Beiträge von Fantasmita

    Moin meine Lieben,

    das der Thread mich am frühen Morgen anspringt war ja klar.

    Ich "kenne" Schlegel nicht und doch irgendwie ;-) . Ich war bei seinem Programm "Schlegel live". Warum war ich dort? Weil er quer durch das Internet als böser böser Mensch dargestellt wird. Ja auch ich kenne das Video mit dem Schäferhund :/ . Nun liegt es in meiner Natur keine vorgefertigte Kost zu mir zu nehmen, ich koche selber, d.h. ich gebe immer relativ wenig auf die Meinungen - sofern man das bei hochgekochten Gemütern überhaupt sagen kann - von anderen. Sachliche Diskussionen finde ich jedoch toll und ich finde es super mir eine persönliche Meinung über Trainer machen zu können und das erst nachdem ich sie - im Rahmen kleiner Möglichkeiten die so ein Seminar bietet - kennengelernt habe.

    Ich erzähle jetzt mal meine rein subjektive Empfindung von Hans Schlegel und das auf Basis einer gewissen Voreingenommenheit derer auch ich mich natürlich nicht erwehren konnte.

    Zu seiner Person: Ich habe selten jemanden gesehen der soviel Ausstrahlung hat. Dieser Mann wirkt einfach und das kann man nicht lernen, dass hat man oder man hat es nicht. Er geht zu einem Hund und der Hund schließt sich ihm an. Er hat einen höchst freundlichen und liebevollen Umgang mit seinen eigenen Hunden und mit den Kundenhunden.

    Im Eingangsthread wurde geschrieben er arbeitet rein auf positiver Verstärkung. Nein das macht er natürlich nicht, er arbeitet viel über positive Bestrafung. Nun ist es Ansichtssache wie man dazu steht, darüber diskutiere ich jetzt nicht im einzelnen, ich gebe hier nur meinen Eindruck weiter.

    Die 2 Hunde die sich im Seminar rausgepickt wurden, waren beide hochgradig Aggressiv, der eine konnte nur mit Maulkorb geführt werden, weil er auch im Freilauf jeden Hund wegsnacken würde.

    Soweit so gut. Hans Schlegel hat nicht 1000 Schläuche sondern 3 in der Hand. Er hat mehrfach betont, dass es nicht um die Schläuche geht, sondern um das Geräusche. Nachdem der Hund also auf die Schläuche/Geräusch konditioniert war (muss man sich nix vormachen, dass lief über totales Meideverhalten), ging es los, unangeleint.
    Die Hunde durften sich in dem hier anbenannten 3-Meter-Radius bewegen. Es wurde nicht markiert, es wurde nicht gepöbelt. Die Hunde durften neben Herrchen/Frauchen laufen, hinter ihnen aber der 3-Meter-Radius durfte nicht überschritten werden. War dies der Fall wurde er Schlauch als Art Begrenzung mit dem Zischgeräusch vor die Füße des Hundes fallen gelassen. Er hat, wenn es zu Situationen kam, wo ein anderer schon wieder die Leine rangemacht hätte und die Flucht ergriffen hätte, dem Hund Raum gegeben. Ist einfach weg (bzw. der Halter, denn dieser hat die ganze Zeit mit dem Hund gearbeitet, Schlegel hat nur eingegriffen, wo es von Nöten war und damit der Halter wußte, wann der dem Hund Raum geben mußte) vom Hund. Die Hunde haben dann entweder den Kontakt zum Halter aufgenommen, wo sie auch aufgefangen wurden, durch ruhiges streicheln oder sie haben den Kontakt zu dem Fremdhund aufgenommen, geschnüffelt, etc. Es wurde ganz lange in der Situation verblieben, dass die Hunde die Möglichkeit hatten sozial zu interagieren.
    Wenn es kritischer wurde, dann hat Schlegel, wieder als Trennung den Schlauch zwischen die Hunde geworfen. Also nicht mit Karacho, sondern nur locker als Trennung.

    Endergebnis war, dass die Hunde locker liefen und ja sie hatten am Ende des Tages sogar eine entspannte Haltung. Am Anfang des Tages nicht, da war die Anspannung und das Neue noch zu extrem. Die Hundehalter ihrerseits waren auch deutlich entspannter und schöpften endlich wieder Mut. Wir sprechen hier von Hundehaltern die ALLES durch hatten ... 100erte, teilweise über 1000 EUR bei allen möglichen Trainern gelassen hatten, die über Monate mit ihnen gearbeitet haben, ohne das sich eine Verbesserung des Verhaltens einstellte. Ich kann also absolut nachvollziehen, wenn man in der Verzweifelung, dann bei Hans Schlegel landet. Das meine ich in Bezug auf Schlegel gar nicht negativ ;-) .

    Weil mich natürlich interessiert hat, wie das ganze weitergeht habe ich mir von diversen die Telefonnummern geben lassen, denn das war ja nur ein Bruchteil des Ganzen. Auch wollte ich wissen, ob sie selber in der Lage sind das Training durchzuführen und ob es auch am nächsten Tag, ohne Herrn Schlegel im Rücken noch funktioniert.

    Ergebnis der späteren Telefonate ist folgender Ablauf:

    Es handelt sich hier um ein 49-Tage-Programm (legt mich nicht auf den einen Tag mehr oder weniger fest. Die ersten 3 Wochen macht der Hund seine Geschäfte und danach geht es auf den Spaziergang, wo er sich nur im 3-Meter-Radius befindet (bezüglich der Vermutungen hier, dass der Hund abhaut und 100 Meter wegrennt und mann dann weit werfen müßte: der Hund haut nicht ab, er bleibt im Radius und wenn er sich abmacht, dann reicht ein sehr sehr leistes Geräusch und ein vom Hund weggehen des Halters, damit er zu einem kommt.. .also total undramatisch). Nach diesen 3 Wochen wo der Hund tatsächlich nix anderes darf, also auch kein Spielen mit anderen Hunden, es wird nix aporitiert und gar nix, geht es an die Auflösung.

    Im Normalfall ist es so, dass man die Schläuche sehr schnell nicht mehr braucht bzw. einer mehr als genug ist, da es ja nie um die Schläuche ging. Das Geräusch reicht völlig, als Erinnerung an den Hund. Z.B. bei einem jagdinteressierten Hund, wenn man an eine Stelle kommt, wo man weiß, dass viele Hasen sind, dann "erinnert" man ihn durch das Geräusch, dass er bittte mit einer Gehirnzelle beim Halter bleiben soll.

    Nach dem 3 Wochen Programm darf der Hund auf Freigabe die Schläuche auch aportieren und damit spielen. Das machen die Hunde auch mit höchster Begeisterung :-D. Danach wird das Programm auch lockerer. D.h. der Hund kriegt wieder mehr Freiräume.

    Gibt es eine Situation, wo der Hund in altes Verhalten kippt, dann wird wieder über 3-4 Tage, dass 3-Meter-Programm durchgezogen. Danach gibt es wieder Freiraum.

    In seinem Buch schreibt Schlegel, dass man mit ca. 180 Tagen Training rechnen muss ... also bis der Hund nicht mehr "Rückfällig" wird.

    Gespräche mit den Teilnehmern im nachhinein haben ergeben, dass sie alle alleine mit dem Programm arbeiten konnten, dass der Hund am nächsten Tag/die nächsten Tage noch genauso auf sie geachtet hat, wie an dem Tag, wo Schlegel dabei war und das sie an Lebensqualität und Freiheit - für Mensch und Hund - gewonnen haben. Ich erinnere mich an eine Teilnehmerin die einen Hund hatte der partou nicht von der Leine konnte, weil er einen massiven Jagdinstinkt hatte und sie jedesmal in totale Panik verfallen ist (sie hat geweint als Schlegel meinte, sie solle ihrem Hund Vertrauen schenken und ihn von der Leine machen), wenn er ohne Leine war.
    Mit dieser Frau habe ich telefoniert und sie hat mir erzählt, dass sie bei sich jetzt nur noch unangeleint läuft.

    Nun kann man davon halten was man möchte... für mich wäre es für die "normale" Grunderziehung eines Hundes nicht das Mittel der Wahl, auch würde ich nicht bei ängstlichen Hunden damit arbeiten aber bei einem stabilen Hund finde ich es nicht dramatisch. Hier schaue ich mir immer gerne die klare, einfache und oft stark über Meideverhalten geprägte Kommunikation meiner Hunde an.
    Natürlich sind wir keine Hunde aber wir bemühen uns doch so sehr die Hunde zu begreifen. Manchmal empfinde ich es als fairer dem Hund einfach nur zu sagen, wo sein Rahmen ist innerhalb dessen er sich bewegen darf und was er nicht darf. Klar und einfach. Das kann soviel Freiheit schenken. Ansonsten sind z.B. meine Hunde auch stark bemüht mich zu verstehen, denn sie nutzen dafür den ganzen Tag, sie beobachten mich und analysieren mich, d.h. ich bin ich und ich erziehe, wie ich und sie wissen ganz genau, dass ich keinen Hund imitiere, sondern das ich nur ein verhaltensbehinderter Mensch bin und sie haben Mitleid mit mir und machen deshalb was ich möchte ;-).

    So, nun dürft ihr mich verhauen, ich finde Schlegel - von dem was ich LIVE - gesehen habe nicht schlimm, eher im Gegenteil, ich hätte gerne diese Ausstrahlung die dazu führt, dass sich Hunde ihm sofort und gerne anschließen ohne das er auch nur hallo sagen muss. Ob man so arbeiten möchte oder nicht muss jeder selber wissen, verurteilen würde ich es nicht, auch wenn es nicht das erste Mittel meiner Wahl wäre ;-) .

    Ich habe 2 eigene Hunde und ab und zu Besuchshunde. Da ich einfach Ruhe im Karton haben möchte bei der Fütterung läuft es bei uns so ab, dass jeder Hund auf seinen Platz zu gehen hat (Gasthund auf Gastplatz :D), dann füllen wir die Näpfe und dann stellen wir ohne Kommando die Näpfe vor den Hunden ab. Die Gasthunde kennen das nicht, deswegen möchten diese sich natürlich gleich draufstürzen, weil sie das so nicht kennen oder nur mit Kommando. Dann ziehen wir den Napf wieder hoch und starten einen neuen Versuch. Nach ein paar Versuchen nimmt sich eigentlich jeder Hund selber zurück und stürzt sich nicht mehr auf das Futter. Hat dann jeder Hund seinen Napf, dann dürfen alle auf "Guten Appetit" hin fressen ;).

    Zerstörung der Beziehung? Ganz ehrlich darüber würd ich mir keine 2 Sekunden Gedanken machen. Die Beziehung zerstört man wohl eher mit anderen Dingen, als mit einem geordneten Ablauf bei der Fütterung.
    Mir ist auch der Faktor Impulskontrolle und Erziehung relativ Banane bei dem ganzen Theater. Ich möchte einach - reiner Egosimus meinerseits - eine ruhige Fütterung haben und deshalb mache ich das so, wie ich es mache.

    Zitat


    Da mein Hund aber angeleint war, machte ich mir keine Platte und bin einfach weitergelaufen, bis dieser Kerl uns aufhielt.
    Ich fragte also den OA-Typen, was das Problem sei? Mein Hund sei schließlich angeleint.
    Weil seine Belehrungen mich aber nicht wirklich interessierten, bin ich weiter gegangen.

    Ganz ehrlich, wie bist du denn drauf?

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    Irgendwann kam sie dann hinterher und meinte zu mir, der würde auch nur seinen Job machen.

    Recht hat sie.

    Bei vielen Hunden funktioniert das was euer Trainer vorgeschlagen hat, weshalb ich nicht generell sagen würde, dass es totaler Blödsinn ist. Je nachdem aus welcher Motivation heraus der Hund so reagiert wie er reagiert.

    Nun ist jeder Hund anders und wenn das eine nicht funktioniert muss man schauen, was man noch machen kann. Mein erster Ansprechpartner wäre hier wieder der Trainer der sich das ganze vor Ort angeschaut hat. Ich bespreche das dann mit mienem Trainer und bitte ihn um einen Plan B, C oder D. Er hat den Hund und sein Verhalten gesehen und kann es am Besten beurteilen.

    Ich persönlich halte das nicht für Rangordnungsprobleme aber viele benutzen diesen Terminus noch, weil die Menschen damit was anfangen können. Das Verhalten ist mit Sicherheit auch Altersbedingt, denn mit einem Jahr ist der Kerl ja noch nicht Fisch und noch nicht Fleisch. Ich gehe davon aus, dass es etwas mit Unsicherheit zu tun hat und natürlich kannst du deinem Hund das Verhalten einfach verbieten aber damit hilfst du ihm nicht bei seiner Unsicherheit.

    Habt ihr euren Schnuff gut im Grundgehorsam? Beherrscht er die sichere, freie Ablage? Dann könnt ihr ihn, wenn ihn Besuch streßt in einem anderen Zimmer einen Platz zuweisen, wo er sich zurückziehen kann und die Tür würde ich offen lassen. Der Besuch schenkt dem Hund keinerlei Beachtung.

    Wie alt ist der Zweithund und wenn er kein Welpe mehr ist, wo ist er her?

    Wenn er ein Welpe ist, dann ist das vollkommen normal. Ich mache das immer schmerzlos. Konsequent alle 2-3 Stunden raus, nach dem Schlafen/nach dem Essen/nach dem Spielen und alles was zwischendurch reingeht, wird kommentarlos weggemacht. Fertig ist der Lack. Da würde ich mich gar nicht streßen. Achte ggf. darauf, ob der Lütte sich dreht oder unruhig wird, dass du ihn dann eher greifen kannst und dann mit ihm raus. Wenn du mit ihm rausgehst, dann geh direkt dorthin wo er sich lösen soll und da bleibst du einfach sehen bis er sich gelöst hat, danach schön loben. Also daür sorgen, dass er nicht zu abgelenkt ist, deshalb halt einfach an einen ruhigen Platz gehen und abwarten.