Warum sollten fremde Hunde deinen Hund erziehen? I
Manchmal ist es einfach besser (und einfacher!), bewußt einen sauber kommunizierenden Hund mal (!) vermitteln zu lassen, was nicht geht - Hunde haben ein besseres Timing, ein Gespür für die richtige Intensität, und können damit oft mit einer einzelnen Reaktion deutlicher zeigen, was gemeint ist, als viele Menschen mit einem doch meist eher grottigen Timing und oft auch fehlendem Feingefühl.
Insofern: ja, generell sollte man dafür sorgen, daß der eigene Hund nicht lernt, sich wehren zu müssen, weil Fraule net eingreift, ganz klar!
Aaaaber: ich lasse hier zB, vor allem seit Casanova da ist (früher gabs keinen Bedarf, einzugreifen), gern mal was laufen, weil meine Hunde einfach toll sind in der Kommunikation, auf die kann ich mich verlassen, was das betrifft. Wenn der Jungspund die Biene übermäßig nervt, und ich ihn hundertmal abrufe oder weghole - die stellt sich EINMAL hin und fährt ihn an mit nem lauten Kläffen, bleibt steif stehen und fixiert ihn - und zack, isser wieder runtergefahren und benimmt sich. Vorhin hat er es danach ein zweites Mal versucht, da gabs nochmal nen Anschiß, der sich gewaschen hatte, sodaß er neben mir Schutz suchte. Mit reichlich überraschtem Blick zu Biene...... (die ist sonst immer super ruhig und gelassen und liegt irgendwo gechillt rum, das hatte er wohl nicht erwartet.... *hehe....) Die hat das perfekt gemacht! Dann konnte sie sich in Ruhe trollen, und Casanova hat sich was Andres gesucht zum Quatschmachen.
Ich hab da immer ein Auge drauf, weil die Senioren ja doch schon bissel viiiel älter sind als er, und wenn er Bossi anrempelt, dem die Hinterfüße mal wegrutschen aufm Laminat. Da gehe ich dann vorher dazwischen, sowas muß nicht ein. Nichtsdestotrotz: auch wenn DER sagt, ihm langt´s, dann gilt das. Und das akzeptiert auch der Zwerg. Bossi bellt dem einmal kurz ins Gesicht, und wenn Nova nicht sofort runterfährt, setzt er kurz nach, spätestens dann ist Ruhe.
Die Beiden sind älter, ja. Aber: erfahren, sauber in der Kommunikation, und durchaus noch in der Lage, mal Grenzen zu setzen, auch bei diesem Übermutsbündel (Und das nehme ich ihnen auch nicht, nur weil sie jetzt Senioren sind - das wäre für mich falsch verstandene Rücksichtnahme und Entmündigung.). Ich greif nur ein, wenns für die Beiden gesundheitlich gefährlich würde, und das sind bislang eigentlich nur Sitationen, wo der Kerle Bossi gegenüber eben zu wild rempelt und ihn damit "umzuwerfen"/ausm dem Gleichgewicht zu bringen droht - draufhüpfen tut der nicht, der is einfach nur übermütig und sucht wen zum Toben. Bibs hat noch keine Probleme mit nem festen Stand, die ist topfit unterwegs und gibt auch gut kontra, wenn gerempelt wird.
Und in der Situation eben hab ich dann Casanova auch gelobt, als er bei mir Schutz gesucht hat und dageblieben ist. Das bestätigt ja auch die Biene, wenn sie merkt, sie bringt den Kerle dazu, Abstand zu halten und runterzufahren, und ich lobe dann.
Aber: das würde ich nie (und schon gar nicht unabgesprochen!) mit Fremdhunden machen, noch dazu welchen, die in der Sitation ja sichtlich überfordert sind (fiddeln statt Einhalt zu gebieten), was man glaub ich in dem Alter des Fremdhundes in dem Fall auch noch gar nicht erwarten/verlangen könnte. Da ist definitiv ein Eingreifen vom Halter erforderlich.
Bei den eigenen Hunden (das zu dem von mir fett markierten Teil Deiner Antwort), die kennt man, kann sie einschätzen und das selbst entscheiden, wie weit man Dinge laufen läßt. Das ist m.E.n. absolute Voraussetzung für "laufenlassen". Oder wenn man den Fremdhund in der Reaktion auch schon kennt. "Fremdhund" meint in dem Fall halt einen, der nicht zur Familie gehört, aber nicht dem Halter völlig unbekannt wäre, halt so wie im Ausgangsthread. Komplett fremde Hunde laß ich eh net an meine ran.
Bei Fremdhund wie im Ausgangsthread würde ich schon eingreifen, wenn sich was hochpusht, einer kein Ende findet, und der Andre nur noch am Herumfiddeln ist. Gerade bei Retrievern, die ja immer auf möglichst nett und verträglich gezüchtet werden, und damit inzwischen oft kaum noch in der Lage sind, mal deutlich ne Grenze zu setzen, wie in diesem Fall. Meine sind da exakt das Gegenteil
: "Aufhören! JETZT!" - und dann is auch Schluß, weil die sind deutlich *gg Ideal für merkbefreite hartnäckige Jungspunde wie Casanova *gggg
Bei uns in der Staffel, wenn wir da mal gemeinsam Gassi sind, da kenn ich ja jeden einzelnen Hund aus der regelmäßigen Arbeit mit denen, das sind für meine ja auch "Fremdhunde", aber da lasse ich i.d.R. laufen, weil ich deren Reaktionen/Verhalten generell ja kenne, dn meine Hunde auch kenne, da brauche ich nicht einzugreifen. Einmal war Faro frech gegenüber einem der Labi-Rüden (der saß im Kofferraum des eigenen Fahrzeugs, und Faro hat halt bissel provoziert, fixiert und so- ich stand mit dem Halter daneben und hab mich unterhalten, wir stalken also nicht arme wehrlose Fremdhunde in ihren Autos! *gg), und hat sich dann ganz schnell aufm Rücken wiedergefunden. War für mich ok, der andre Rüde hat ganz sauber kommuniziert, daß er bitte fernbleiben möchte, auch vorher schon gegrummelt etc., aber Faro hatte nicht aufgehört. Pech gehabt. Im Anschluß, nachdem er wieder aufstehen durfte, saß er da und hat sich benommen, und die Beiden waren wieder ok miteinander. Daran sieht man ja auch, daß die Reaktion angemessen war: sie hatte den gewünschten Erfolg, Faro hat sich dann benommen, war aber nicht komplett eingeschüchtert. Die Reaktion war also wohlbemessen. :-) Das hätt ich mit allen "Eeeey, laß das!" nicht so nachdrücklich hinbekommen....
Gibt also schon Möglichkeiten, wo man sowas einsetzen kann... Aber sollte halt nicht zur Regel werden, genau wegen dieses Vertrauens.