Bei uns war das ein längerer Entscheidungsprozess. Bis vor drei Jahren haben wir beide Übervollzeit gearbeitet - da war klar: Ein Hund geht nicht!
Dann hat mein Mann sich für Altersteilzeit entschieden und ich habe ein Geschäft eröffnet, in das ich sehr gerne einen Hund mitgenommen hätte. Also begannen wir, uns umzusehen. Wir lasen Anzeigen, besuchten Tierheime usw. usw.
Klar für uns war: Kein Welpe - denn wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus im dritten Stock, kein eigener Garten - es wäre schwierig geworden.... Es sollte eine Hündin sein, mittelgross, nicht zu langhaarig, etwa 3-4 Jahre alt. Mir wäre eine Pudeldame recht gewesen....
Nun, ich habe unseren Hundewunsch auch herum erzählt. Und dann ist es passiert: Eine Kundin von mir rief an und reichte das Telefon an Ihre Friseurin weiter. Und was die erzählte sorgte bei mir für gesträubte Nackenhaare.
Ihre Nachbarn hielten einen Hund, vermutlich Labbi/Schäfi-Mix. Der Hund war nur draussen, durfte nicht in die Wohnung und sass bei Regen weinend vor der Haustür. Spaziergänge gabs nicht, der Hund bellte Land und Leute zusammen und die Nachbarn beschwerten sich. Dabei sei das Tier eigentlich sehr lieb, wenn man sich denn mit ihm beschäftigte (sie liess ihren Hund mit dem Nachbarshund spielen).
Nun, ich sagte Ihr, dass wir uns den Hund ja mal anschauen könnten, aber eigentlich nicht vor Juni 2007 ein Tier aufnehmen wollten (Wr hatten eine Städtereise zur Silberhochzeit gebucht).
Tja, eine Woche vor meinem Geburtstag im April kam dann ein Anruf, dass der Hund nun ganz schnell weg müsse, die kleine Tochter hätte eine Allergie und die Schwangerschaft der Halterin verliefe problematisch. Wir sollten doch möglichst schnell kommen und uns den Hund wenigstens ansehen und sagen, ob wir sie nehmen wollen. Für die Urlaubszeit könnte sie ja dann wieder zurück kommen.....
Also fuhren wir an meinem Geburtstag in den Odenwald. Ich stieg aus dem Auto aus, sah Leika und sagte zu meinem Mann:"Die ist viel zu gross!"
Nun, wir waren schon einmal da, also wollten wir das schwarze Ungetüm wenigstens näher kennenlernen. Und was macht dieses Viech? Begrüsst uns wie die besten Freunde und pflanzt sich zwischen meine Füsse! Wir gingen dann mit ihr eine Stunde spazieren (schien sie kaum zu kennen) - und sie benahm sich, als wären wir schon immer ihre Familie gewesen. Sie wartete auf mich, wenn ich telefonierend stehen blieb - lief vor zu meinem Mann, kam zurück usw. usw.
Wir haben uns dann darauf eingelassen, sie zur Probe übers Wochenende mit nach Hause zu nehmen, denn unser Wohnumfeld war schon völlig anders als das dort im Odenwald (Etagenwohnung, kein Garten, Fluglärm usw.)
Und was soll ich sagen: Sie kam zu uns in die Wohnung, unternahm einen Inspektionslauf durch alle Zimmer, schnupperte kurz meine Teddybären durch (von denen sie heute noch den ersten herumzutragen hat - es war wohl von Anfang an klar, dass die nicht ihr Spielzeug sind) - und dann war sie zuhause.
Wir wussten nichts über ihren Verdauungsthytmus und gingen halt abends spät nochmal mit ihr raus - dann schlafen. Leika auf ihrer Decke, wir im Bett. So gegen halb vier hörten wir "tipp, tipp, tipp" übers Parkett und zuerst wurde mein Mann angestubst, dann trabte sie ums Bett und stubste mich. Wir dachten: Ok, sie kennt das nicht, nachts in der Wohnung, und muss jetzt pieseln.... und gingen mit ihr raus. Sie ging brav mit, unten angekommen setzte sie sich hin, als wollte sie fragen "Und, was soll ich jetzt hier unten?" und wollte wieder rein. So ging das drei Nächte lang. Dann meinte ich: Die will bestimmt nur schauen, ob wir noch da sind und ob es wahr ist, dass sie hier bei uns in der Wohnung sein darf. Also schickten wir sie das nächste Mal einfach zurück auf ihren Platz - denn genau das war es wohl. Inzwischen schläft sie teilweise mit uns IM Bett....
Mit den früheren Besitzern haben wir uns noch einmal getroffen, um die restlichen Sachen von Leika abzuholen - sie haben sich noch einmal gemeldet, das wars dann....
Ja - und jetzt haben wir einen grossen schwarzen Hund.....
Hätten wir sie nicht behalten, wäre Leika ins Tierheim gekommen. Und da sie sehr unsicher ist (noch immer in verschiedenen Situationen), und dann bellend nach vorne geht und aggressiv wirkt, würde sie da wohl immer noch sitzen.
Wir als Hundeanfänger waren ganz schön gefordert, manchmal überfordert. Aber mit Hilfe von verschiedenen Trainerinnen und den Dogforis haben wir viel gelernt. Leika kann zwar nicht mit mir ins Geschäft, bleibt aber problemlos alleine zuhause. Wir gehen mindestens drei mal am Tag mit ihr raus und haben viel Spass mit ihr. Die Treffen mit den Rhein-Main-Foris sind immer das Highlight der Woche.
Ja - und unser Hobby, das Turniertanzen, haben wir für Leika aufgegeben, denn es bleibt nicht genug Zeit zum Training, wenn man so eine Lady hat. Mir fiel das schwerer als meinem Mann, aber es hat sich gelohnt....
Wir wollen unser schwarzes Monster jedenfalls nicht mehr hergeben und hoffen noch auf viele Jahre mit dem Ungetümchen.
Liebe Grüsse
Gudrun
Ach ja - sie war vier Jahre alt, als sie zu uns kam, jetzt ist sie 6. Und kein Labrador/Schäfi-Mix sondern ein Mix aus Groenendahl und Border Collie.....