Die ersten Freilaufversuche würde ich auf jeden Fall wo machen, wo:
- kein Wild ist
- keine rennenden Kinder
- möglichst keine Fremdhunde
- möglichst generell keine Ablenkung.
Dann dabei anfangs auf einen möglichst geringen Radius achten, sodaß er nicht meilenweit weg ist, sollte sich ein Rückruf als notwendig erweisen. Je näher er bei Dir ist, desto einfacher abrufbar, eh klar.
Dann im Laufe der Zeit langsam den Radius steigern. Sobald Ablenkung im Spiel ist, den Radius wieder deutlich verringern (also einfach früher abrufen, ihn nicht so weit weglassen)! Und immer alle Faktoren im Kopf haben bei der Entscheidung "Freilauf oder nicht":
- Aufregungslevel des Hundes aktuell (muß man dreimal rufen, damit er zurückkommt, kommt die Leine dran, hatte er grad ne blöde Hundebegegnung, isser eh schon auf 179,9 - dann kein Freilauf!)
- Wetter: wenns feucht-warm ist, entwickeln sich Gerüche besonders gut, auch zB Wildspuren. Dann wird der Abruf um Längen schwieriger.
- Ablenkungsgrad
- generell wildreiche Gegend, da eher wenn überhaupt Freilauf, mit nur geringem Radius!
- Auslastungsgrad des Hundes: je weniger ausgelastet, desto eher switcht der Hund ins Jagen.
- Umgebung: ist es Haupgassiroute, muß man mit fremden Rüden rechnen, dann eher kein Freilauf oder nur mit wenig Distanz.
- nicht in der Dämmerung am Waldrand, wenn der Hund gern jagt... 
- hatte er am Vortag starke jagdliche Trigger (Spaziergang im Wald, Rehbegegnung, whatever) oder eine doofe Hundebegegnung, dann in dem Moment KEINEN Freilauf, erst ein paar Tage warten, bis der Streß verarbeitet ist vorm nächsten Freilauf - sonst isser gleich weg beim Ableinen, weil die Streßhormone im Körper über mehrere Tage noch aktiv sind!
Zwischendurch immer mal die Ansprechbarkeit testen. Einfach leise rufen - guckt er, gibts Leckerlie, weiterlaufen lassen. Guckt er nicht, isser schonmal abgelenkt. Nochmal rufen - reagiert er nicht, ist spätestens jetzt bei mir die Leine am Hund. Auch unterwegs das Tempo des Hundes beachten: gondelt er vor sich hin, oder ist er eher stöbernd-interessiert-zügig unterwegs. Je schneller der Hund wird, desto spannender scheint die geruchliche Ablenkung zu sein, desto eher kommt er mal an die Leine. Und je nach Tagesform entscheid ich dann: kommt er an der Leine schnell wieder runter und hat die Aufmerksamkeit bei mir, kriegt er noch ne Chance. Ist er mir zu aufgeregt (jagdlich "angefixt") unterwegs, bleibt er dann an der Leine.
Achja - bevor ich den Hund von der Leine lasse, mach ich 1-2 Gehorsamsübungen, die ich dann mit Leckerlies bestätige. Allein, damit der Hund im Hinterkopf hat, ich hab Leckerlies dabei, Kommandos zu befolgen könnte positive Folgen haben *gg
Und ab und an was Lustiges einfallen lassen schadet auch nicht: mal ne Runde zusammen rennen, oder an einer Stelle nach Leckerlies suchen lassen o.ä. - damit er merkt, bei Fraule gibts immer mal was Lustiges, es lohnt sich, dazubleiben.
Nochwas: IMMER wird der Rückruf nicht klappen. Das ist utopisch. Daher Freilauf dann, wenn die Wahrscheinlichkeit relativ hoch is, daß er zurückkommt. Und am Anfang, wenn Du noch unsicher bist, dann halt erstmal 5 Minuten frei. Damit er seine Chance nicht beim ersten Mal schon nutzt *gg Wenn Du ihn dann anleinst, mach nen Spaß daraus damit er nicht verknüpft, daß Rückruf doof ist, und ruf ihn, während er frei läuft, auch 1-2mal her und gib ihm ein Leckerlie und schick ihn weiter, damit er das Rückrufen nicht mit "jetzt wird angeleint und der Spaß ist zu Ende" verknüpft. Sonst machst Dir den bislang gut erarbeiteten Rückruf wieder hin.
Die ersten Versuche kurz halten, und nicht bei jedem Gassi versuchen. Nur, wenn Du gut genug drauf bist und ganz sicher, daß Du ihn 100% im Kopf hast und selbst nicht abgelenkt bist. Also nicht in Gedanken sein, sondern Hund beobachten und LESEN können, und das auch tun - und rechtzeitig eingreifen, wenn er zu aufgeregt wird, oder am Horizont ein Hund aufzutauchen scheint. Ich finde auch eine ne gute Verknüpfung vorteilhaft, die man angeleint trainiert: fremder Hund taucht irgendwo auf, Du sprichst Deinen an und gibst ihm ein Leckerli, sofort nachdem er den entdeckt hat. Wenn er verknüpft hat, daß es bei Hundesicht ein Leckerlie gibt, wird er im Freilauf eher zu Dir zurückkommen, wenn er nen Hund sieht, weil er muß ja zu Dir, wenn er das Leckerlie haben möchte. Zumindest aber Dich im Hinterkopf haben, sobald er den Hund sieht, und damit für einen Rückruf besser ansprechbar sein.
Hast Du evtl. nen Superpfiff oder ein Abbruchsignal, für Fälle, in denen er losstarten würde zu nem Fremdhund?
Ansonsten: es hält Dich auch niemand davon ab, dem Hund im Freilauf nen Mauli draufzusetzen, wenn Du ganz sicher gehen möchtest....
Netter Nebeneffekt: dann kann er auch keinen Mist aufnehmen unterwegs.
Viel Erfolg!