Also, der Tip von nicila wär das Erste, was mir hierzu spontan eingefallen ist. Ansonsten: erst mal auf Entfernung draußen kennenlernen, d.h., Ihr geht mit angeleintem Hund spazieren, die Tochter begegnet Euch "zufällig", Dein Freund geht hin und unterhält sich mit ihr, Du bleibst mit dem Hund stehen - keinen Kontakt erzwingen. Dabei immer genau beobachten, wie der Hund reagiert, wenn´s zu viel wird, Abstand vergrößern beim nächsten Versuch! Nächste Stufe: Dein Freund hält den Hund, Du gehst zum Kind und unterhälst Dich. Der Hund soll einfach sehen, es passiert nichts.
Das Ganze natürlich öfter so machen, damit sich der Hund an die Kleine gewöhnt. Dabei keine hektischen Bewegungen, Schreien o.ä. (auch keine lästigen Aufgaben wie "Sitz" o.ä., damit der Hund nicht verknüpft, wenn das Kind kommt, muß ich immer sitzen), freundliche Atmosphäre rüberbringen.
Dann, nach ein paar Mal, "verliert" sie unterwegs irgendwas, das der Hund toll findet - Leckerlie, Spiezeug etc. (riecht nach ihr und ist toll) Den Hund soll sie dabei immer völlig ignorieren, damit er sich nicht bedroht fühlt von ihr, ihr geht erst, wenn sie ein paar Meter weit weg ist, mit dem angeleinten Hund an die Stelle, bzw. er sieht, daß sie´s irgendwohin wirft, und darf dann dort hinlaufen an der Leine. Damit ist das Kind in keinem Zeitpunkt in Gefahr, anders wäre zu gefährlich im Moment, bis Ihr einzuschätzen gelernt habt, was ihn wirklich stört, bzw. wie heftig er wo und wannn regiert auf das Kind! Immer wenn der Hund positiv reagiert, einen Schritt weiter gehen: Das Leckerli/Spiezeug kann sie ja einfach mal ein Stück weiter weg werfen, und Ihr seht, ob der Hund sich auf ein Spiel einläßt.
Vielleicht auch als erstes einfach wie bei einem neuen Baby probieren: ´nen alten, aber ungewaschenen Pulli vom Kind mit heimnehmen und dem Hund zum Schmusen geben, darauf Leckerli oder Lieblingsspielzeug legen o.ä., sodaß der Geruch vom Kind mit positiven Erfahrungen verknüpft wird, noch bevor Kontakt stattfindet. Oder einfach den Pulli hinlegen neben den Hund und ihn daneben durchknuddeln, wenn er das mag, da müßt Ihr selbst wissen, was für ihn toll ist.
Erst wenn der Hund in Entfernung auf das Kind in keinerlei Streß mehr gerät, den jeweiligen Abstand etwas verringern, aber keinesfalls ohne Leine lassen, bis Ihr irgendwann ganz sicher seid, daß nichts passieren wird! Dann auch mal einfach wie beim Gassigehen an dem Kind vorbeilaufen mit angeleintem Hund. Wohlgemerkt, das Kind spricht nie den Hund an oder schaut ihm in die Augen (wird evtl. als Aggression verstanden), WENN einer positiven Kontakt aufnimmt, ist das der Hund - laßt IHN kommen (damit er keine Angst zu haben braucht, daß das Kind seine Grenzen überschreitet). Irgendwann, wenn er sich draußen mit ihr zumindest abgefunden hat und evtl. sogar freundlich reagiert und zu ihr will, um sich sein Leckerli abzuholen, in der Wohnung austesten - dort aber wieder als Erstes mit gesichertem (angebundenen) Hund. Und Grundregeln für´s Kind: nicht ans Körbchen gehen, nicht beim Fressen stören (Napf nicht rumstehen lassen), eine Ecke, die der hund mag, für´s Kind tabu erkären, das künftige Kinderzimmer für den Hund zum Tabu machen. Und für Euch: Kind NIE alleine lassen mit dem Hund.
Ich denke, mit dieser Vorgehensweise ist das Kind in keinem Moment einer Gefahr ausgesetzt, und der Hund bekommt genug Zeit und Ruhe, sich mit ihr anzufreunden (das geht nicht in ein-zwei Tagen, damit müßt Ihr rechnen - wird harte Arbeit, aber lohnt sich!). Man weiß eben nie, was ein Hund mit Kindern schon erlebt hat, und er muß nun lernen, daß ihm zumindest von DIESEM EINEN Kind keine Gefahr droht, sodaß er sich nicht zu verteidigen braucht. Achtung: das heißt aber nicht notwendigerweise, daß er dann ALLE Kinder plötzlich liebt...
Parallel dazu evtl. auch mal MIT ABSTAND und AN DER LEINE und OHNE direkten KINDERKONTAKT in der Nähe von Kindergärten/-spielplätzen und Schulen vorbeigehen, um den Hund an die Geräuschkulisse und die hektischen Bewegungen von Kindern zu gewöhnen. Dabei Kinder, die zu nahe kommen, bitten Abstand zu halten, nicht nur aus Sicherhseitsgründen, sondern auch, damit der Hund merkt, IHR haltet "lästige Kinder" von ihm fern, er braucht sich nicht selbst zu verteidigen.
Vielleicht hilft es Euch beim Training, wenn Ihr bei den Vorbesitzern herausfindet, was genau dem Hund passiert ist, daß er so reagiert. Dann könnt Ihr noch gezielter dagegen arbeiten. Vorbesitzer lassen sich über den Tierarzt evtl. herausfinden, ich hab das zumindest geschafft beim meinem Großen! Im Impfpaß, den man ja normalerweise mitbekommt, steht der ja drin.
So, und jetzt viel Spaß beim Training, gebt dem Hund alle Zeit, die er braucht, und erklärt vor allem dem Kind, daß der Hund evtl. Angst hat, und fragt, ob es daran mitarbeiten will (sie DARF helfen, nicht muß!, das brächte nur Druck rein), dies zu ändern. Lobt die Kleine auch viel, wenn sie´s richtig macht, damit sie ihre Angst vergißt, und erklärt ihr vor allem, daß sie beim Training in Sicherheit ist, weil der Hund immer angeleint ist. Bis dahin den Hund eben über diese Wochenenden, wo die Kleine da ist, anderweitig unterbringen, und nur für die Übungszeiten jeweils abholen.
LG,
BieBoss
PS: vielleicht erledigt sich das Ganze ja von alleine, und der Hund reagiert draußen ganz anders, dann war´s nur Revier-Beschützen, weil er das Kind nicht kannte? Das würdet Ihr aber erkennen, denn dann würde er auch andere unbekannte Besucher angehen.