Ich habe nun überhaupt keine Ahnung von Tierschutzhunden, aber ich denke ein schwieriger Punkt ist einfach, das man akzeptieren muss, dass der eigenen Hund eben nicht everybodys Darling ist und dass es Baustellen gibt, mit denen man einfach leben lernen muss bzw. an denen man oft sehr lange arbeiten muss.
Ich war Hundeanfängerin, und hatte die naive Vorstellung, dass bei unserem eigenen Hund alles so easy und toll wird, wie bei den Sitterhunden die wir so hatten. Die schon (von anderen) erzogen waren, die schon erwachsen waren und die keinen oder einen erzieherisch kontrollierten Jagdtrieb haben.
Dann kam unser Hund in die Pubertät, wurde eine Jagdsau, fand andere Rüden richtig sch... und ich hatte eine echte Sinnkrise. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Nur noch Leine? Management bei Hundebegegnungen? Nicht mehr fröhlich über die Wiese spielen, mit anderen Hunden? Anderen Hundebesitzern aus den Weg gehen?
So ähnlich wird es Dir auch gehen. Du hast bestimmt noch Euren alten Hund im Kopf, mit dem alles einfach war. Weil er erzogen war, weil er schon erwachsen (alt) war. Weil ihr ein eingespieltes Team ward.
Und jetzt ist alles neu und kompliziert. Das Schlimme ist, man macht es mit seinen eigenen negativen Emotionen nicht besser. Bucky und ich haben uns mit seiner Leinenaggression gegen Rüden richtig gegenseitig hochgepuscht. Da flossen auch viele Tränen bei mir.
Aber ich bin die Sache angegangen. Mit einer Trainerin.
Und heute findet Bucky andere Rüden immer noch oft doof, aber er geht nur noch selten nach vorn. Meist kommt allenfalls noch ein genervtes, warnendes Grummeln, aber ich weiß wie und vor allem dass ich ihn händeln kann, deswegen macht mir das nichts mehr aus. Zudem ist er erwachsen geworden, was auch hilft.
Jagdtrieb, ja, den hat er immer noch. Wir sind weiterhin die meiste Zeit mit Schlepp unterwegs, aber auch damit hab ich mich angefreundet.
Hätte ich immer noch gern einen Hund, der fröhlich frei den ganzen Tag ohne Leine rumrennt, 1a hört, auch wenn ein Hase vorbei flitzt, mit allen Hunden gut Freund ist und ein direkter Nachfahre von Lassie ist? Ja, klar, wer möchte das nicht.
Aber ein Hund ist keine Maschine, man muss bereit sein Kompromisse einzugehen, wie in jeder Beziehung.
Ich denke das ist der erste schwierige Teil auf den Du Dich einlassen muss. Das Akzeptieren. Dann wird es einfacher, verschiedene Probleme anzunehmen und an ihnen zu arbeiten. Es werden auch noch neue dazukommen, vielleicht noch schwierigere, aber eins nach dem anderen angehen und dann wird das schon.
Und ganz wichtig: mach Dinge mir deinem Hund, die Euch beiden einfach nur Spaß machen. Denn Spaß zu haben mit seinem Hund ist das wichtigste überhaupt. Dann fällt einem die Erziehung auch wieder leichter.