Liebe Leni,
jetzt mal "Butter bei die Fische"!
Du schreibst, Du hättest Deinem Hund "am Anfang" versucht, Sitz und Platz und dergleichen beizubringen, aber er hätte nicht gewollt...
Ich fürchte, das ist so nicht ganz in Ordnung - ich weiß ja nicht, wie intensiv Deine Versuche waren, aber ich fürchte, Du hast zu früh aufgegeben, weil vielleicht DIR die Lust fehlte, Dich mit ihm ernsthaft auseinanderzusetzen.
(das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern nur eine Vermutung.)
Sitz und Platz etc. lernt der Hund nicht, damit er das mal vor Freunden vorführen kann, sondern weil es EUER Zusammenleben erleichtert und auch gefahrloser macht.
A) Weil Du dem Hund u.a. dadurch zeigst, dass Du sein Chef bist und er gefälligst Deine Anweisungen zu befolgen hat,
B) Weil diese Kommandos nicht nur im Straßenverkehr, sondern allgemein im Alltag und im Zusammenleben mit anderen Menschen und Tieren sinnvoll zum Einsatz kommen können und
C) Weil sie Deinen kleinen Hund vor Schaden bewahren können!
Grade für letzteres bist DU verantwortlich! DU musst ihn beschützen und dazu gehört dringend, dass er Dich als seinen Rudeloberboss anerkennt!
Es gibt Tausende von Situationen, die DU als Mensch wesentlich besser, (wenn nicht sogar nur Du allein) überblicken kannst, als Dein Hund es könnte, weshalb es zwingend notwendig ist, dass er Deine Anweisungen anerkennt und nicht erst hinterfragt, um dann doch zu tun was ER für richtig hält!
Indem Du Dir einen Hund angeschafft hast, hast Du eine Verantwortung für SEIN LEBEN übernommen, die Du nicht tragen kannst, wenn er macht, was er will.
Und wenn Euer Hund alles darf, alles bekommt, Euch beißt (egal ob schon immer oder nur neuerdings) und nichts kann oder muss, dann würde ich gerne mal wissen, wie Du "erzogen" definierst.
Ich weiß nicht, wie Dein Leben mit Deiner letzten erzogenen Hündin ausgesehen hat, aber vielleicht hattest Du da ja auch einfach nur ein ganz anschmigsames und folgsames Exemplar, die Euch aufgrund anderer Ursachen als Führungspersönlichkeiten anerkannt hat?
(Und das alles war jetzt wieder NICHT böse gemeint, sondern nur mit einem eindringlichen Augenbraunhochziehen!
)
Ich möchte Dir auf keinen Fall absprechen, dass Du schon + 16 Jahre Erfahrung im Umgang mit Hunden hast, dennoch würde ich Dir sehr ans Herz legen wollen, Dich noch mal gründlich mit dem Thema Erziehung zu beschäftigen.
Denk dran: Niemand ist allwissend und jeder macht mal Fehler. Aber indem Du Deine Fehler erkennst und korrigierst, tust Du Deinem Hund den allergrößten Gefallen!
Scheu Dich bitte nicht, hier und anderswo weiterhin um Rat zu fragen - es ist nur menschlich, eine kleine "Rüge" zu verteilen, wenn man mit dem Tun eines anderen nicht ganz "d'accord" geht, das kennst Du doch sicherlich von Dir auch? Aber dennoch gibt es hier (und natürlich auch in Vereinen, Hundeschulen etc.) viele nette und erfahrene Menschen, die Dir gerne weiterhelfen, Dein Wissen noch zu vertiefen.
Umsetzen musst Du es allerdings ganz alleine - ich wünsche Dir viel Kraft und viel Erfolg dabei!
LG, Sub.