Ich finde es ja sehr spannend, dass hier so viele gleich vehement mit "NEIN!" antworten.
Für mich ist die Frage nach einem Klon (als Abstraktum) eher von der philosophischen Seite interessant.
Warum verwehrt sich der Mensch so stark gegen eine identische Version seiner selbst oder überhaupt gegen die Vorstellung eines genetischen Ebenbildes eines Lebewesens?
In diesem Gedanken (der Verneinung) steckt zunächst einmal unsere Kultur und unsere ethische Prägung: Wir leben in dem Verständnis, Unikate zu sein, einzigartige Kreaturen, INDIVIDUEN.
Allein schon dieser Begriff ist missverständlich in unserem Sprachgebrauch verankert: in INDIVIDUUM steckt das lateinische Wort "dividere", was "teilen" bedeutet - ein IN-dividuum ist also etwas UNteilbares.
Der INDIVIDUALISMUS der Aufklärung meint aber damit ein Wesen mit autonomem BEWUSSTSEIN.
Also These 1: "Ein Klon bzw. das geklonte Lebewesen ist kein Individuum."
Diese These wäre nur unter einer Voraussetzungen aufrecht zu erhalten:
Wenn man davon ausginge, dass das Bewusstsein, aufgrund dessen wir Individualität anerkennen, ausschließlich in der Genetik verankert wäre.
Da aber unsere "Persönlichkeit" weit mehr ausmacht, als unser biologischer Bausatz, wie z.B. Erfahrungen, Umwelteinflüsse etc. kann auch ein Klon eine durchaus individuelle Entwicklung im Vergleich zu seinem "Original" durchmachen, was unsere These 1 widerlegt.
Weiter zu These 2: "Der Natur wird ins Handwerk gepfuscht."
Da stelle ich doch glatt erstmal eine Gegenfrage: Was ist überhaupt "Natur"?
Diese Frage zu beantworten würde mich an dieser Stelle Monate kosten, daher soll sie mit einem kleinen Verweis übersprungen werden dürfen: Aufgrund der wissenschaftlichen Entwicklung unserer Kultur ist es müßig, darüber zu diskutieren, wo Natur endet und wo der "Pfusch" beginnt.
Wir nutzen vielfältige Errungenschaften der Technik, die im krassen Gegensatz zur "natürlichen Bestimmung" stehen oder dieser sogar ausbeuten. Angefangen von Atomstrom bis hin zu genetisch veränderter Milchproduktion. Irgendwo eine Grenze ziehen zu wollen "bis hierhin darf der Mensch eingreifen/nach gutdünken umgestalten, aber nicht weiter" wäre nahezu vermessen.
Wer bestimmt denn, was wichtig ist und was ungeheuerlich?
Was "der Mensch" darf und was nicht - und wer ist "der Mensch" überhaupt?
Durch den industriellen Fortschritt und die Entwicklung der Welt (in politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher Hinsicht) ist es absolut unmöglich, auf den Weg der "reinen und wahren Natur" zurückzukehren. Wann würde ein solcher Weg auch beginnen?
An dieser Stelle entspinnt sich bereits eine weitere Frage, nämlich die nach dem Standpunkt, von welchem aus eine solche Betrachtung geführt wird: Gehe ich davon aus, dass alles, was der Mensch (als aus der Natur entsprungene Evolutionsfolge) macht, auch im Kern natürlich ist, oder suche ich nach dem Grenzstein, der Technik und Wissenschaft von "Natur" trennt? Letzteren werde ich wohl kaum finden können, da die weitläufigste Definition von "Technik" schon eine Veränderung und Nutzbarmachung des menschlichen Lebensraumes im Allgemeinen beinhaltet und diese wohl noch weit vor Verwendung des Feuers vor 800.000 Jahren anzusiedeln wäre...
Gehen wir also davon aus, dass auch These 2 (sofern als solche gültig...) hiermit entkräftet wurde.
Also These 3: "Ein Klon wäre nicht mehr dasselbe, wie das Original"
Ganz zweifellos! (wie bereits in These 1 festgestellt)
Aber im Falle des Beispiels von geklonten Hunden ist es etwas unverständlich, dass diese Feststellung als Gegenargument zum Klonen eines Hundes verwendet wird. Viele Menschen würden sich immer wieder die selbe Rasse kaufen, warum dann eigentlich nicht gleich den identischen Genpool?
Der einzige Grund, sich gegen die Idee des Klonens zu wenden, ist und bleibt folglich unsere mehr als romantische Vorstellung davon, dass wir uns auf einer Suche nach dem Sinn unseres Lebens befinden.
Dieser "Sinn" eines Lebens, nach dem der Mensch -als einziges Lebewesen mit einem Ich-Bewusstsein- strebt, nährt erst die Vorstellung seiner Einzigartigkeit.
Wäre dem nicht so und gäbe es keine "Erfüllung" (in religiösem oder persönlichem Sinne), nach der wir unablässig streben, wäre die Vorstellung einer "Individualität" oder "Autonomie" des Einzelnen total unerheblich.
Es bedarf also in unserer Welt immer eines "Größeren" (ebenfalls als Abstraktum) nach dem wir unser Leben richten können und sei es auch nur, dass dieses "Größere" unsere eigene, unter keinen Umständen wiederkehrende Persönlichkeit ist.
Das Szenario von immer wiederkehrenden, identischen "Ichs" ist für einen Menschen (und ebenfalls für eine Gesellschaft) unerträglich.
In unsere (überhebliche) Imagio vom Unikat eines Lebewesens passen keine Klone. Darin steckt unter anderem auch die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität sowie vor einem Wertverlust des Einzelnen im Angesicht der Gleichschaltung; Wobei diese doch eigentlich vollkommen unbegründet wäre, da wir ja bereits festgestellt haben, dass ein genetischer Klon noch lange nicht die selben Fähigkeiten, Erfahrungen, Talente und Erlebnisse haben muss, wie sein Original.
Doch allein die Idee der biologischen Vervielfältigung ist offensichtlich schon ausreichend, um unser Wertesystem und Weltbild ins Schwanken zu bringen.
Im Beispiel der ursprünglich gestellten Frage, ob man den eigenen Hund klonen würde, liegt zudem noch die bereits von Ulli erwähnte eigene Erwartungshaltung zu Grunde, die in unseren durch das christliche Abendland geprägten Vorstellungen von Liebe ihren Ursprung findet.
Es ist der eigens erzeugte Pathos, welcher uns davon abhalten würde, ein geliebtes Lebewesen (oder womöglich den eigenen Partner) zu klonen, indem wir ihm nicht zugestehen, ein eigenständiges Leben führen zu können, was wiederum an unseren Gewohnheiten liegt, eine Persönlichkeit zu großen Teilen an die biologische Erscheinung zu knüpfen.
Wenn wir uns einen Klon also im Vergleich als einen Zwilling denken würden, der wie jeder auch in der Natur vorkommende "Doppelgänger" trotz identischer Genetik durchaus im Stande ist, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, wäre diese Abstimmung mit Sicherheit anders ausgegangen.
Der einzige wirklich relevante Unterschied zwischen einem natürlichen Zwilling unseres Hundes und einem Klon wäre also, dass nicht die Natur einen doppelten Code hervorgebracht hat, sondern der Mensch mit einer von welchen Impulsen auch immer getriebenen Absicht.
Aber was wäre daran noch verwerflich?
Liebe Grüße,
Sub - die nicht abgestimmt hat.