Hi Schnauzermädel, ich denk ich kann dir da dienlich sein!
Ich hab zwei Iren, einen Orientalen/Grey-Mix, der wohl nie auf der Bahn war, und einen retired racer.
Was willst du im speziellen wissen?
Meinen Robin hab ich als Direktvermittlung bekommen, du findest ihn mitsamt Pedigree und Rennergebnissen hier (unter "races" sind auch zwei Videos) : http://www.greyhound-data.com/d?z=RbbWwZ&d=I…+cool&x=12&y=10
Alte Fotos (da hatte ich ihn grade 2 Tage): http://picasaweb.google.de/Marula1987/Robin#
Er ist `03 geboren, von Mitte `05 bis Ende `07 gelaufen, hat bis Juli `08 im Zwinger gehockt und ist dann von Bulli in Not Süd: http://www.bulli-in-not.de/suche-windhunde.html nach Deutschland geholt worden.
Er kannte natürlich kein Leben im Haus, hat aber Stubenreinheit, Treppenlaufen etc. in wenigen Wochen gelernt.
Sie kennen es normalerweise Auto zu fahren (wird ja da regelmäßig gemacht, von einer Bahn zur anderen) und sind auch Troubel und eine gewisse Geräuschkulisse, Lautsprecherdurchsagen, Flutlicht etc aus ihrer Vergangeheit oft schon gewohnt. Eingewöhnung an Stadtverhältnisse (ich wohne mitten in Hannover) war jedenfalls sehr unkompliziert.
Die Hunde sind meist sehr gut leineführig und positiven Kontakt mit Menschen gewohnt.
Sie werden auf der Bahn professionell behandelt, das heiß nicht vertüddelt, aber entgegen den Gerüchten vieler Tierschützer auch nur sehr selten misshandelt, denn schließlich sind es ja wertvolle Tiere, die viel Geld einbringen können.
Während ihrer aktiven Rennzeit werden sie meist auch sehr gut versorgt und davor sorgfältig aufgezogen, was Ernährung und TA angeht, die Probleme beginnen halt erst dann, wenn sie nicht schnell genug sind, sich verletzen und so weiter.
Greys sind drinnen windhundtypisch angenehme Hunde, kaum zu merken, riechen wenig, pennen meist, brauchen nur wenig "Auslastung" bzw Kopfarbeit, auch wenn man sie natürlich nicht völlig verdumpfen lassen sollte.
Gegenüber Menschen sind sie sehr duldsam und gefügig, Hunde die im Umgang Zicken machen gehen schnell den letzten Weg, es sind ja Nutztiere und da hat niemand Zeit für sowas... insofern kann man da schon von einer ganz extremen Selektion auf menschfreundlichkeit sprechen, Greys die Menschen gegenüber in irgendeiner Form falsch oder bissig sind muss man sehr lange suchen.
Draußen ist das Verhalten je nach Hund unterschiedlich, es gibt welche mit moderatem Hetztrieb, aber die meisten haben doch einen starken, eher unselektiven Trieb, kleine bewegliche Objekte zu verfolgen.
Durch das Training auf der Rennbahn wird das noch verschärft, der Hund muss ja auch den Kunsthasen annehmen, und meine Bursche verfolgt z.B auch flatternde Plastiktüten und Luftballons, da das wohl Ähnlichkeit mit der Hasenatrappe hat, da hängen auch oft Flatterbänder dran. Also nicht wundern, wenn der Hund nicht nur auf echtes Wild abgeht....
Dafür sind sie oft weniger nasenorientiert und weniger am stöbern als Galgos, die ja auch heut noch für den praktischen Jagdeinsatz gezüchtet werden und daher auch mehr... ich nennes mal "jagdliche Intelligenz" haben.
Und sie sind meiner Erfahrung nach weniger eigenständig als viele andere Windhunde, wenn sie nicht gerade eine Sprintrunde drehen (oder ein jagdbares Objekt gesichtet haben), dann sind sie meist in ganz engem Radius von wenigen Metern um ihren Menschen rum, "Popokleber" sind extrem verbreitet.
Ausnahmen bestätigen die Regel, auch junge Hunde haben natürlich mehr Flausen im Kopf, wie bei allen Rassen.
Der Hetztrieb erstreckt sich leider bei ehemaligen Rennhunden oft nicht nur auf Katzen, Hasen und anderes Kleingetier, sondern auch auf kleine Hunde.
Einerseits durch angeborenen Trieb (es ist klein, es läuft weg, ich MUSS es jagen), aber hauptsächlich auch durch die auf der Bahn natürlich nicht erfolgte Sozialisierung auf Kleinhunde. Andere Rassen mit viel Fell, platten Nasen usw werden erstmal oft gar nicht als Hund erkannt.
Bei den meisten Greys gibt sich sowas sehr schnell, bei einigen kriegt man es aber auch nur schwer raus.
Mit den ehemaligen Römern gab es da, wie oben schon anklang, wohl einige hässliche Vorfälle (das war vor meiner Grey-Zeit), wohl auch, weil damals auch windhund-/greyhoundunerfahre Tierheime Hunde vermittelt haben, die sich vom friedlich-phlegmatischen Wesen der Hunde gegenüber Menschen verleiten ließen und halt über rassespezifische Eigenheiten nicht so informiert waren, wie es ein sollte...
Ich hab mit meinem nach einem Jahr immer noch Probleme damit, er läuft nur mit Maulkorb frei und mit Minihunden gar nicht.
Er tackert bei Rennspielen in der Hitze des Gefechts auch seine Mitläufer, das ist ja auch der Grund, warum die Hunde beim Rennen Maulkorbe tragen, sie dürfen nicht um den Hasen raufen.
Das zählt meist eher nicht in den Verhaltenskreis Agression ( das kann aber manchmal, bei manchen Hunden, auch reinspielen), sondern eher zu Jagdverhalten - Windhunde sind Hunde, die im Gegensatz zu vielen anderen Jagdhunden den letzten Schritt in der Verhaltenskette Jagd, das fassen und töten der Beute, selbstständig vollziehen sollen.
Bei den meisten Windhunden (nicht nur Greys) äußert sich das so, dass sie am Ende der Jagd (und Spielen bedeutet für Windhunde halt meist "Jagd spielen") leicht kneifen, mit der Schnauze rempeln etc.
Die racer haben halt einerseits den zuchtbedingt übersteigerten Hetztrieb, anderseits haben sie wenig genug Gelegenheit, korrektes Hundeverhalten beim wilden, freien Spielen zu üben. dazu noch die dünne Haut, dünnes fell, fehlende Fettschicht.... wenn die Dinger untereinander toben - das gibt oft Löcher, selbst wenns gar nicht grob gemeint war.
Ich kenne aber weitaus mehr Hunde (und ich kenne inzwischen doch einige Greys), mit denen es mit Kleinhunden klappt, als mit denen es nicht klappt und es gibt entgegen sämtlichen Gerüchten sogar katzenverträgliche Greys!
Mein Dicker wohnt mit meerschweinen zusammen, die ignoriert er komplett...
Mit Hunden, die man ganz normal von Welpe an aufgezogen hat, gibt es solche Probleme nicht, das ist menschgemacht...
Da sieht man dann mit eigenen Augen die Folgen schlechter/nicht erfolgter Sozialisation mit Artgenossen.
Man sollte es jedenfalls keinesfalls verharmlosen.
Aber macht euch deswegen keinen Kopf, wichtig ist, darum zu wissen, zu wissen was man sich zumuten will und kann und dann kann man ja einen passenenden Grey wählen.
Wenn man ganz bitterböse wäre, könnte man auch sagen, das ist ja das schöne an den Greys - die Auswahl... :|
Eine ganz stinknormale handelsübliche Grunderziehung funktioniert in der Regel für alles andere sehr gut, leinenloses laufen war bei meinem in (nach menschlichem Ermessen) wildfreiem Gebiet nach einigen Wochen möglich und er hat einen guten Rückruf. Das ist für die retireds, die ich kenne, auch nicht außergewöhnlich.
Da hat mein Orientalenverschnitt wesentlich länger gebraucht (der hatte aber auch mehr Vorgeschichte)!
Greys sind zwar sensibel, aber normalerweise muss man sie nicht mit Samthandschuhen anfassen, als echte "Gebrauchshunde" (wenn auch nicht im hiesigen Sinne) vertragen sie mehr, als den ach so zarten Windhunden nachgesagt wird.
Wenn man sie wie einen ganz normalen Hund halt mit der Eigenart des starken Hetzriebes behandelt, dann geht das schon...
Da ihr euch ja eh für einen gehandicapten entscheiden wollt, der nicht so viel freilaufen sollte, dürfte das ja eh nicht so das Problem werden.
Gesundheitliche Aspekte:
Es gibt einige rassetypische Erkrankungen, bei denen erbliche komponenten vermutet werden, gegen die leider auch nicht wirklich züchterisch vorgegangen wird (in Irland, bei deutschen Züchtern ist das anders...), da sie vor allem bei Hunden auftreten, die übers Rennalter raus sind.
Krebserkrankungen und da ganz führend das Osteosarkom, auch das Cauda Equina Compressionssyndrom ist nicht so schrecklich selten, man vermutet auch zusammenhänge mit dem heftigen Renneinsatz.
Und dann gibts noch einige weitere Sachen, sieh der Link unten....
Ansonsten stehen verschleißbedingte Erkrankungen des Bewegungsapperates im Vordergrund, Arthrosen sind bei Hunden, die ordentlich Rennen gegangen sind eigentlich eher die Regel als die Ausnahme.
Dazu kommen halt Knochenbrüche, Muskelfaserverletzungen, Sehnen- und Kapselrisse.... kann man sich ja vorstellen.... da muss man dann gucken, was der individuelle Hund so an Päckchen mitbringt, das ist oft üppig. Wenn der Hund nicht wieder in den Renneinsatz soll
behandelt man das wie bei anderen Hunden auch.
Je nach Hund kann das halt ziemlich belastend und teuer werden. Ich würde, wenn ich ganz ehrlich bin, keinen ehemaligen Renner mehr nehmen, sondern nur noch einen jungen Hund, der wegen mangelndem Trieb oder fehlender Geschwindigkeit oder raufen noch vor ernsthaftem Trainingsbeginn bzw nach wenigen Renneinsätzen ausgeschieden ist.
Da gibts auch abertausende von...
Auf jeden Fall solltet ihr aber gesundheitliche Probleme recht bald abklären lassen, das heißt ne komplette orthopädische Untersuchung und nen Herz-/Kreislaufcheck am besten noch vor dem ersten Freilauf, denn es ist echt blöd, wenn durch Zwingerruhe ne alte Verletzung so gut wie ausgheilt ist, die dann wieder aufreißt, weil er sich auf der großen grünen Wiese endlich mal wieder so richtig austoben kann.
Genau dass ist nämlich bei mir (wahrscheinlich) passiert - ich wusste nix von der vermutlichen Verletzung aus Irland und nachher war er dann am humpeln....
Und man lasse sich nicht davon täuschen, dass der Hund an der Leine wie eine Schlaftablette wirkt, wenn die losstürmen, dann bebt der Boden. Mein Dicker hat 36 kg und 73 cm Schulter, da stellt man sich bei dem Tempo nicht in den Weg...
Einen ganz alten, ausgelutschten Burschen mit Schrauben im Bein und echt erschöpft hatte eine Bekannte von mir - und selbst der hat ab und an noch so richtig losgelegt, das ist Lebenselixier.
Es ist wichtig, die Rennhunde an unebenen Boden langsam zu gewöhnen, man muss sich vor Augen führen, dass sie bisher nur glatten, topgepflegten Sandboden auf der Bahn oder ebenso glatten Rasen und Beton auf den Ausläufen kennengelernt haben.
Mit sowas wie Löchern im Boden, Maulwurfshügeln oder nassem Asphalt rechnen die nicht und das kann dann bei 50 km/h sehr schnell zu Knochenbrüchen und ähnlichen Dingen führen, die keiner braucht.
Greyhoundsperre ist ja schon erwähnt worden, ist auch und gerade bei "Rentnerhunden" ein Thema.
Ich würd mir immer wieder nen Grey holen, sie haben einen supersonnigen, unkomplizierten, grundehrlichen Charakter. Als relativ anspruchslose Familienhunde (was Bewegung, Beschäftigung, Kindertauglichkeit, Gelassenheit angeht) kann man die allermeisten auch bedenkenlos empfehlen.
Und auch immer wieder einen aus Irland oder UK - aber beim nächsten Mal halt nen jungen, gesunden, den ich vorher eigenhändig auf Kleinhundeverträglichkeit getestet hab - das macht mir momentan nämlich ne Menge Ärger...
Joa... wenn du noch Fragen hast, dann mal los...
Ach ja, hier noch eine englischer Link, den ich nützlich fand, mit Infos über Grey-spezifische Gesundheitsaspekte und Verhaltenssachen: http://www.grassmere-animal-hospital.com/greyhounds.htm
Und was über Greyhoundsperre: http://www.windhunde-sind-jagdhunde.de/wind-greyhoundsperre.htm