Ich muß jetzt auch mal schnell Lanze für diese Hundehalterin brechen!
Ich selbst bin nämlich neulich in genau dieser Situation gewesen.
23 Uhr, 100 m vor der Haustür, letzte Gassirunde. Kein Mensch unterwegs, die Straße leer, Nova links, Faro geht auf der Straßenseite, seitlich von ihm also ungefähr sieben acht Meter Platz.
Kommt lautlos ein Jogger von hinten. Wenn jemand locker flockig läuft, und gut gefederte Schuhe hat, hörst du da schlichtweg gar nichts, und wenn der Hundehalter, so wie ich, dann auch noch nicht gut hört und ziemlich entspannt da entlang bummelt, rechnet man einfach mit gar nichts. Und es gibt ja auch genügend Leute, die unterwegs Kopfhörer im Ohr haben. Zumal die Straße wirklich komplett leer war sonst.
Dazu kommt, daß in dieser Straße die Gehsteige keine sind, sondern nur optisch durch den Rinnstein abgetrennt sind, es ist alles ebenerdig.
Und dieser Jogger meinte, um nicht von den (nicht vorhandenen!) Autos überfahren zu werden, 10 cm rechts von mir an Faro vorbeilaufen zu müssen, bloß keinen Schritt auf der Straße laufen müssen.
Kam, was kommen mußte: Faro ist erschrocken, und der kann ja mit Menschen eh nicht gut umgehen, und geht nach vorn wenn seine Individualistanz plötzlich unterschritten wird.
Ich hatte ihn an kurze Leine, und normalerweise ignoriert er Fremde komplett, aber das war schlichtweg zu nah. Trotzdem habe ich noch rechtzeitig reagiert und ihn weggezogen bevor die Zähne an der Hand des Joggers waren. *schwitz..... Aber war echt knapp. Normalerweise hat er in der Stadt keine Probleme, aber das war dann so plötzlich und von hinten, er ist erschrocken, ich bin erschrocken- und es wäre sowas von vermeidbar gewesen, wenn der Jogger nur 50 cm der sieben bis acht Meter Straßenbreite genutzt oder sich einfach angekündigt hätte.
Ich war in dem Moment derartig erschrocken, und ja, auch wütend! Ich habe den Typen angepflaumt, ob er bissel spinnt, direkt am Hund vorbei zu laufen! Komplette Straßenbreite frei, und ohne jegliche Warnung von hinten so dicht anlaufen- und ich habe dann das Geschiß, wenn ich mit dem Hund Probleme kriege, weil er beißt! Ich war wirklich stocksauer in dem Moment, einfach, weil man selbst auch erschrickt, und weil ich alles tue, um mit meinen Hunden für Andere keine Gefahr darzustellen, und diese Person da einfach so weit in unseren Individualbereich eingedrungen ist, daß meinem Hund nichts anderes übrig blieb aus seiner (!) Sicht. Man ärgert sich als Hundehalter, weil sowas einfach nicht sein muß- ich hätte nichts gesagt auf einem engen Weg, wenn die Straße belebt gewesen wäre, oder einfach kein Platz zum Ausweichen gewesen wäre. Aber selbst da kann man noch etwas sagen, wenn man von hinten im Anmarsch ist.
Sicht des Hundehalters in dem Fall: "Ich weiß einfach nicht, warum so Mancher da suizidal von hinten anschleicht."
Denn die folgenden Punkte kann ich Dir mitgeben, die habe ich von meiner Großmutter damals als Kleinkind schon gelernt, und ich dachte früher immer, das gibt jede Mutter ihrem Kind mit:
- faß nie einen Hund an, ohne vorher den Halter zu fragen
- halt ausreichend Abstand zum Hund
- man erschreckt einen Hund nicht
- man nähert sich generell Tieren immer von vorne, damit sie nicht erschrecken
- wenn man unterwegs Hunde trifft, rennt man nicht, sondern geht langsam vorbei, sonst könnten sie schnappen
Insofern denke ich, ja, mit Tempo verlangsamen bist Du goldrichtig.
Das interessiert weggesehen hilft auch: wenn man Angst hat, tendiert man dazu, die Hunde paralysiert anzustarren, was als aggressiv aufgefaßt werden kann, nur noch getoppt durch frontale Annäherung, also wenn kerzengerade direkt auf den Hund zugegangen wird.
Wenn man Angst hat, bewegt man sich unter Umständen komisch, und fällt dem Hund damit erst recht auf.
Hunde können körpersprache sehr gut lesen, deswegen merken sie daß Du Angst hast, und sie können das auch riechen, weil bei Angst bestimmte Stoffe im Körper ausgeschüttet werden, die die Hunde wahrnehmen können.
Und je nach Natur des Hundes reagieren sie dann unterschiedlich. Mein Bossi wäre einer, der sofort hinrennt a la "ich tue dir doch nichts, was hast du denn, ich helfe Dir"🤣
Die Senioren haben gelernt, nichts zu tun und entspannt zu bleiben.
Und der Jüngste würde das momentan noch als wundervolle Gelegenheit sehen, hinzurennen, um abzuchecken, was der Passant hat.... Freundlich hochzuspringen und um Aufmerksamkeit zu bitten
- was ich natürlich verhindere, wenn - ja, wenn die Person sich rechtzeitig ankündigt oder Abstand hält... 🤣
Danke, daß Du das Thema hier ansprichst. Denn mir war es nicht bewußt, daß es Leute gibt, die das echt nicht wissen mit dem Abstand halten oder langsam werden, weil es für mich schlichtweg selbstverständlich ist, und ich mit den Regeln so aufgewachsen bin.
Den Schulkindern hinten bei uns an der Schule sage ich das oft, wenn sie gerade, voll bepackt mit ihren riesigen Taschen, versuchen zu rennen, um den ersten Bus zu erwischen. Wenn ich mit drei Hunden unterwegs bin, und mir rennen die frontal entgegen, bleibt nicht viel Ausweg auf der schmalen Strecke. Meine anderen Hunde haben damit kein Problem, die springen notfalls auch auf die Seite im letzten Moment (aber die Senioren hören halt fast nichts mehr und erschrecken zu Tode wenn jemand von hinten kommt), aber bei Casanova muß ich halt noch wegen des Anspringens aufpassen und bei Faro, weil er halt auch zubeißen würde, wenn ich gar nichts tun würde (mache ich natürlich nicht, er ist immer auf der abgewandten Seite, im Zweifel hinter mir, und die kurze Leine auch noch mal kürzer gefaßt an der Stelle!).
Aber es kann neben deinen Schulkindern ja auch mal jemand anderes entgegenkommen, der den Hund dann nicht so umsichtig führt.... Ich habe halt den Vorteil, ich weiß, wie dieser Hund tickt, laufe deswegen normalerweise umsichtig und schaue, wo etwas passieren würde. Nehme den Hund an solchen Stellen komplett hinter mich und auf die Seite, spreche mit ihm um zu dir eskalieren und empfehlen notfalls entgegenkommenden Schülern, bei Hunden immer langsam zu werden. So wichtig kann der warten der Bus oder das daheim warten Mittagessen gar nicht sein, daß man sich dafür beißen lassen muß, sag ich immer 
Aber sowas kann ich natürlich nicht machen, wenn ich die Menschen von hinten nicht kommen sehe oder akustisch wahrnehmen kann.
Mit einer kleinen Warnung von hinten hat ein Hundeführer eines problematischen Hundes die Chance, den auf die Seite zu nehmen (man ist ja nicht mit Absicht so unterwegs, daß man möglichst viele Leute schädigt
), und man verhindert eine spontane Reaktion des Hundes, erschreckt ihn nicht.
Vergiß nicht: der Hundeführer hört vielleicht schlecht und hört Dich nicht, der Hund kann altersbedingt taub sein und erschrecken, einem Radler daher vielleicht sogar ins Rad springen. Und es gibt eher reaktive Hunde, die die Annäherung innerhalb des individualbereichs abstrafen, indem sie den Menschen dann anspringen und zu "korrigieren" versuchen. A la "hey, spinnst Du? Halt gefälligst Abstand ein und zeig Respekt!"
Auch wenn man als Halter bemüht ist, daß sowas nicht vorkommt- wenn ein Jogger einfach etwas Abstand hält und vorwarnt, freut sich der Hundeführer, und sowas passiert erst gar nicht, sodaß dieser eingreifen müßte. Ist dann für beide Seiten entspannter: für den Hundeführer, weil er die Hunde auf die Seite nehmen kann, weil sie nicht erschreckt werden, und Dich, weil Du siehst, der Hundehalter nimmt seine Hunde so auf die Seite, daß sie nicht zu dir können. ;-)
Ich selbst bedanke mich dann auch immer noch bei den Menschen, die mir die Möglichkeit geben, die Hunde einzusammeln, und kriege dann auch oft ein freundliches Feedback. 
In diesem Sinne: viel Erfolg beim Ausprobieren 