Beiträge von Schnaudel

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    Denkt ihr also, es ist komplett meine Schuld, dass er gebissen hat?

    Nein, natürlich nicht, es ist weder Deine noch seine Schuld.
    Schuld ist überhaupt in diesem Zusammenhang eine falsche Kategorie (also bitte vergessen). Schuld ist hier keiner, sondern die Situation ist eben wie sie ist.

    TS-Hunde sind zu Beginn oft "kleine Spießer", die ganz extrem ganz viel Routine brauchen. Dann können sie Sicherheit aufbauen. Also möglichst gleiche Abläufe, möglichst gleiche Gassi-Routen zu möglichst gleichen Zeiten bei möglichst wenig neuen Gesichtern.
    Das bleibt ja nicht ewig so. Du wirst schnell merken, wenn er kecker wird und neugieriger.

    Ich glaube kaum, dass sie da viel machen kann, außer sie kann irgendetwas beweisen, z.B. im Anzeigentext, wenn die Hündin dort mit Papieren angeboten wurde, oder etwas schriftlich festgehalten wurde.

    Puh, ich bin ansatzweise sprachlos. Wer kommt auf die Idee eine vierjährigen Hund ohne Papiere aus desolaten Verhältnissen schon für sage und schreibe 600 Euro zu kaufen? Und dann noch für 800 und sich vor Ort hoch handeln lassen? Das kann doch alles nicht wahr sein.

    Das ist ja schon keine arglistige Täuschung, das ist offene Täuschung mit Einwilligung des Käufers....

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    Nun, der Vorteil liegt darin, dass man einem Hund ein Zuhause gibt, ohne einen Vermehrer zu unterstützen.

    Für mich persönlich ist es auch ein Vorteil, dass die Hunde keine Welpen mehr sind, denn ich möchte keinen Welpen haben.

    Neben dem oben Genannten: Es ist für mich selbst Sinn stiftend, ich habe das Gefühl zumindest diesem einen Hund etwas Gutes zu tun - also eine ähnliche Motivation, wie für ehrenamtliche Arbeit, die man ja auch nicht nur selbstlos macht, sondern auch für sich etwas Positives zieht.
    Es macht Spaß, die Entwicklung des Hundes zu sehen, sich an Fortschritten zu erfreuen.

    Das liegt erst einmal nicht so auf der Hand, aber ich denke, das geht doch vielen so, die sich bewusst für einen Hund aus dem TS entscheiden.

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    Ich habe einfach Angst, dass auch mit der Hilfe eines Hundetrainers ich nicht mit ihm klarkommen werde und nur gezwungen mein Leben mit dem Hund weiterführe. Ich weiß genau, dass ich dem Hund gerecht werden würde, so gut es geht, aber ich weiß einfach nicht, ob ich dabei dann noch mir selber gerecht werde.
    Ich frage mich besonders: Sollte es doch dazu kommen, dass ich ihn an jemanden abgebe, der *besser* mit solchen Angsthunden zurechtkommt, wäre es dann besser dies möglichst schnell zu tun? Ich befürchte, dass er sich zu sehr an mich gewöhnt und dann eine weitere Umstellung zu hart für ihn wäre :(

    Diese Angst kann ich gut verstehen, und natürlich, es kann keiner voraussagen, wie es sich entwickelt.
    Aber ich möchte auch sagen, wenn der Hund zu Dir bereits ein wenig Vertrauen gefasst hat, von allein zu Dir kommt und sich auch streicheln lässt: das ist doch schon einmal etwas, das ist zumindest eine kleine Basis. Ich habe keine Glaskugel, aber aller Voraussicht nach ändert sich die Situation noch und Du bleibst nicht auf dem jetzigen Stand.

    Aber entscheiden kannst Du das wirklich nur selbst, und natürlich, Hundehaltung soll Freude bringen und kein Opfergang sein. Von daher finde ich es auch in Ordnung, wenn man ehrlich seine Grenzen steckt und sagt: das kann und will ich einfach nicht.

    Oh man, das ist wirklich schade, dass es gerade so verquer läuft.

    Zum ersten: es ist schon mit einem "normalen" Hund in den ersten Tagen und Wochen schwierig, das Gefühl alles in Frage zu stellen, das Gefühl es nicht schaffen zu können, die Sinnkrise, was habe ich mir für die nächsten Jahre aufgehalst - das kennen fast alle Ersthundebesitzer. Ich auch.
    Zumal ich hier auch einen Hund habe, der meinen Vater bei der ersten Begegnung in den Fuß geschnappt hat und meinen männlichen Gefährten in die Hand gebissen hat. Allerdings hat man uns auch gesagt, dass man sehr wenig über die Vorgeschichte weiß, kaum handfeste Prognosen stellen konnte.

    Also ich kann von mir selbst sagen, dass sich die Investition in einen Trainer auf jeden Fall lohnt, und wenn er wirklich gut ist, kann er Dir auch sagen, wie viel Arbeit und Training man konkret aufwenden muss.
    Allerdings ist auch klar: eventuell wird er trotz Training niemals der "liebe Allrounder" werden, sondern immer ein wenig gelenkt und unter Aufsicht bleiben müssen.

    Allerdings muss ich auch sagen, ohne es böse zu meinen: vielleicht war es in der ersten Woche zu viel Trubel für ihn. Ein ganz neues Zuhause: Du neu, Mitbewohnerin neu, Elternbesuch, Freundinbesuch - das ist für so ein "unbeschriebenes Blatt" einfach sehr viel.

    Auch die Bemerkung:ich habe ihm kein Mitleid gegeben - hat mich irritiert. Der Hund ist fundamental verunsichert, er ist auf Deine positive Zuwendung und Empathie angewiesen.

    Er will sich nicht streicheln lassen - muss er auch nicht. Wartet ab, bis er von selbst Einverständnis signalisiert. Mein Hund mag sich wirklich nur von Personen seines Vertrauens streicheln lassen, und die sucht er sich selbst aus. Solange er sich sonst korrekt, sprich: nicht aggressiv, verhält, finde ich das vollkommen in Ordnung.

    Die nächste Überlegung wäre zum Liegeplatz. Viele Situationen kann ein gut gewählter Liegeplatz entschärfen, der geschützt und möglichst abseits vom Laufverkehr liegt. Vielleicht könnte eine kleine Box helfen -ausdrücklich nicht!!, um den Hund wegzusperren, sondern um ihm Geborgenheit (in geöffnetem Zustand!) zu vermitteln.

    Dich moralisch unter Druck zu setzen finde ich übrigens nicht in Ordnung von der Orga. Es ist schade, dass Du da so wenig Unterstützung erhältst.

    Trotz alledem wünsche ich Dir, dass Du mit den kleinen Kerl noch zusammenfindest und dass Ihr die Probleme meistern könnt!

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    Ich versuche immer, konstruktiv an so etwas heranzugehen. Ist vielleicht mein Fehler, vielleicht erwarte ich zuviel von so einem Forum.

    Ich finde diesen Thread nicht total unkonstruktiv.
    Wenn Interessenten sagen: ich bin doch in Zukunft noch aufmerksamer, wenn ich nach Hunden aus dem TS suche, ist das doch ein Plus. Das ist in jedem Fall besser als wenn sie nachher enttäuscht sind.

    Ich sehe es immer so: nur, was thematisiert wird, kann irgendwie verändert werden. Erst wenn man erkennt, wo denn eigentlich die Schwachpunkte liegen, vielleicht in zu hohen Erwartungen der Interessenten, vielleicht auch vom Denkfehler der Vermittelnden, die gar nicht aus böser Absicht verschweigen, sondern um dem Tier zu einem Zuhause zu verhelfen, kann man doch überhaupt etwas verändern.

    Ich denke auch, wer überzeugt ist, einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen, der wird sich doch durch diesen Thread nicht wirklich abschrecken lassen.

    Viele Dinge mussten sich erst langsam entwickeln. Schaut man sich z.B. das Gesundheitswesen an: es ist wirklich noch nicht so lange, dass Krankenhäusern auch die Zufriedenheit ihrer Patienten beim Aufenthalt wichtig ist.
    Vielleicht ist auf lange Sicht ja so etwas auch im TS möglich, z.B. Befragungen der Interessenten, wie sie mit dem Ablauf der Vermittlung zufrieden waren, wo sie Verbesserungsbedarf sehen, usw.

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    :gut:

    Außerdem wird erst gesagt: Was nutzt einem jährliches impfen, wenn der Schutz nur für 6 Monate hät..impfen wir dich lieber alle 3 jahre..für mich macht das keinen Sinn

    Na ja, da steht eben alles, was man wissen darf, wenn es nach dem "seriösen" Zentrum der Gesundheit geht.....

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    Ich kenne mich nicht mit den Details von ADS und ADHS aus, aber ich find es erschreckend, wie schnell man bei Kindern darauf aufmerksam gemacht wird, die - ja etwas hibbeliger und unkonzentrierter erscheinen.
    Mein Sohn ist ein Wimmelarsch und ja er hat teilweise Probleme bei der Sache zu bleiben. Das war bei mir nicht anders. Was mich interessiert hat, da war ich dabei, was nicht, ja da hatte ich auch so meine Mühe bei der Sache zu bleiben.

    Ja, das entwickelt definitiv ein gewisses Eigenleben. Eine ganze Zeit habe ich mit jemandem ehrenamtlich (im Kindergarten) zusammengearbeitet, dessen Kind an ADHS leidet.
    Du kannst Dir gar nicht vorstellen, es wurde alles nur noch durch diese Brille gesehen - fast jedes dritte Kind wurde von ihr mit dieser Privatdiagnose (wohlgemerkt: eines informierten Laien) versehen und sie suchte das Gespräch mit den Eltern....

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    [...]
    Ab einem gewissen Alter sind in manchen Heimen die Hunde kostenfrei oder die Zeit, die eine medizinische Betreuung auf Kosten des Heimes vorgesehen ist, wird vertraglich deutlich verlängert.
    [...]

    Das ist ein guter Ansatz, finde ich.

    Damit hast Du vermutlich Recht. Leider.
    Bei uns gibt es z.B. eine Ermäßigung der Hundesteuer im ersten Jahr für Hamburger, die aus dem Tierheim in der Süderstraße adoptieren. Das finde ich ebenfalls gut, denn es ist vielleicht materiell nicht wichtig, aber doch zumindest eine Form der "Anerkennung" durch die Stadt, die den Hund dann ja nicht mehr in "ihrem" TH versorgen lassen muss.

    Letztendlich ist es doch auch so: ein gut geführtes TH mit hauptsächlich zufriedenen Kunden wird mit Spenden bedacht oder weiterempfohlen.

    Ein Obdachloser ist ja keine Sonder-Spezies, die nun durch Wohnstatus besser oder schlechter ist als jeder andere Mensch eben auch.
    Für den Hund hängt viel davon ab, wie stabil sein Mensch ist und eher weniger davon, wie die konkrete Wohnsituation ist.
    Ganz egal, wo der Hund nun wohnt: eine ausgeprägte Suchtproblematik, fehlende Impulskontrolle, Aggressionen und Übergriffe seines Menschen machen das Leben für den Hund eher unangenehm.
    Stabile Zuwendung, ein gewisses Maß an Ausgeglichenheit und Empathie lassen sein Leben angenehm sein.
    Egal wo.
    Auf den einzelnen Menschen kommt es an, deswegen kann man diese Frage gar nicht pauschal beantworten.