Hi,
bin keine Trainerin, hatte aber spontan ein paar Ideen, wie ich mit meinen bei sowas arbeiten würde. Vielleicht kannst Dir hier ein paar Ideen für einen eigenen Trainingsansatz mitnehmen.
- Nur noch aus der Hand füttern - Ziel: der Hund soll länger und besser für Leckerligabe unterwegs ansprechbar sein (Hunger, weil´s daheim nix gibt), aber auch immer sofort für richtiges Verhalten belohnt werden können. Und wenn Du dann daheim noch füttern würdest, hat er bald ein paar Kilo mehr drauf *gg Außerdem dürfte der Hund dann noch mehr Aufmerksamkeit für Dich übrig haben und evtl. irgendwann anfangen, nach Dingen zu suchen, die er richtig machen kann, damit er was zu futtern bekommt. Also das Futter NUR noch bei gut erledigten Aufgaben geben, und wenn´s anfangs mal nur ne Strecke Fußgehen ist, damit er nicht hungern muß ;-)
- breite Wege wählen, wo Du den Sicherheits- bzw. Wohlfühlabstand des Hundes austesten bzw. einhalten kannst. Im größtmöglichen Abstand vorbeigehen, dabei signalisieren, "alles ist ok" (Leute fröhlich begrüßen mit hohem Tonfall, ihm sagen "ist gut, weiter, feiiiner!" oder sowas). Wird der Hund nervös, kommt ein ganz ruhiges, sicheres, aber auf keinen Fall angespanntes (!) "NEIN - Fuß!" oder "NEIN - WEITER!", der Abstand wird auf keinen Fall verringert.
- Timimg: damit er nicht pöbelt, schon ganz ruhig und bestimmt, aber freundlich (keine Anspannung in der Stimme!) das Alternativverhalten verlangen, BEVOR er zu stänkern anfängt (weil er, wenn er erstmal hochgedreht hat, schwieriger auf Dein Kommando hören wird, als wenn er noch ruhig ist). Ich bevorzuge hier aber ein "FUß"-Kommando gegenüber dem Sitz. Hintergrund: das Sitzen ermöglicht es dem Hund unter Umständen, den Anderen in Ruhe zu fixieren und so noch mehr hochzudrehen! Außerdem nimmt er viel bewußter wahr, daß der andere auf ihn zukommt, und nachdem er sich dadurch bedroht zu fühlen scheint, vielleicht nicht die beste Variante in dem Fall - meine Einschätzung, das mußt Du natürlich entscheiden, Du kennst den Hund besser! Außerdem: wenn der Hund weitergehen muß (ich sag dann, wenn meiner aus dem Fuß ausbrechen will, einfach nur "weiter!", damit ich das Kommando nicht nochmal geben muß), ist er damit beschäftigt, Dir zu folgen, und hat folglich weniger Zeit zum Pöbeln, und ein Teil der Aufmerksamkeit ist gezwungenermaßen schonmal bei Dir. (ok - Weitergehen ist mit meinen pöbelnden Zwergen sicherlich einfacher als mit über 60 Kilo, die sich in die Leine stemmen, zugegeben... *gg Weiß net, wie weit das so umsetzbar ist für Dich?)
- Evtl. mit Bekannten trainieren. Die kommen zu Besuch, der Hund muß beim Klingeln ins Körbchen oder so, dort anbinden (bitte nicht am wackligen Regal....*hust...), oder eben ins Nebenzimmer, wie Dus ja schon machst. Besuch kommt, ignoriert Hund komplett (wichtig, nicht mal ein Blick), Du sagst nur "ist gut - paßt schon!", irgendsowas halt zum Hund, damit der sieht, er braucht Dich net zu verteidigen. Erst, wenn der Besuch sitzt (dann ist er auch kleiner und optisch weniger bedrohlich für den Hund) und sich schon unterhält mit Dir, und der Hund ne Weile ruhig war, darf er laufen. Auch hier noch sollte der Besuch den Hund NICHT ansehen. Der Hund wird evtl. irgendwann von selbst kommen. Dann darf neben dem Besucher ein Leckerli runterfallen, auch noch ohne Anschauen des Hundes. Einfach den Besuch als was Nettes erleben lassen. Du selbst kannst ja, sobald der Hund aufhört mit Bellen oder so, schon mal ein Leckerli/Knochen zu ihm ins Körbchen legen oder ein ruhiges "sooo ist fein!" aussprechen, damit das Aufhören explizit bestätigt wird. Fremde dürfen grundsätzlich NICHT ans Körbchen! Das soll ein sicherer Platz für den Hund sein und bleiben.
- das Fuß als Alternativverhalten immer wieder trainieren, erst ohne Ablenkung, dann mit etwas mehr... etc., generell: klar ist ein Fuß nicht generell lebensnotwendig, aber wenn Du genau das als Alternativverhalten einführen möchtest, dann muß es natürlich erstmal OHNE Ablenkung und Streß einwandfrei funktionieren, ganz zuverlässig. Sonst geht unter Streß dann gar nix mehr. Vielleicht war das auch der Sinn des Unterordnungs-Trainingsansatzes? Evtl. Fuß auf beiden Seiten gehend trainieren (unterschiedliche Kommandos), damit Du den Hund auf die jeweils vom entgegenkommenden Abgewandte seite nehmen kannst, um ihm das Gefühl zu geben, daß Du ihn abschirmst vor dem Gegegnüber.
- Wenn das mit dem Alternativverhalten nicht geht (enger Weg oder so): umkehren, BEVOR der Wohlfühlabstand vom Hund durch das Gegenüber unterschritten wird. Für sowas muß man halt die Gegend kennen und evtl. Umwege/Ausweichmöglichkeiten im Hinterkopf haben - anstrengend anfangs, gibt aber Dir andererseits vielleicht auch ein sichereres Gefühl, und das merkt auch der Hund, bleibt vielleicht auf Dauer ruhiger, wenn er merkt, Du bringst ihn nicht in bedrohlich wirkende Situationen.
- Sobald der Hund keine Leckerli mehr annimmt, hast Du seinen Wohlfühlabstand unterschritten. Klar wirst Du im Training immer wieder mal austesten müssen, ob Du schon 1-2 Schritte näher ran kannst, aber dann merkst Du schon - Leckerli wird vielleicht weniger gierig genommen oder so, und dann sofort Abstand gleichhalten, nicht weiter verringern, also reagieren, BEVOR Leckerlies wieder ausgespuckt oder ignoriert werden.
- Zum Futterproblem: was der Hund hat, das hat er - da geht keiner mehr ran. Versuch (aber bitte nur, wenn Du sicher bist, daß nix passieren kann, also auch erstmal nur Du selbst!): den Raum während des Fressens betreten (oder wahlweise nach Freigabe des Napfes gar nicht erst verlassen), was Tolles in etwas Entfernung hinlegen (Knochen), wieder gehen, während der Hund frißt. Ziel: er soll lernen, daß niemand ihm was streitig macht, im Gegenteil, Ihr wollt ihm was geben. Erübrigt sich natürlich in dem Moment, wo ihr nur noch aus der Hand füttert. Wichtig: wenn der Hund bereits frißt, keinen Fremden in diesen Raum lassen bzw. sich diesem nähern lassen.
Achtung: Bitte vorsicht mit Hundekontakten unterwegs bei Umstellung auf Handfütterung, wenn er so futterneidisch reagiert, nicht daß Du Dir da was Böses einhandelst, wenn der Hund weiß, Du hast Futter dabei unterwegs, und ein fremder Hund nähert sich, und er will das Futter dann auch noch verteidigen... Hier mußt Du selbst (bzw. dann ein Trainer) abschätzen, inwiefern das so durchführbar ist!
Generell: die Einschätzung über Durchführung mußt Du selbst vornehmen, denn ein großer Hund, der auch noch aus Angst reagiert, ist natürlich viel schwieriger zu kontrollieren als meine Zwerge - die haben zusammen 15 Kilo (davon pöbeln auch "nur" 9), das halt ich auch grad noch mit einer Hand ;-)
Generell zum Aus-dem Haus-Stürmen: wenn der Hund sich so verhält angesichts fremder Menschen, wird er bestimmt zwangsläufig viel nur mit Leine gehen. D.h., Du mußt versuchen, ihn anderweitig auszulasten, das ermöglicht es ihm, den aufgestauten Streß abzubauen, oder sich erstmal auszupowern, BEVOR Du ihn in stressige Situationen auf dem Spaziergang bringst (mit dem Auto rausfahren, dann dort einsame oder breite Wege suchen, auf dem Feld spazierengehen oder so, wo er vielleicht sogar laufen darf). Hast Du nen Garten doer eingezäunten Hundeplatz, wo Du ihn laufenlassen kannst? Oder hast Du Lust, ihm Fährten zu legen, das geht mit Leine, und lastet super aus. Sachen wie Bällchenwerfen sind für so große Hunde wegen evtl. Gelenkprobleme wahrscheinlich eher weniger geeignet. Radfahren dürfte ausscheiden, denn der zieht Dich ja derzeit noch hemmungslos vom Rad, wenn er in die Leine steigt angesichts anderer Leute.... ;-(
Ich finds supertoll, was Du Dir schon für Mühe gegeben hast mit dem Räuber und hoffe, daß Ihr das zusammen in den Griff kriegt - wir drücken Euch ganz doll die Daumen!
LG,
BieBoss
... die (gemeinsam mit ihren Bandscheiben) immer wieder froh ist über ihre 2 "Handvoll Hund"... *gg