Meine fast sechsjährige "Tageshündin", die ich zwei Tage pro Woche bei mir zuhause betreue, ist von ihrem Herrchen darauf konditioniert worden, lautstark Krawall zu machen, herumzutoben und zu bellen, wenn er nachhause kommt. Er interpretiert dieses laute Bellen und Herumtoben als Freude, dass er kommt, und belohnt sie seit Jahren jedesmal mit Leckerlies dafür. Sie hat also gelernt: laut und wild sein, wenn jemand kommt, ist erwünscht.
Meine Freundin versucht seit Jahren, dem Hund beizubringen, dass er das nicht machen soll, wenn sie kommt oder ihn z.B. bei mir in der Wohnung abholt. Normalerweise bringe ich ihr den Hund raus zum Auto, da freut er sich zwar, dass er sein Frauchen wiedersieht, aber weitaus gemäßigter als üblich. Wenn der Hund herumtobt und bellt, was er kann, wie neulich beim Abholen in der Wohnung, wird sie auch laut und schreit ihren Hund heftig und barsch an. Was natürlich nichts nützt. Dann schreien halt beide statt nur der Hund. Und sie reagiert darauf, dass sie dem Hund dann einfach die Schnauze zuhält. Dann kann er nicht mehr bellen und toben, weil er fixiert wird.
Ich stehe immer ratlos daneben und weiß nicht, wie ich reagieren soll. Bei mir hat die Hündin schnell gelernt, dass sie fürs Nicht-Herumtoben und Nicht-Bellen Leckerlies bekommt, sie macht das bei mir nicht mehr. Aber ich habe halt auch keine Leute im Hintergrund, die das wieder zunichte machen wie zuhause das Herrchen. Meine Freundin hatte ihr ganzes Leben lang Hunde und geht normalerweise wirklich gut mit Hunden um. Aber dieses wilde Herumtoben und lautstarke Bellen kriegt sie nicht in den Griff (Stichwort Herrchen zuhause), das nervt sie, und sie wird laut, schreit den Hund an. Es ist einfach ein Stück Verzweiflung und endlose Genervtheit bei ihr - weniger über ihren Hund, sondern über ihren Mann, der nicht zuhört, wenn sie was sagt, und dem es egal ist, wie laut der Hund tobt und bellt. Es ist ja "Freude" über ihn.
Ich verstehe einerseits die Überforderung meiner Freundin in dem Punkt, andererseits finde ich es aber ganz und gar nicht gut, wenn sie den Hund barsch anschreit (das hört sich sogar für mich als Mensch hart und barsch an, um wieviel mehr dann für den Hund) und ihm anschließend die Schnauze zuhält. Aber ich bin nur die 2-Tage-Betreuerin, es ist nicht mein Hund, und meine Freundin darauf anzusprechen führt nur dazu, dass sie sich angegriffen fühlt und nur noch frustrierter wird.
Habt ihr einen Ratschlag für mich, wie man die Situation de-eskalieren könnte? Ich kann ja nichts an den häuslichen Gegebenheiten ändern. Und wie gesagt: der Hund kann ruhig sein, wenn wir (zu mir) heimkommen, er begreift es, dass es Leckerliles gibt, wenn er nicht herumtobt. Am Hund liegt es nicht.