Was genau stellst Du Dir denn da vor, was Du machen kannst/möchtest für Deinen Mann? Denkst Du an Aufgaben übernehmen, oder einfach ein "für ihn da sein"?
Ich frage, weil ich selbst 2017 das gleiche Thema hatte, ich hab mich in der Zeit zu nix mehr aufraffen können. Aber: ich saß einfach nur aufm Sofa - Lesen ging nicht, weil spätestens nachm 5. Versuch fiel mir auf, daß ich gar nicht mitkriege, was da überhaupt auf der Seite stand. Haushalt ging nicht, weil erschöpft. Das Einzige, was (zum Glück) noch ging: mit den Hunden raus..... dazu hab ich mich aber auch zwingen müssen - hier ist niemand, der das hätte übernehmen können in den ganzen Wochen. Ich hab es also zwangsläufig alleine geschafft. Aber: ich hätt in der Zeit auch niemanden direkt um mich herum ertragen. Ich habe das Alleinsein zu dem Zeitpunkt SOWAS von gebraucht, das kann man sich im Normalzustand selbst gar nicht vorstellen. Ich hab echt diese ersten 3 Wochen lang nur geschlafen, gegessen nur, wenns sein mußte, und die Wuffs zum Geschäftemachen rausgebracht. So ne 15-Minuten-Runde. Und dann wieder gepennt.
Mir hat damals gut getan, einfach gar nix zu machen, das schlechte Gewissen wegen des Haushalts einfach inner Schublade zu lassen, mich hinzulegen und einfach zu machen, was mein Körper mir gesagt hat: Schlafen und chillen. Den Fokus darauf zu legen, was dem Körper guttut in dem Moment. Ich glaube, ich wäre in der Zeit nichtmal in der Lage gewesen, eine anständige Unterhaltung zu führen, oder gar irgendwelche schwerer wiegenden Entscheidungen (wie Abgabe eines Hundes) zu treffen. In der Arbeit hatte ich schon in den Wochen zuvor gemerkt, daß irgendwie nix mehr voran ging, und die Fehler sich gehäuft hatten, weil die Konzentrationsfähigkeit weg war. Nichtmal im Garten hab ich noch irgendwas herumgekruschtelt, und das mach ich eigentlich immer, weil mir das was gibt, egal wie schlecht es mir gehen mag. Aber auch das ging da nimmer. War also quasi "mit Ankündigung".... Hätte, wenn mir das bewußt geworden wäre, vorher die Bremse reinhauen können.
Bei mir war es zum Glück so, daß ich nach drei Wochen, in denen ich echt NICHTS gemacht hatte (ich wußte gar nicht, daß ich das überhaupt kann, ich schwör!) gemerkt habe, daß ich wieder ein paar Sätze im Buch lesen konnte. Oder mal ne Tasse nach Gebrauch wieder zurück in die Küche gebracht und abgespült hab. Handgriffe, für die ich vorher einfach keine Energie mehr gehabt hatte. Und nach denen ich erstmal wieder 5 Stunden gepennt hab *gg
Von da an ging´s zum Gück wieder bergauf, und nach 4 oder 5 Wochen konnte ich wieder normal Gassi gehen. Wenn auch keine weiten Wanderungen, das hat noch etwas gedauert.
Aus dieser Erfahrung heraus mein Rat (natürlich unter dem Vorbehalt, daß jedem in der Situation was Andres guttun könnte!): erstmal gar nichts zu machen oder zu entscheiden. Gib Deinem Mann Zeit, und gib Dir Zeit, dich vom Schrecken der Diagnose zu erholen. Verlangt nichts von Euch. Schau für Dich, daß es Dir gut geht, weil wenn das nicht der Fall ist, kannst Du bei Bedarf für den Mann nicht da sein, geschweige denn für den Hund. Atme erstmal tief durch...... Das ist ne Sch... Situation, aber nichts, womit man nach dem ersten Schrecken über die Diagnose nicht umgehen könnte - man muß nur erst den Weg finden, laßt Euch dafür Zeit!
Schau, ob Du mit kürzeren Gassigängen die Situation entspannen kannst. Weniger Pöbelsituationen draußen, mehr Spaß im Haus mit nem ruhigen Suchspielchen oder einer Kuschelrunde. Das macht den Kopf eher frei, als wenn man zusätzlich zur Situation noch mit solchen Problemen umgehen muß. Der Hund stirbt nicht davon, wenn er mal paar Wochen kürzer treten muß. Vielleicht gibt es ja Hundefreunde, die den Hund mal auf eine längere Gassirunde mitnehmen würden? Dann hättest Du währenddessen etwas Zeit für Dich.
Und wenn Du bissel runtergekommen bist, kannst Dich vlt. darum kümmern, wie der Mann weiter verfahren könnte. Bzgl. Therapien, Unterstützung etc., Zeitplanung oder Reha. Weil das wird er derzeit wahrscheinlich eher nicht in Eigeninitiative leisten können. Ich möchte Dir ein bißchen Mut machen: überstürzt nichts, niemand zwingt Euch zu sofortigen Entscheidungen, macht Euch kein schlechtes Gewissen, wenn Ihr nicht 5 Stunden am Tag Gassi geht mit dem Hund - das braucht´s nicht, würde Euch nur unter zusätzlichen Streß stellen. Und vielleicht kannst Du aus kleineren Runden mit dem Hund in Umgebungen, wo es nicht allzu viele Pöbelbegegnungen gibt, auch für Dich einen kleine Auszeit machen, in der Du Dich um Dich und den Hund kümmerst, und alle andren Gedanken und Sorgen "einfach" daheim läßt, wenn Du kannst. Ich kann sowas ganz gut - an irgendeiner ruhigen Ecke stehen, Augen zu, tiiief durchatmen, und versuchen, ganz bewußt die Natur aufzunehmen und dabei zu entspannen, beim Ausatmen den Streß mit loszulassen. Das gibt dann wieder Energie für den Rest des Tages ;-) (gelingt nicht Jedem immer, aber nen Versuch ist es allemal wert!)
Ich wünsche Euch, daß es Deinem Mann schnell wieder besser geht. Und Dir, daß Du das schlechte Gewissen und den ersten Schrecken hinter Dir lassen knanst, dann ist bestimmt auch ganz schnell die für den Hund nötige Stabilität zumindest bei Dir wieder da. Und andererseits: solltest Du das nicht schaffen - eine Abgabe, weil das Leben halt was Andres geplant hat für den jetzigen Zeitpunkt, ist keine Schande. Das ist ganz allein Eure Entscheidung, nur Ihr könnt wissen, ob es Euch derzeit zu viel würde, oder Ihr Euch das zutraut. Aber eben wegen der Besonderheit der Situation nicht in einer spontanen Überlastung entscheiden, sondern erstmal versuchen, ob man damit umgehen kann, so wie es ist, also MIT Hund. Und wenns nicht geht, kann man immer noch umentscheiden, dann ist es eben so. Aber eine Abgabe kann natürlich auch für Dich dann eine zusätzliche psychische Belastung sein, wenn Du den Hund eigentlich behalten möchtest, und nur weggibst wegen der Situation. Daher für eine endgültige Entscheidung Zeit lassen.
Alles Gute! 