Warum zäumt ihr das Pferd nicht von der andren Seite auf?
Einfach mal eruieren, was es braucht, um einen Hund halten und führen zu können. Auf jeder Tierheimseite sind in der Regel Fragebogen zum Runterladen, aus denen man sehr deutlich ersehen kann, auf welche Punkte die Tierheime Wert legen. Wenn das Tierheim fragt, wie lange der Hund am Tag alleine sein muß, dann deutet das doch sehr stark darauf hin, daß er dies nicht soll.
Daraus könnte man ja nun als Bewerber schließen, daß man sich, bevor man sich beim Tierheim bewirbt, um genau diesen Punkt kümmert und sicherstellt, daß der Hund nicht allein sein müßte.
Wenn ich zur Bank gehe und einen Kredit möchte und die Bank fragt mich, wie ich den zurückzuzahlen gedenke, und ob ich einen Job habe, und ich sage nur "hä? - natürlich zahle ich den zurück, ist doch kein Problem", und erkläre der Bank nicht, dass ich vielleicht einen Job habe und gut verdiene, bin ich sicher, auch dort eine Ablehnung zu bekommen.
Sprich, wenn ich einen Kredit möchte, schaffe ich vorher die Rahmenbedingungen, um mein Anliegen der Bank entsprechend zu "verkaufen", damit ich diesen auch erhalte.
In dem Moment wo ich das tue, verkaufe ich nicht nur der Bank meinen Wunsch, sondern stelle auch de facto sicher, daß ich den Kredit werde bedienen können. Und nichts anderes ist das Ziel der Bank.
Sprich, ich zeige, daß ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, weiß was ich möchte, und was ich zu leisten in der Lage bin. Dann kann ich selbstbewußt Antworten und werde den Kredit erhalten.
Setz das um auf den Wunsch nach einem Hund:
Lies Dir die Anforderungen der Tierheime und die Fragebögen, die online sind, durch. Was ist dem Tierheim wichtig? Wonach wird gefragt? Und genau das sind die Punkte, auf die sie Wert legen. Und wenn du diese beantworten kannst, und vorher eine Lösung überlegst, wird niemand mehr absagen.
Meistens steht sowas unter einem Punkt der sich "Vermittlungskriterien" nennt, auf den Websites der Organisationen und Tierheime.
Und wenn man ansonsten ein wenig hier im Forum mitliest, dann bekommt man ja ziemlich schnell mit, was mit Tierschutzhunden alles sein kann, daß sie zu Hause komplett anders sein können als sie sich im Tierheim gezeigt haben, und was generell mit einem neuen Hund für Probleme entstehen können, gerade am Anfang. Und dann könnte man sich fragen: was würde ich tun, wenn das bei mir der Fall wäre? Wenn man die Frage beantworten kann, freut sich jedes Tierheim, weil das bedeutet, man hat sich Gedanken gemacht und ist sich dessen bewußt, was man vorhat.
Und es stimmt tatsächlich: wenn man zum Tierheim geht und sagt einfach nur "ich will einen netten Hund", zeigt das schon, daß man sich damit nicht beschäftigt hat.
Wenn man aber hingeht und ganz konkret sagt, ich habe morgens und abends Zeit für eine Gassi Runde, mittags einen Sitter aus der Nachbarschaft, ist alles schon abgeklärt, die Freizeit und die Wochenenden gehören natürlich dem Hund, weil der mitkommt, wenn ich angeln gehe, im Wald spazieren gehe, auf dem Campingplatz sitze oder ähnliches. Sprich, man zeigt, daß man sich Gedanken drüber gemacht hat, wie man die Freizeit so gestalten kann, daß sie hundefreundlich ist. Das sind ganz andere Voraussetzungen für eine Vermittlung.
Ihr habt ja in diesem Thema allein schon genügend Anregungen bekommen worüber man nachdenken könnte.
Dogsitting, Hundesharing etc.
Allein die Aussage "ich habe mich mal im telefonbuch umgeschaut, wir haben etliche Hundesitter im Kaff, davon auch welche in der Nähe", zeigt ja schon, daß man nicht gewillt ist, den Hund zu lange alleine zu lassen. Wieder nen Pluspunkt gesammelt.
Den von Euch geplanten potentiellen Besuch einer Hundeschule zu erwähnen, schadet nie, zeigt es doch, man ist bereit, seine Freizeit mit dem Hund zu verbringen.
Und wenn man letztlich zum Tierheim geht und sagt: "ich bin auf der Suche nach einem Hund der Größe XY, habe wenig Erfahrung, deswegen bitte keinen mit Problemen. Es ist geplant, daß er maximal vier Stunden alleine bleibt, für nachmittags habe ich einen Hundesitter. Im Urlaub werde ich mit dem Hund wandern gehen -deswegen sollte er nach Möglichkeit wenig Jagdtrieb haben- und in direkter Nachbarschaft hier gibt es eine Hundeschule, die mir sehr gefällt, wo ich gerne 2mal die Woche hingehen würde, weil ich mich für (als Beispiel!) Agility interessiere. Oder hätten sie einen anderen Vorschlag, den sie empfehlen können, eine bessere Hundeschule?"
Das ist sowas von konkret, da merkt jeder, man hat sich mit dem Thema beschäftigt, man weiß was man will und was man nicht braucht (Jagdtrieb in dem Beispiel), und es zeigt, man ist bemüht dem Hund das Beste zu bieten.
Versteht mich nicht falsch: es geht nicht darum dem tierheim das blaue vom Himmel runter zu erzählen um einen Hund zu bekommen! (Das ist eine Lösung, mit der man nicht glücklich wird, wenn man dann bestimmt nicht bekommt was man will!!).
Sondern es geht darum, dass ich erstmal zu erkundigen, womit man zu rechnen hat, sich darüber klar zu werden was man braucht und will, und damit einfach schon die richtigen Bedingungen für einen Hund zu schaffen.
Denn ihr bekommt den Hund nicht deswegen vermittelt weil die Leute Euch nicht mögen. Sondern weil Ihr nicht glaubhaft rüberbringt, daß Ihr alles tut, um dem Hund das Beste zu bieten.
Also sollte man vielleicht nicht darüber jammern, daß der böse Tierschutz keinen Hund in unmögliche Bedingungen vermittelt. Sondern die Chance nutzen, alle zur Verfügung gestellten Informationen auf den Tierschutzwebsites, hier im Forum, bei hundeerfahrenen Haltern etc. dafür zu nutzen, möglichst ideale Bedingungen für einen Tierschutzhund zu schaffen. Der braucht keinen goldenen Löffel, aber es kann nicht zu viel verlangt sein, sich über die ersten Wochen, wenn der Hund noch nicht alleine bleiben kann, bereits Gedanken gemacht zu haben, wie die Betreuung bewerkstelligt werden kann. Oder was man tut, wenn der Hund dauerhaft nicht in der Lage ist, allein zu sein. Ob das ein Sitter ist, ein Gassigänger, oder die Option Bürohund heißt, ist komplett individuell. Wichtig ist einfach nur, daß er dann nicht allein gelassen wird und den ganzen Tag Panik schiebt deswegen. WIE man das löst, ist dem Tierheim Wurst, wichtig ist, man HAT eine hundefreundliche Lösung.
Und dann wird Euch kein Tierschutz einen Hund verwehren.
Euer Thema sollte also nicht heißen "das böse Tierheim vermittelt mir keinen Hund", sondern "wie schaffe ich bei meinen Voraussetzungen und meinen Lebensumständen ideale Bedingungen, um einen Hund halten zu können"!
Wenn Ihr das tut, werdet Ihr 100.000 Antworten und Ideen bekommen, könnt Ihr das für Euch Machbare heraussuchen und das als Vorschlag ins Tierheim mitbringen.
Und wenn es nur grundlegende Dinge sind, wie: "ich habe wirklich nicht viel Kondition, habe aber vor zwei Monaten angefangen, jeden Tag spazieren zu gehen. Anfangs habe ich eine halbe Stunde geschafft, inzwischen bin ich auf zwei Stunden. Anfangs habe ich für die kleine Parkrunde 60 Minuten gebraucht, inzwischen bin ich in 45 Minuten durch. Mir macht das sehr viel Spaß, ich freue mich, wieder fit zu werden, und würde das gerne zusammen mit einem Hund fortsetzen." Ganz konkrete Vorschläge und Maßnahmen, und, wichtig, keine großartigen Pläne oder Versprechungen, sondern Maßnahmen, die bereits eine Weile in der Umsetzung sind. Weil das darauf schließen läßt, daß man die auch längere Zeit durchhält. Für den Hund.
Ich bin mir ganz sicher, wenn man das ganze so angeht, ist jeder in der Lage, irgendwann einen Hund zu halten. Weil er dann weiß, was ein Hund braucht, und seine Lebensumstände in die richtige Richtung optimiert hat für einen Hund.
Oder man kommt selbst anhand der Fülle an Informationen zu dem Schluß, daß das derzeit viel zu aufwendig ist, und man das vielleicht auf "in fünf Jahren" verschiebt oder so.
Weil, ich habe es glaube ich neulich schon mal geschrieben: wenn die Bedingungen für den Hund nicht passen, wird er nicht glücklich, und mit einem unglücklichen Hund hat man nur Probleme. Sprich, solange die Bedingungen für einen Hund nicht passen, wird auch der Halter nicht glücklich....
Und wenn man nicht sicher ist, was ein Tierheim für Voraussetzungen für eine Vermittlung hat, könnte man auch einfach anrufen und um einen Termin bitten, und um Hilfe, einen richtigen Hund auszusuchen oder richtige Bedingungen zu schaffen. Die sag mir einen sicherlich gerne, was für sie die Mindestbedingungen für eine Vermittlung sind, und können auch Vorschläge machen. Und auch damit zeigt man denen wieder, daß einem daran liegt daß der Hund glücklich wird- schließlich erkundigt man sich ja schon vorab nach seinen Bedürfnissen.
Ich habe Casanova erst zu mir geholt, aus einem Tierheim in der Umgebung, das dafür bekannt ist, recht kritisch zu sein in der Vermittlung.
Aber ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, sondern geschildert, was ich dem Hund bieten könnte. Und es waren etliche Bewerber da, aber ICH habe ihn bekommen. Er wurde mir schon im Rahmen der Vorkontrolle mitgebracht und überlassen, und dann vier Wochen später der Vertrag gemacht. Sie waren also von Anfang an überzeugt, daß er bei mir an der richtigen Stelle wäre.
Einfach, weil ich mir über den Hund, seine Beschreibung, meine Bedingungen und eventuell auftauchende Probleme ausreichend Gedanken gemacht habe, und Lösungsvorschläge parat hatte. So falsch kann man Konzept also nicht sein....
Also, nicht traurig sein, erstmal schlau machen was der Hund braucht, dann versuchen, die eigenen Bedingungen zu optimieren. Dann kann das auch mit dem Hund was werden. Vom Jammern alleine nicht. (auch wenn ich Eure Enttäuschung ziemlich gut verstehen kann, und das Bedürfnis, sich danach erstmal auszuk....🤣)
Also- auf geht's, an die Arbeit!