Wenn wir zB spazieren sind und ich stehen bleibe, um ihn etwas zurück auf den Boden zu holen
Wenn allerdings die anderen dran sind fiepst, jauelt und bellt er unendlich.
Wir bauen im Alltag viel ein, dass er mal auf seinem Kissen bleiben muss, dass er erst aus dem Auto darf wenn er ruhig sitzt bzw danach wird neben dem Auto Sitz gemacht und gewartet bis es los geht. Ich werfe auch gerne mit Bällen um mich, die er nicht holen darf.
Meine Frage wäre ob ihr noch weitere gute Übungen kennt, die Ruhe und ggf Frustrationstoleranz fördern?
Du forderst von deinem Hund scheinbar ganz arg viel Frust-Aushalten ein. Allein eure Spaziergänge stelle ich mir (zumindest so, wie du es beschrieben hast) wahnsinnig anstrengend und frustrierend für den Hund vor.
Er freut sich, dass es endlich losgeht, muss aber vor dem Aussteigen aus dem Auto erstmal warten. Wenn er es dann mal geschafft hat, sich runterzufahren, darf er endlich rausspringen - und muss direkt wieder warten.
Dann spaziert ihr endlich los und schon bleibt ihr wieder stehen und der Hund soll ruhig warten.
Wenn dann noch irgendwo noch ein Ball fliegt, dem der Hund auch nicht hinterher darf... Joa, ich wär als Hund ehrlich gesagt auch ziemlich gefrustet.
Hat dein Hund denn die Möglichkeit, seinen Frust auch mal abzubauen? Weiß er überhaupt, wie er das tun kann?
Frust-Aushalten einzufordern führt nicht automatisch zu einer größeren Frustrationstoleranz. Erstmal entsteht dadurch einfach nur viel Frust.
Wenn der Frust für den Hund zu bewältigen ist, er also einen entsprechenden Ausgleich in der Situation oder im Alltag bekommt und das Frust-Level genau an seinen Lernstand angepasst ist, dann kann ein Lerneffekt eintreten. Aber mit dem Motto "Viel hilft viel" überforderst du den Hund einfach nur gnadenlos.
Zumal gerade so aktive Hibbels sich ja ganz besonders schwer damit tun, mit Frust umzugehen. Und in dem Alter sowieso.
Für die ist eine ganz kleine Frustration schon enorm schwierig zu bewältigen. Heißt das Training muss nicht mehr, sondern eher weniger (und vor allem sehr viel kleinschrittiger!) erfolgen als bei vielen anderen Hunden.
Bei meinem eigenen Hibbel habe ich zu Pubertätszeiten auch erst versucht, intensiv Impulskontrolle und Frustrationstoleranz zu trainieren. Wurde ja vom Trainer so verordnet. Und bloß nicht nachgeben, wenn der Hund noch hibbelig ist. Geduld, Ruhe und Konsequenz, dann wird das schon, jaja...
Fakt ist: Es wurde nicht. Weil der Hund es einfach gar nicht leisten konnte.
Ich bin dann den anderen Weg gegangen und habe alles, was Impulskontrolle und Frustrationstoleranz braucht und vor allem meine eigenen Anforderungen an den Hund ganz massiv zurückgefahren.
Statt den Hund ewig im Kofferraum warten zu lassen, bis er sich wie von Geisterhand von selbst beruhigt, hat mir ein kurzer Augenkontakt vor dem Rausspringen gereicht.
Das elendige Warten, bevor wir losgehen, habe ich ebenso gestrichen. Ein Augenkontakt und ab geht's.
Deckentraining gab's nur dann, wenn es wirklich nötig war.
Leinenführigkeit habe ich nur in ganz kleinen Dosen an guten Tagen geübt, alles andere war Schleppleine oder Freilauf.
So Spielereien wie nen Ball zu werfen oder so habe ich da schon nicht gemacht, weil ich davon eh nicht allzu viel halte. Aber auch das hätte ich spätestens dann gelassen.
Kurz: Ich habe erstmal dafür gesorgt, dass mein Hund seinen ganzen Frust abbauen kann, ohne dass ständig neuer Frust dazukommt. Einfach mal Hundedinge machen, ganz ohne große Anforderungen. Und ich war damals echt überrascht, wie viel mehr Gelassenheit der Hund von sich aus mitbringt, wenn er nicht von mir dauergestresst und dauergefrustet wird.
Klar habe ich dann nach und nach wieder mehr von ihm erwartet. Mal 3 Sekunden länger im Auto warten, bis er rausspringen darf, mal 2 Minuten am Stück leinenführig laufen und sowas. Aber immer in ganz geringem Umfang, so dass der Hund es eben gut bewältigen kann. Und ich habe immer darauf geachtet, dass er eben einen entsprechenden Ausgleich hat.
Wenn ein Hund glücklich und zufrieden ist und einen erfüllenden Alltag hat, in dem er überwiegend positive Emotionen erlebt, dann schafft das Ressourcen, um auch mal mit kurzzeitigen negativen Emotionen umzugehen.
Hat ein Hund diese Ressourcen nicht, weil er seinen Alltag eh schon als total anstrengend und frustrierend empfindet, wird das nichts.