Ist Menschenzeit da wirklich das nonplusultra?
Genau das ist glaube ich die einzige Frage. Weil jeder, der Angst hat, dem Hund nicht gerecht zu werden, geht davon aus, daß Menschen Zeit das Nonpuslultra für den Hund ist.
Denn einem Hund gerecht werden bedeutet a) finanziell und b) zeitlich, egal ob wegen Kuscheln oder Auslastung.
Womit wir wieder bei dem Punkt wären: es ist individuell unterschiedlich, der eine Hund klebt am Herrchen, der Andre is eher "ich bin da und lieg hier am Ofen ganz gemütlich, Fraule, geh Du mal ferngucken".....
Wobei ich erstere dann schon fast wieder in die Kategorie Einzelhund schieben würde.....
Vielleicht sollte man da auch mal die Hunde betrachten: kein Hund schaut auf die Uhr, wie viel Zeit er mit dem anderen Hund verbringt. Mal liegt man im Körbchen ein Stündchen zusammen, und den Rest des Tages verbringt jeder so, wie er gerade lustig ist- mal ab von Alltagskommunikation a la "laß mich mal durch" oder "laß mich grad in Ruh"...
Deswegen glaube ich nicht, dass ein Hund sich notwendigerweise schlecht fühlen wird in einer Gruppe, egal ob zwei oder 20 Hunde, nur weil er nicht zwei bis drei Stunden am Tag bespaßt wird vom Halter.
Deswegen glaube ich, daß dieser Anspruch, einem Hund zeitlich gerecht werden zu können, einfach nur ein ganz (völlig legitimer!) egoistischer des Halters ist, weil er sich so sein Zusammenleben mit dem Hund vorstellt oder erträumt.
Denn egal, ob ich den Hund nun artgerecht auslaste oder zu Hause sitzen habe, ich verbringe nichtsdestotrotz den Tag mit ihm, er kriegt mal ne Streicheleinheit, ich kommuniziere mit ihm- ich lebe ja mit ihm!
Aber wenn man sich natürlich den Hund holt in der Absicht, sich täglich drei Stunden mit dem zu beschäftigen, für nen bestimmten Sport o.ä., dann hat man einfach diesen Anspruch, logisch.
Der andere Gedanke, woher dieses "zeitlich gerecht werden" stammt: das resultiert glaube ich aus dem Bereich der Hundeanschaffung und der Tatsache, daß viele Leute halt genau einen Hund haben: der Hund muß beschäftigt werden. Klar. Aber wenn man eine ganze Gruppe hält, muß er das eben nicht mehr. Denn wenn ich 12 Hunde halte, habe ich elf weitere Hunde, mit denen er interagieren kann. Dann KANN ich mich mit jedem 5 Stunden beschäftigen, der das möchte- muß aber eigentlich gar nimmer. Weil der Hund ist nicht mal, wenn ich selbst das Haus verlasse, alleine oder gelangweilt oder unterbeschäftigt.
Das soll jetzt nicht heißen, daß Hunde in einer Gruppe keine Bespaßung mehr kriegen sollen- aber wenn man auf dem Gedanken mal herumkaut, WESSEN Bedürfnis dieses "mindestens 3 Stunden mit jedem Hund beschäftigen" ist, erklärt es vielleicht, warum manche Menschen mit größeren Gruppen gut zurechtkommen. Weil im Kopf da nicht mehr dieses "Du mußt Dich noch mit dem Hund beschäftigen" ist. Beschäftigung ist da dann eben bissel was üben aufm Gassigang, oder im Homeoffice in der Pause mal feste Hund durchknuddeln. Dafür brauchts keinen Terminplan. Und der Hund schaut auch nicht auf die Uhr, ob ich mich heute zwei oder drei Stunden mit ihm beschäftigt habe.
Hier liegen auch die Jagdterrier tagsüber einfach im Eck. Zwischendurch ne Runde Schabernack, Fraules Socken vom Sofa klauen, und mich damit foppen, damit ich sie scheuche, betteln in der Küche- sind halt einfach immer dabei. Wenn einer raus muß, nimmt er Kontakt auf und gibt Bescheid. Und schon ist wieder eine Runde Gemeinsamkeit unterwegs angesagt. Wir laufen ja nicht einfach nebeneinander her, sondern kommunizieren unterwegs, oder machen irgendwas.