Ja, manche Dinge wünscht man sich durchaus zurück (z. B. die Benzinpreise.....), aber vieles von "früher" muss man nicht wirklich wieder haben.
Ich kenne das auch noch "Samstags wird gebadet". Bei uns gab es ne Zeitlang da eine - aus heutiger Sicht - unmögliche Regelung: Oma hatte ein Badezimmer und nutzte samstags die Wanne. Wenn sie fertig war, wurde das Badewasser für uns Kinder freigegeben. Heute würde man sagen "bäh", damals war das Sparsamkeit, denn natürlich wusch man sich unter der Woche auch (auch an strategisch wichtigen Stellen!)
Irgendwann baute mein Vater dann im Keller eine Duschecke ein, das war purer Luxus, wenn wir mit Bademantel, Schlappen und Handtuch "über die Strasse" in den Keller gingen.
Goldköpfchen-Bücher hatte ich auch, ebenso natürlich Pucki und Nesthäkchen. Und eine Reihe aus Skandinavien gab es "Gulla". Die Berte Bratt-Bücher mochte ich auch gerne.
Mit Oma habe ich im Garten "Hühnerspaghetti" gesammelt (Regenwürmer) - in einer alten Keksdose. Die Würmer wurden dann als Leckerbissen den Hühnern vorgeworfen - noch zappelnd natürlich. Kartoffelkäfer wurden in einer alten Bakelit-Milchkanne gesammelt. Was mit denen passierte, weiss ich nicht wirklich. Ich vermute mal, sie landeten im Feuer....
Vor Ostern fand ich im Garten immer mal ein Schokoladenei im Gras oder in den Primelchen. Und einmal bekam ich zu Ostern meinen "Hännes", ein weisses Kaninchen. Der wurde ganz schön gross und verliess irgendwann den Haushalt, um "zu den Osterhasen zu gehen". Dass diese vermutlich im Kochtopf der Oma lebten realisierte ich erst viel später.....
Übrigens "tänzelte Klein-Gudrun NICHT durch den Wald". Zu Kinderzeiten hatte ich mit Tanzen noch gar nichts am Hut - auch in die Tanzsstunde ging ich in der 10. Klasse eher widerwillig, da mir schon klar war, dass ich oft die Rolle des Mauerblümchens spielen würde, mollig wie ich auch damals war. Geld für schicke Klamotten gab es auch nicht, das Abschlussballkleid (kurz und hellblau mit züchtigem Ausschnitt) war selbst genäht. Der Spass am Tanzen kam erst zwei Jahre später, als ich meinen damaligen Tanzpartner kennenlernte, mit dem ich immerhin ca. 4 Jahre zusammen war. Danach hats mich aber nicht mehr losgelassen.....
Zum Thema Wald: Mein Vater hatte dazu eine starke Affinität. Er wäre gerne Förster geworden, aber der Weg wurde ihm von seinen Eltern verbaut, die ihn auf ein altsprachliches Gymnasium schickten, dass er aus purem Trotz nicht schaffte. Er wurde dann Heizungsinstallateur - weil er nicht Förster werden durfte.
Aber sonntags ging es IMMER in den Wald, zum spazieren gehen. Ich habe das immer gehasst, das war langweilig, weil wirklich nur langsam durch den Wald geschlendert wurde. Manchmal wurden Blumen gepflückt, aber mehr Action war nicht. Samstags ging Papa alleine in den Wald - danach gönnte er sich dann zwei kleine Bier in einer Dorfkneipe. Sonntags ging er vormittags ebenfalls zum Frühschoppen - auch der begrenzt auf zwei kleine Bier (damals noch 0,25 l). Dann wurde die Bild am Sonntag gekauft und manchmal gabs ein Comic für uns (wenn die Zeitungsfrau ein älteres zum reduzierten Preis oder gar umsonst hatte). Da gabs mal Fix und Foxi, mal Felix, mal Micky Maus, Bessy oder ähnliches.
Aus heutiger Sicht sind es wirklich die Kleinigkeiten, die den Reiz der "alten Zeit" ausmachten. Denn bequem war sie nicht..... da haben wir es heute schon besser..... und sollten vielleicht lernen, uns wieder über die Kleinigkeiten zu freuen, die den Tag aufhellen.
Schöne Ostern wünsche ich euch allen!
Gruss
Gudrun