Hi, spo78,
nachdem Du das Problem bereits erkannt hast, kannst Du ja jetzt daran arbeiten ;-)
Hört sich schön einfach an, gell.... Aber wenn Du konsequent wirst und bleibst, hat der Hund das schnell raus. Und keine Angst, die wissen ganz genau, mit wem sie was machen können! Wenn also Dein Mann was durchgehen läßt, heißt das noch lange nicht, daß er es bei Dir auch macht, wenn Du konsequent dranbleibst! Ist wie bei Kindern, die haben´s auch meist gut drauf, die Eltern gegeneinander auszupielen...
Also: Hausleine ist ne super Idee. Du muß auch nicht bei kritischen Sachen beginnen mit der Konsequenz, sondern erst mal bei kleineren "Problemchen", bei denen Du sicher bist, daß Du seiner Herr werden kannst, wo er nicht gleich komplett "austickt". Also: erst mal sitzen lassen, bevor´s Futter gibt. Macht er´s net, Futter wegstellen und gehen. Sowas halt. Wenn er vom Sofa runter soll o.ä., nur an der Leine, um immer safe zu sein! Bei kleinen Dingen wird er nicht darum kämpfen und eher akzeptieren, daß Du auf Deinem Willen bestehst. Wenn das klappt, nach und nach etwas schwierigere Dinge in Angriff nehmen: Du sagst was, und er muß es machen, bis Du ihn freigibst. Z.B. warten, bevor er zu einem anderen Hund darf. Erst dann die Leine abmachen, wenn er ruhig sitzt. Auch hier mußt Du nichts machen, das einen "Angriff" provozieren würde, sondern nur warten, daß er das macht, was er soll. Wenn net, geht´s halt ohne Hundekontakt weiter. Immer wieder ne Kleinigkeit dazunehmen, ihm nicht von heute auf morgen komplett alle Freiheiten nemen, sondern so allmählich, damit er nicht völlig verwirrt ist über den neuen Kurs. Vielleicht sogar mit Dingen beginnen, die Du ihm neu beibringst? Neues Kommando für SITZ oder so, verstehst? Aber diesmal konsequent, der Hund sitzt, bis Du ihn freigibst (dafür ein eigenes Kommando einführen - bei mir ist das "OK" - bisserl blöd, wird im Alltag zu oft verwendet ohne jegliche Bedeutung...).
Futter kannst Du künftig immer in der Tasche haben, wenn Hund was gut macht, sofort bestätigen - über den ganzen Tag verteilt. KEIN Futter mehr gibt´s umsonst, nur noch gute Leistung/gutes Benehmen wird honoriert. ruhig auch mal, wenn er einfach ruhig im Eck liegt, was geben. Wenn Du Naßfutter fütterst, dann hast halt immer ne kleine Dose in der Hosentasche, kannst ja nachfüllen, solang Du daheim bist, unterwegs nimmst halt ne kleine Tasche mit. Der Hund soll so lernen, daß er nicht der Chef ist, sondern von Euch abhängig, und daß sich gutes Benehmen lohnt. Und dafür braucht´s nichtmal Leckerli.
Ansonsten: die Haustürklingel würd ich erst mal "desensibilisieren", sprich von ihrer Bedeutung befreien. Du gehst zur Türe, klingelst; wenn der Hund angerast kommt, ist die Tür längst zu und Du tust völlig unschuldig. Hund muß lernen: Klingeln ist bedeutungslos, Klingeln heißt nicht immer, daß dann wer kommt. Kurz danach geht Dein Mann zur Tür, klingelt, kommt wieder, Hund vollkommen ignorieren dabei und rüberbringen, daß ein Klingeln genauso überflüssig ist wie die Anwesenheit des Hundes gerade. Dann einfach in die Küche/Wohnzimmer gehen, und sobald der Hund paar Sekunden ruhig ist (auch wenns anfangs dauert!), zum Spielzeug greifen und ihn freudig loben ("feiiiiiin!") und mit ihm spielen, also das Aufhören des Kläffens bestätigen.
Oder: den noch ruhigen Hund im Körbchen fixieren (Hausleine an Haken der Wand/Heizung o.ä. festmachen), Spielzeug/Knochen geben, einer setzt sich daneben aufs Sofa und liest ein Buch o.ä.. Dann nach 5 Minuten, wenn der Hund ruhig liegt und knabbert, geht der andere und klingelt. Der erste bleibt sitzen und ignoriert den Hund - bestenfalls ein "ist gut!", Ihr nehmt es zur Kenntnis, aber es bedeutet nichts. Wird der Hund ruhig: sofort Futter o.ä. zur Belohnung. Auch hier wieder das Ruhigwerden bestätigen. Bei mir ist es so, der Hund darf kurz melden, aber dann ist wieder Ruhe. Ist nunmal ein "Wachmonster"... (und in Eurer Situation einfacher zu bestätigen als das Ruhigbleiben, denn das macht er ja gar nicht erst. Ruhig werden tut er irgendwann IMMER - d.h. Du kannst IMMER belohnen, wenn er paar Sekunden lang ruhig geworden ist).
Wichtig: Belohnungshäppchen erst rausholen, wenn Ruhe ist - nicht schon bereithalten, während noch gekläfft wird, dann verknüpft Hund am Ende die Belohnung noch mit dem Kläffen - ODER es resultiert in Bestechen, dann tut der Hund nur dann noch das Gewünschte, wenn Du ihm dafür Belohnung versprichst - und das ist ja nicht der Sinn des Ganzen!).
Ihm ein Alternativverhalten beim Klingeln beibringen (Körbchen gehen), solange er sich noch so aufführt, würd ich in dem Falle nicht tun, da Ihr ihn in der Situation dann anfassen müßtet, und ein Schnappen riskieren würdet.
Künftig beachten: während des Trainingszeitraums NIE die Türe öffnen, solange der Hund noch nicht wieder runtergekommen ist - variable Bestätigung (d.h. eine, die sporadisch erfolgt) bestärkt das unerwünschte Verhalten noch (wenn er es gelernt hat, ruhig zu werden, könnt Ihr ihn dann mal lobend ins Körbchen komplimentieren und dort einen Knochen anbieten, dann erst die Türe öffnen)! Da müßt Ihr halt dann alle Besucher warnen, daß sie mal ne Viertelstunde vor der Haustüre stehen könnten. Evtl. auch einfach den Postboten bitten, wenn er ans Haus kommt, regelmäßig zu bimmeln, auch wenn´s nix für Euch gibt - nur zur Gewöhnung (dann verbindet der Hund nicht: wenn Fraule selbst klingelt bleib ich ruhig, wenn sie net klingelt, wird´s wieder spannend). Wichtig ist auch, daß Ihr selbst nicht bei jedem "echten" Klingeln wie irre zur Türe rennt - das vermittelt dem Hund eine Wichtigkeit der Klingel, die Ihr zu dem Zeitpunkt nicht gebrauchen könnt. Genial wäre eine Sprechanlage mit mobilem Hörer, sodaß Ihr auf dem Sofa sitzend mit dem Klingelnden sprechen könnt: wer es ist, warum er rein will. Bis dann hat der Hund die Klingel längst vergessen (oder sich beruhigt), und DANN könnt Ihr aufstehen und mal die Haustüre öffnen. Die Klingel war dann unwichtig, es fehlt die direkte Verknüpfung "Klingel --> Fraule rennt und läßt wen rein".
Bei all den Maßnahmen nicht unüberlegt handeln, wenn Ihr eine Situation/Reaktion üben möchtet, dann VORHER überlegen, wie reagiere ich am besten, wenn der Hund kläfft/schnappt etc. Immer nur das trainieren, wo Ihr Euch sicher fühlt.
Diese Sicherheit spürt der Hund und wir gleich weniger dagegensetzen - genauso wie er bisher Eure Unsicherheit spürt und dann noch einen draufsetzt....
Wenn Ihr Euch das anfangs nicht zutraut - nicht schlimm, lieber vorher einen Trainer konsultieren, als ein Risiko einzugehen, Ihr könnt das besser beurteilen, weil Ihr Euren Hund kennt, und weil Ihr am besten wißt, wie leicht / schwer Ihr euch vom Gezeter des kleinen Monsters beeindrucken laßt in der jeweiligen Situation.
Es ist nicht einfach, einem Hund "Privilegien", die er jahrelang genossen hat, wieder auszutreiben - aber wenn Ihr das wirklich wollt, wird es klappen - allerdings genausowenig in 4 Wochen, wie er sich´s in 4 Wochen angewöhnt hat, Ihr braucht schon einen langen Atem.
Und schreibt Euch ab und an auf, wo ihr schon Erfolge verbuchen könnt - da ermutigt, wenn der Alltag/die Gewohnheit wieder mal durchkommt, und man glaubt, man arbeitet und sieht nichts davon...
So, ich wünsche Euch alles Gute, und vor allem die nötige Konsequenz- haltet durch, Ihr schafft das!
LG,
BieBoss
PS: sorry, viiiel zu lang - aber bevor einer was falsch versteht und was passiert, schreib ich lieber ausführlich....