
...Einfach mal so, zum darüber nachdenken aufgeschrieben. Weil es unter Umständen völlig falsch sein kann, wenn fremde Menschen einen nervösen bis panischen Hund verfolgen...