Ich finde es echt total super und bewundernswert, dass es hier HH gibt, die ihrem Hund sofort nach dem ersten Beißvorfall einen Maulkorb verpassen würden. Und den Hund jetzt natürlich immer an der Leine führen und überhaupt 100%ig ausschließen können, dass es ihrem Hund nie wieder gelingt, einen anderen Hund zu verletzen.
Wer von euch, die das vertreten, haben einen Hund, der schon mal einen anderen verletzt hat?
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung mit meinen Hunden sprechen. Vorab, ich bin wirklich kein verantwortungsloser Mensch, neige zur Vorsicht und mache mir doch viele Gedanken, bin mindestens durchschnittlich intelligent und habe keine Freude an aggressivem Verhalten meinerseits oder anderer.
Und doch hat es mein Hund geschafft, mehr als einmal einen anderen Hund zu verletzen.
Wie das nur passieren konnte?
Nun ja, das erste Mal war letztendlich aus Hundesicht verständlich. Sie hatte mehrmals relativ nett einen aufdringlichen Rüden verwarnt. Beim x. Mal hat sie getackert.
Ansonsten hat sie zwar mit anderen Hunden auch mal Auseinandersetzungen gehabt, ist aber nie was passiert.
Also ab jetzt Maulkorb?
Beim zweiten Mal sah die Sache schon anders aus. Meine andere Hündin hatte eine Auseinandersetzung mit einem Hund, Joda ging mit rein und biss zu. Mit dem anderen Hund hat sie am Tag vorher noch ausgiebig gespielt.
Meine Konsequenz war dann ein Maulkorb. Aber ungern, weil ich schon das Gefühl hatte, dass er sie einschränkt. Und dann? Passierte erst mal monatelang nichts. Joda benahm sich vorbildlich, hatte gute Hundekontakte. Blöde konnte ich über stimmliche Einwirkungen gut abbrechen. Also durfte der Maulkorb ab und zu wieder ab. Und es passierte nichts.
Bis es dann irgendwann aus heiterem Himmel (für mich) wieder dazu kam, dass Joda einen anderen Hund biss.
Ganz ehrlich? Ich habe es einfach nicht eher wahrhaben wollen und können, dass Joda ein bissiger Hund ist. Mein Bild von ihr war anders. Ich wollte keinen bissigen Hund. Ich habe Erklärungen und Entschuldigungen für ihr Verhalten gesucht und gefunden, weil der Tatsache ins Auge zu sehen einfach zu schwer war.
Dazu kam, dass sie sich ja nicht auf jeden Hund gestürzt hat, auch nicht auf jeden zweiten oder dritten. Monatelang kam sie gut mit anderen aus, um sich dann aus heiterem Himmel (zumindest für mich) auf einen Hund zu stürzen.
Es gab kein, für mich erkennbares, Schema.
Das alles hat dazu geführt, dass ich so lange gebraucht habe, um wirklich annehmen zu können, dass Joda potentiell gefährlich ist. Und ja, auch sie ist mir aus dem Halsband entwischt. (Das ist eine Erfahrung, die ich nicht machen wollte, hatte sie ja extra an der Leine (und damit für mich gesichert), dass sie es schaffen könnte, aus dem Halsband zu kommen, habe ich einfach nicht erwartet.)
Vielleicht könnt Ihr das nicht verstehen. Und sehr wahrscheinlich hätten viele von euch nicht so lange gebraucht, um diesen inneren Schritt zu gehen. Und trotzdem passt der Begriff "verantwortungslos" einfach nicht.
Genauso wenig empfinde ich die TS hier als verantwortungslos. Sie ist ja einsichtig. Und musste nun die doofe Erfahrung machen, dass es nicht immer ausreicht, den Hund mittels Leine zu sichern.
LG Nele