Ich persönlich finde das positive Belohnung und Gehorsam gar nicht zusammen gehören.
Vieles was im Allgemeinen als Gehorsam bezeichnet wird, ist nichts anderes als ein Zusammenspiel zweier "Rudelbeteiligten", und zwar zwischen dem HH und dem Hund, das über die Zeit der "Erziehung" zu Stande kommt und entsprechende Verhaltensmuster im Hund prägt ohne das es über Trainingseinheiten und ständigen "externen" Belohunungen herbeigeführt werden muss.
Wenn man sich mal vor Augen hält, dass zum Gehorsam ein Befehl oder ein Verbot gehört, dann fällt auf, das zuerst der Befehl kommt, dann die Umsetzung des Befehls , was hier als Gehorsam unterstellt wird und zuletzt die Belohnung. Somit kann schon gar kein absoluter Gehorsam mehr erwartet werden. "Echten" Gehorsam gibt es IMHO sowieso nicht. Es gibt nur den "Gehorsam". Der widerum kann gar nicht absolut sein sondern nur als "höchstzuerwartender Gehorsam" bezeichnet werden, je nach Charakter und Erziehung des Hundes. Hier spielt aber der HH die größere Rolle.
In der Reihenfolge nun, Befehl - Umsetzung -Belohung, gibt es einen Zeitpunkt der Selbstbelohnung, die zeitlich vor der Belohung des HH liegt. Entgeht der Hund dem Befehl nämlich, in dem er z.B. wegrennt, belohnt er sich selbst. Er macht dadurch eine völlig andere Verknüpfung als erwünscht. D.h. im Umkehrschluss, der HH muss für die Belohnung mit Leckerli o.ä. diesen Zeitpunkt, der etwas früher liegt als der HH belohnen kann, abpassen, um eine Belohnung herbeizuführen. Nahezu unmöglich. Der Hund hat, wenn er die freie Möglichkeit zur Umsetzung eines Befehls hat, immer die Möglichkeit diesen Befehl zu missachten.
Viele die mit Leckerli irgendwelche Befehle konditionieren, sagen ja selbst das sie über die Zeit die Gabe von Leckerlis abbauen. Das zeigt aber, das der Hund die Verknüpfung von Befehl - Gehorsam = Leckerli abbaut. Warum sollte er dann im Anschluss noch "gehorchen?
Ich persönlich bin der Meinung, das manche Dinge einfach über positive Verstärkung alleine nicht machbar sind. Wieviel davon im alltäglichen Zusammenleben mit dem Hund nun tatsächlich über eine Art von Zwang oder Strafreiz gemacht werden muss, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Gezielt eingesetzte "Strafmaßnahmen" können aber die Zuverlässigkeit eines Befehls unterstützen.... Bücher über die Motivation von Arbeitshunden sind m.E. oft nur dahergeschriebenes Gewäsch, genauso wie die Aussagen von manchen Trainern die Starkzwang bevorzugen und sagen "das Muss so".
Hier lass ich den Rest mal offen und überlasse jedem selbst was nun unter Starkzwang, Strafreiz usw. zu verstehen ist, da es sowieso von jedem so interpretiert wird, wie er es haben möchte.