*Wow, lang geworden, ich hoffe es macht sich trotzdem jemand die Mühe zu lesen...
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Guten Morgen zusammen!
Vielleicht haben einige von euch meine Threads in den letzten Wochen verfolgt was unsere "Zweithund-Problematik" angeht.
Hier noch mal eine Zusammenfassung der letzten Wochen...
Luna (Labrador, w, *15.10.2007) ist bei uns seit sie 9 1/2 Wochen alt ist. Brav, wenn auch manchmal etwas dickköpfig, versteht sich im Grunde bestens mit sämtlichen Artgenossen.
Mex (Mischling, m, *01.03.2008) ist seit etwas mehr als 6 Wochen bei uns. Wir haben ihn aus dem Tierheim übernommen, nachdem er Ende 2008 aus Spanien nach Deutschland kam und in Deutschland schließlich aus schlechter Haltung (völlig abgemagert) ins Tierheim kam. Er war ca. 8 Wochen im Tierheim.
Mex hatte keinerlei Gehorsam als wir ihn übernommen hatten, kannte weder Sitz noch sonst was.
Die Probleme fingen wenige Tage nach seinem Einzug an: Wenn die beiden Hunde spielten, schlug die Situation plötzlich in Ernst um, was nur von Luna ausging. Selbst wenn er sich unterworfen hat, machte sie weiter, sogar noch doller als vorher.
Wir mussten sie täglich zig-fach trennen, durch direktes körperliches Eingreifen.
Die Situation hat sich inzwischen dahingehend entspannt, dass sie inzwischen fast immer verbal auseinander zu bekommen sind, beide werden dann angewiesen auf ihren Platz zu gehen. In der Regel bleiben sie dann auch dort, ab und zu ist ein erneutes auf den Platz Schicken nötig.
Allerdings kann ich die beiden so nicht alleine lassen, denn dann könnte ich ja nicht eingreifen.
(Bevor sich manche die Frage stellen, ob es tatsächlich Ernst wird oder nur wir das so deuten
Ja, sowohl die Pflegerin aus dem Tierheim und unsere Hundetrainerin bestätigten uns das).
Wir versuchten eine räumliche Trennung der beiden beim Alleinsein. Geht gar nicht. Mex winselt, Luna fühlt sich dadurch dann zum Bellen animiert. Die Nachbarn finden das wohl weniger prickelnd...
Nebenbei packte Mex dann Zerstörungswut und er machte sich an allem zu schaffen was er finden konnte.
Und das schon ganz zu Anfang des Alleinseintrainings, natürlich habe ich ihn nicht gleich 15 Minuten alleine gelassen.
Also, das funktioniert auch nicht, dann empfahl uns die Hundetrainerin es mit einer Box zu versuchen.
Hier sind wir gerade dabei Mex an die Box zu gewöhnen.
Dazu muss ich sagen, dass es sich nicht um Stunden handelt, die er darin verbringen müsste. Am Tag insgesamt maximal 1-2 Stunden und nie länger als 30 Minuten am Stück. Einmal die Woche etwas länger, ca. 1 Stunde, wenn ich richtig einkaufen gehe.
Das fände ich vertretbar.
So, dann kam unsere Hundetrainerin darauf, dass wir Menschen unser Verhalten gegenüber den Hunden grundlegend ändern müssen wenn wir sämtliche Baustellen in den Griff bekommen möchten. Weniger ich als mein Mann. Er ist oft nachlässig, inkonsequent und gibt unklare Kommandos, desensibilisiert die Hunde auf ihn zu achten, weil er sie ständig totquatscht usw.
Daran arbeitet er, nachdem ich ordentliche Tacheles mit ihm geredet habe. Es ist einen Tick besser geworden, aber noch sehr, sehr ausbaufähig.
Und dann kam die nächste Situation...
Die Hunde dürfen bei uns weder ins Bett noch auf die Couch. Mex hat das getestet und wurde von mir natürlich wieder runtergeschickt.
Er reagiert hier nicht auf Worten und Sichtzeichen, man muss ihn runterschubsen. Sage ich ihm nur "runter" und zeige auf den Boden, schaut er mich groß an, aber keinerlei Bewegung. Versuche ich ihn einfach zu mir zu rufen, selbes Spiel.
Also schieben wir ihn runter.
Zuerst ging das problemlos, dann fing er an ein Spiel daraus zu machen und hüpfte aus Bett bzw. Couch herum. Vor etwa zwei Wochen hat er in solch einer Situation geknurrt, die Zähne gegen mich gefletscht und sogar geschnappt. Das kam seither nie wieder in diesem Ausmaß vor.
Er versucht zwar nach wie vor zu schnappen, aber knurrt oder fletscht nicht mehr.
Das Schnappen macht er übrigens grundsätzlich wenn wir ihn berühren und es gerade eine Situation ist, die ihm nicht passt.
Z.B. auch wenn er im Weg steht, nicht weichen will und wir ihn anschieben um weiterzulaufen.
Meine Tochter hat nun strikte Anweisung ihm in diesen Situationen aus dem Weg zu gehen, bzw. einen von uns Erwachsenen zu rufen, damit wir eingreifen.
Einige Tage später dann das nächste was mich wirklich ratlos gemacht hat. Ich kann mir bis heute nicht erklären was das sollte.
Mein Mann und ich sitzen im Wohnzimmer, Mex kommt rein, läuft zu Lunas Körbchen, sieht sie drin liegen. Läuft zu seinem Körbchen und pinkelt rein während er uns anschaut.
Was das Training seines Gehorsams angeht, so waren wir natürlich die Ganze Zeit über dabei zu üben. Draußen geht er an der Schleppe, an manchen Tagen folgt er sehr gut und wir denken er hat es nun begriffen, dann folgen wieder Rückschläge.
Alles wird für ihn so schnell uninteressant. Mit normalen Leckerlie braucht man ihm nicht kommen, das muss schon was außergewöhnliches sein. Kleingeschnittene Fleischwurst oder Wiener waren kurz der absolute Bringer. Zwar immer noch besser als normale Leckerlie, aber das Interesse lässt nach. Die Futtertube ging jetzt etwas länger gut. Vor einigen Tagen berichte ich hier noch wie er darauf abfährt, aber seit 2 Tagen merke ich, wie sein Interesse daran nachlässt. Erst dachte ich das sei jetzt eine kurze Phase, aber ich merke stetig jeden Tag mehr wie weniger er daran interessiert ist.
Spielen als Belohnung ist auch nicht, er weiß mit Spielzeugen draußen nichts anzufangen.
Gestern berichte ich hier noch, wie genial er inzwischen an der Schleppe läuft... am Nachmittag rennt er mir ein paar mal so in die Schleppe rein (trotz abrufen, einfach ignoriert hat er mich), dass mir heute noch mein Arm weh tut. Dummerweise war der Untergrund so bescheiden, dass ich nicht auf die Schleppe treten konnte.
Und diese Ignoranz setzte er bis jetzt fort.
Als ich gestern Mittag ein paar Pflanzen auf dem Balkon in die Kübel gesetzt habe, kommt er angelaufen und pinkelt auf den Balkon, guckt mich dabei wieder direkt an.
Mit Stubenreinheit hat das nichts zutun, er ist seit Wochen stubenrein, das ging recht schnell bei ihm.
Tja und gestern Abend dann das Nächste... ich wollte dass er auf seinen Platz geht und dort auch bleibt, weil er gerade nur Unsinn im Kopf hatte (Blumentöpfe ausbuddeln, Stuhlbein anknabbern...).
Als ich ihn das dritte Mal wieder auf den Platz schicken wollte, rennt er unter den Esstisch und pieselt eine rießen Lache. Dabei ist er langsam zwischen den Stühlen unterm Tisch herumgelaufen, dementsprechend groß war die Sauerei.
Natürlich hatte ich ihn etwas strenger auf seinen Platz verwiesen, nachdem er das zweite mal wieder aufgestanden war. Aber nur "etwas" strenger. Auf ner Skala von 0-10 war das vielleicht 3-4, wenn 0 super freundlich ist.
Seit dem ignoriert er mich fast vollständig. Kommt nicht auf Abruf, guckt mich immer nur groß an.
Ich habe gerade wieder ein ganz großes Down weil ich aus diesem Hund einfach nicht schlau werde.
Ich denke nicht, dass ich zu viel erwarte, aber die Situation mit ein Schritt vorwärts dann aber wieder mindestens zwei Schritte zurück zermürbt mich allmählich. Kaum hat sich eins gebessert und ich denke JETZT hats *klick* gemacht, fängt es doch wieder bei null an, teilweise sogar schlimmer wie ganz zu Anfang oder es kommt was neues dazu.
Seit über 6 Wochen besteht mein gesamter Tagesablauf, mein gesamtes Denken nur aus "Mex". Ich suche hier Rat, ich lese Bücher, wir trainieren jeden Tag und zusätzlich zwei mal in der Woche mit der Hundetrainerin, ich telefoniere andauernd mit ihr um mir in solchen Situationen wie mit dem ins Körbchen pieseln gleich Rat zu holen.
Ich mache mich beim Gassigehen und allen anderen Situationen zum Affen nur um mich für ihn super interessant zu machen.
Und wo sind nun die spürbaren Fortschritte? Ich seh sie nicht.
Manchmal frage ich mich ob Mex überhaupt zu uns passt. Ich weiß zwar nicht, was für eine Person besser zu ihm passen würde, habe aber manchmal das Gefühl wir sind eben nicht die richtigen.
Mit Luna habe ich nie so intensiv wie mit ihm trainiert es gab aber trotzdem stetig Fortschritte. Fast täglich konnte man das beobachten.
Bin ich Labbi-verwöhnt, weil diese Rasse eben recht einfach zu handeln ist?
Je länger er auch bei uns ist umso mehr merke ich, dass seine Beschreibung des Tierheims absolut nicht zutreffend war.
- Jadginstikt? "Nööö, hat er nicht."
Ha! Ihr solltet ihn mal sehen, wenn er Enten oder ähnliches entdeckt! Jetzt weiß ich wie es einigen hier geht, die einen jagdlich interessierten Hund haben.
- stark ausgeprägter "Will to please" hieß es, sehr leicht zu erziehen... ich merke davon nichts.
- absolut verfressen, schlingt sein Futter rein und kann überhaupt nicht genug kriegen, fährt total auf Leckerchen ab - tja, nur bei uns anscheinend nicht.
Das einzige was stimmt ist "sehr verschmust", das wars aber.
Mein Mut das alles schon zu schaffen mit unserem Training, hat mich die letzten Tage immer mehr verlassen.
Ich sehe gerade kein Licht am Ende des Tunnels.
