Hallo Stefan,
ich glaube, was in Deinen Schwärmereien tatsächlich noch zu kurz gekommen ist, ist die Überlegung nach den bereits erwähnten charakterlichen und rassespezifischen Merkmalen.
Damit ist nicht ein verschmustes Wesen und eine gute Erziehung gemeint - denn dafür bist Du allein verantwortlich.
Wichtig wäre zunächst einmal, was der Hund von sich aus mitbringen sollte, wenn er bei Dir einzieht und das hängt WESENTLICH davon ab, in welcher Weise Du Dich mit ihm beschäftigen möchtest und was für Ansprüche Du an ihn stellst, bzw. was DU bereit bist, ihm zu geben.
Ich möchte Dir auf keinen Fall Oberflächlichkeit unterstellen, denn ich denke, dass Deine momentane Unetschlossenheit, was die Rasse betrifft, darauf zurückzuführen ist, dass Du tatsächlich noch zu wenig über Hunde weißt, um Dich auf andere Merkmale als die Optik einlassen zu können.
Damit Du vielleicht besser verstehst, was wir alle Dir zu sagen versuchen, erzähl ich Dir mal, wie ich zu meinem Hund gekommen bin:
Ich wollte im großen und ganzen einen Hund, der
A) groß ist
B) kurzes Fell hat
C) einen nur GERING ausgeprägten Jagdtrieb hat
D) nicht zu aktiv ist, sondern eher ein "Kaltblüter"
E) den man "einfach" beschäftigen kann (also "normal", keinen BC oder Ähnliches)
F) allwettertauglich ist und mit Minustemperaturen gut klar kommt
G) geländegängig im Gebirge sein sollte.
Am Wichtigsten war mir dabei, einen "Allrounder" nach meinen Vorstellungen zu finden, der nichts vermisst, oder auf dumme Gedanken kommt, wenn man ihn nicht nach seinen spezifischen Eigenschaften einsetzt - also keinen reinen Hüte-, Jagd- oder Laufhund.
Viele Hunde, deren Optik mir sehr gut gefiel, passten leider nicht in mein Leben bzw. erfüllten die Kriterien nicht. (Mein Traum waren immer hellbraune Hunde... und jetzt guck mal in meinen Avatar!)
Mir war es jedoch wichtiger, einen Hund zu finden, dessen Bedürfnisse mit jenen Gegebenheiten übereinstimmten, die er bei mir vorfinden würde, anstatt mich an die von mir favorisierte Fellfarbe zu klammern.
Denn was hätte ich denn von einem hellbraunen Boerboel, den ich nicht mit zum Snowboarden nehmen könnte, weil sein auf afrikanische Temperaturen ausgelegtes Fell ihn nicht vor Kälte schützt?
Und wie viel Spaß hätte ich mit einem wunderschönen hellbraunen Ridgeback, der bei mir weder jagen darf, noch ich Lust gehabt hätte, mein lahmes Sportprogramm seinetwegen auf Marathonniveau raufzupushen?
Wie viel Freude hätte wohl der hellbraune Mastino daran gefunden, seine 80/90kg auf den Wetterstein wuchten zu dürfen?
Also stellen wir mal wieder fest: Die optische Erscheinung ist, wenn überhaupt, nur die halbe Miete.
Sicherlich möchte niemand einen Hund, den man morgens anguckt und sich denkt: "Man, bist Du häßlich!"
Aber Deine Freundin wirst Du sicherlich auch nicht danach aussuchen, welche Farbe ihre Augen haben, sondern Dich nach einer umsehen, deren Leben und deren Bedürfnisse zu den Deinen passen.
Ein Retriever z.B. läuft bei minus 10 Grad und Regen zu Hochform auf und wird 80% aller Spaziergänge nass, dreckig und stinkend beenden (Glaub mir, ich hatte einen!!). Macht Dir Apportiertraining dann immer noch Spaß? Außerdem wirst Du einem Retriever keinen Gefallen tun, wenn Du mit ihm nach Südspanien auswanderst!
Ein Westie ist ein toller Hund, wenn Du genug Energie hast, Dich gegenüber seinen Frechheiten zu behaupten. Wenn Du einen mit einem ausgeprägten Jagdtrieb erwischt, kannst Du Dich schon mal darauf einstellen, ihm entweder durch die Dornen hinterherzukriechen oder Dich ausgiebig in das Thema "Schleppleine" einzuarbeiten.
Bei einem Mini-Hund wäre ich mir nicht ganz sicher, ob er das Trainingsprogramm eines jungen Mannes z.B. beim Fahrradfahren auf Dauer unbeschadet übersteht...
Du siehst, es gibt eine Menge zu bedenken.
Auch wenn die jeweiligen Rassen natürlich alle "von außen" hübsch sind, haben sie doch alle ihre spezifischen Bedürfnisse, Eigenschaften und/oder biologischen Voraussetzungen, die bei der Anschaffung bedacht werden wollen.
Überleg Dir genau, was Du von einem Hund erwartest und VOR ALLEM, was er von DIR erwarten darf. Also nicht, ob er Dich begrüßt, wenn Du heimkommst, denn das tun alle Hunde, die ihre Herrchen lieben.
Sondern eher, wie Du ihn auslasten möchtest, welche -veranlagten, nicht erzogenen!!!- Eigenschaften er haben sollte und ob diese Traumvorstellung auch wirklich mit Deinem Lebensstil zu vereinbaren ist.
Erst danach solltest Du aussortieren, welche Rassen Deiner "Liste" aus Schönheitsgründen nicht in Frage kommen und welche Du weiterhin favorisierst.
Liebe Grüße,
Sub.