Solche Beiträge machen mich auch immer wütend und traurig. Was aber bei diesen Beiträgen nicht oder nur am Rande erwähnt wird ist, dass es den Menschen, die in diesen Ländern leben, selbst auch in sehr vielen Fällen schlecht geht.
Sie leben unter völlig anderen Bedingungen als Ihr/wir in Deutschland. Dinge, die für uns völlkommen normal sind, wie z.B. ein wassergespültes Klosett, haben diese Menschen in ihren privaten Häusern gar nicht. Unser Nachbar hat sich unser Kammersystem mit dem Rohrsystem völlig erstaunt erklären lassen, weil er so was nicht kannte, auf seinem Hof gibt es auf dem Gelände ein Häuschen mit nem Herzchen in der Tür. Oder der vorige Eigentümer unseres Hofes konnte es nicht fassen, dass bei uns in der Küche eine Waschmaschine, ein Trockner und eine Spülmaschine stehen.
Was ich damit sagen will ist, dass die Menschen in den osteuropäischen Ländern in ihrer Lebensweise und leider auch in ihrer Einstellung den Tieren gegenüber auf etwa dem Niveau von Deutschland in den 50er bis 60er Jahren sind. Die Tiere haben nicht nur einen völlig anderen Stellenwert sondern es fehlt auch an finanziellen Mitteln und auch am Wissen und Wollen, die Tiere anders zu halten. Viele Menschen haben die Kenntnisse einfach nicht und aufgrund der Überlebensprobleme natürlich auch nicht das Interesse.
Die Tierheime in diesen Ländern tun alles ihnen mögliche, den Tiere das Überleben zu ermöglichen. Die Bilder dieser Tierheime schockieren uns - aber wir sollten bedenken, dass die Menschen oft alles ihnen überhaupt mögliche tun, um den Tieren zu helfen. Natürlich sind wir geschockt, wenn wir magere Tiere ohne Wasser in der Hitze sehen - aber sehen wir auch, gegen welche anderen Dinge die Menschen dort kämpfen? Wenn die Tiere weder kastriert noch geimpft werden können, eventuell Tiere sterben, weil kein Geld für den Tierarzt da ist, viel mehr Tiere gefüttert werden müssen als Futter vorhanden ist. Offensichtlich ist die Not dort so gross, dass es den Menschen vor Ort nicht auffällt, dass die Tiere in der Hitze braten. Oder vielleicht haben sie kein Geld und keine Möglichkeit, das zu ändern. Ich habe aus einem ungarischen Tierheim aus der Nähe von Budapest zwei ganz wunderbare Hunde. Dieses Tierheim war im Internet als besonders gutes und für ungarische Verhältnisse sauberes und gut geführtes Tierheim angegeben. Ich kenne etliche deutsche Tierheime und hatte mich auf einiges eingestellt und ich war trotzdem schockiert, als ich da war. Winzige Zwinger, kaum bis kein Auslauf, mehrere Tiere in einem Zwinger, es stank zum Himmel, Parasiten überall - bis in meine Hosenbeine. Aber die Menschen und Mitarbeiter haben alles, wirklich alles versucht, die Tiere unterzubringen, überleben zu lassen und zu versorgen. Die Alternative wäre die Tötungstation oder verhungern, verdursten oder Tod auf der Straße gewesen. Dann lieber ein Tierheim, das meiner alten sauberen deutschen Mentalilät nicht entspricht.
Es muss in den südeuropäischen Ländern noch sehr, sehr viel passieren was den Tierschutz angeht. Deswegen sind solche Reportagen so wichtig, den Tierschutz muss auch finanziert werden. Das Umdenken der Menschen wird noch lange Zeit brauchen - in Deutschland hat es auch lange noch nicht jeder begriffen - und es wird noch sehr viel Arbeit zu tun sein. Für die Menschen und für die Tiere.
Sorry wenn es arg lang und vielleicht für einige zu deutlich geworden ist, bei dem Thema reisst es mich schon mal weg.
LG Birgit